Pflegeprodukte und Kosmetik stelle ich selber her.
Christine Otis
Christine Otis erzählt: «Vor eineinhalb Jahren begann ich mich mit der App Codecheck über die Produkte zu informieren. Ich wollte bewusster konsumieren und wissen, welchen Einfluss Plastik auf unsere Gesundheit und vor allem auf jene von Emilio hat. Ich realisierte, dass fast alles, was wir einkauften, bedenklich hohe Konzentrationen an Mikroplastik und hormonaktiven Bestandteilen enthält.
Mittlerweile kaufe ich regelmässig auf dem Berner Märit ein oder fahre mit dem Velo beim Unverpackt-Laden vorbei. Dort erhält man alle Produkte ohne Plastikverpackung. Die Stoffsäcklein und Gläser nehme ich von zu Hause mit. Emilio will meist mitkommen – er ist begeistert vom Abfüllen der Teigwaren und Linsen. Zudem haben wir seit einem Jahr ein Gemüse-Abo bei einem Bauern und holen einmal pro Woche einen Korb mit saisonalem und regionalem Gemüse mit dem Velo ab.
Während der Umstellung kämmte ich über Monate Zimmer für Zimmer durch, immer mit dem Ziel, mit weniger Plastik auszukommen. Das war eine Herausforderung. Inzwischen füllen wir aber pro Monat nur noch einen 17-Liter-Kehrichtsack.
Durch die Auseinandersetzung mit dem plastikfreien Lebensstil wurde mir bewusst, was alles schief läuft in unserer konsumorientierten Gesellschaft. Vor allem aber sehe ich auch, wie viel Spass uns diese Lebensweise bereitet! Ich probiere so viel Neues aus: Kürzlich backte ich Knäckebrot mit Haferflocken – das schmeckt super. Die einzeln verpackten Dar-Vidas sind seither von der Einkaufsliste gestrichen.
Neulich besuchte ich einen Kurs, um selber Hygiene- und Pflegeprodukte herzustellen. Ich lernte Duschmittel, Shampoo, Peeling und Lippenpomade für den täglichen Gebrauch anzurühren. Den Lavendel für meine Gesichtscreme hole ich aus dem Garten meiner Schwiegermutter. Kosmetik zu kaufen ist teuer. Früher bezahlte ich für ein Gläschen Natur-Gesichtscreme 40 Franken – jetzt kostet dieselbe Menge noch rund einen Franken! Habe ich zu viel hergestellt, schenke ich es Kolleginnen.
Kleider kaufe ich in Secondhand-Läden und möglichst aus natürlichen Textilien. Wir tragen aber auch Sportkleider, die viele Mikro- und Nanopartikel aus Plastik enthalten. Für die Wäsche stecke ich die T-Shirts und Sporthosen in einen speziellen Waschsack – so landen keine Kleinstplastikteile im Abwasser.
Klar, Militante und Moralisierer gibts überall, auch in der Plastikfrei- und Zero-Waste-Szene. Wir sind keine Fundis und zwingen uns zu nichts. Ich bin sicher das Zugpferd in der Familie, mit Orfeo und Emilio bin ich dann aber ab und zu grosszügig!»