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Fabian Unternährer
Umweltbewusst leben
Familie Karrer: Ökologisch und ohne Müll
Von Manuela von Ah / Bilder: Fabian Unternährer
Dodo Karrer (38), Hausfrau und Sozialarbeiterin, Lukas Karrer (43), Leiter Digital, mit Valentin (7), Aurel (5), Philipp (3)
Dodo Karrer
Dodo Karrer erzählt: «Wir leben zwar schon länger umweltbewusst. Aber wie viel Abfall wir produzierten, wurde mir erst klar, nachdem ich auf Facebook dem Begriff ‹Zero Waste› begegnete. Mein Mann und ich entschlossen uns, unser Geld bewusst für nachhaltige und in der Region produzierte Lebensmittel sowie vorwiegend für Secondhand-Artikel auszugeben und einen Lebensstil zu führen, der möglichst keinen Müll verursacht.
Wir glauben, weniger ist mehr. Dies hat auch Auswirkungen auf unsere drei Buben. Valentin, Aurel und Philipp haben im Vergleich zu anderen Kindern nicht so viele Spielsachen. Trotzdem sind wir sicher, dass sie ebenso glücklich sind. Wir thematisieren mit ihnen immer wieder unseren Entscheid, sorgfältig mit Ressourcen umzugehen, und erklären ihnen den Zusammenhang zwischen materiellem Besitz und der daraus entstehenden Belastung für die Umwelt. Eine ‹heile Welt› können und wollen wir den Kindern aber nicht bieten. Unterwegs und in der Schule sehen sie andere Lebensstile – da sind Kompromisse zwingend. Jedes Kind führt eine Liste und kann sich zum Geburtstag von den Grosseltern und von Gotte und Götti etwas wünschen. Zu Weihnachten gibt es von und für uns seit zwei Jahren keine Geschenke mehr.
Ich selber musste lernen, mich aktiv zu wehren gegen meine alten Angewohnheiten. Und auch im sozialen Umfeld gab und gibt es Erklärungsbedarf: Wenn wir früher eingeladen waren, dachte ich immer, gekaufte Geschenke mitbringen zu müssen. Heute schenken wir einfach Blumen aus unserem Garten, selbst gemachte Konfi oder Eier der eigenen Hühner. Umgekehrt bitte ich die Gäste, nichts mitzubringen. Vor allem nichts Überflüssiges für die Kinder.
Wir werden oft gefragt, ob es nicht zeitaufwendig ist, so wie wir leben. Jein. Bei uns gibt es kein Fertigessen, ich koche selber – meist vegetarisch. Einmal pro Woche kaufe ich im Dorf ein. In der Molkerei, Bäckerei, beim Metzger sowie im Bio-Laden lasse ich die Produkte, welche auf meinem Einkaufszettel stehen, direkt in mitgebrachtes Geschirr und Säckli einfüllen. Das braucht Zeit. Dafür müssen wir seltener entsorgen gehen. Und wir müssen weniger aufräumen oder verlegte Dinge suchen, weil nicht vieles rumsteht.
Ich kaufe ausschliesslich Secondhand-Kleider, Lukas hingegen braucht ab und zu Anzug, Hemd und Krawatte. Unser Lebensstil führt zwar zu Diskussionen – streiten tun wir uns deswegen nicht.
Manchmal geistern komische Vorstellungen herum, was die Körperpflege von uns Zero Wastlern betrifft. Wir waschen und pflegen uns, Hygiene ist uns wichtig. In unserem Haushalt liegen drei Seifen: eine für die Hände, eine für den Körper, eine fürs Haar sowie Lukas’ Duschgel. Das reicht! Auch Zahnpasta ist selber herstellbar. Das möchte ich bald ausprobieren.
Menstruationstassen sind eine super Alternative zu Binden und Tampons. Zu Beginn war die Methode gewöhnungsbedürftig – aber sie ist umweltfreundlich und viel billiger. Ich würde nie mehr zurück wollen. Manchmal denke ich, wir rasen auf einen ökologischen Abgrund zu und ich frage mich, ob meine Bemühungen Sinn machen. Dann tut es gut, Gleichgesinnte zu treffen. Wir können nicht auf politische Änderungen warten und auf die Wirtschaft können wir schon gar nicht hoffen. Wir müssen bei uns selber beginnen. Wir wollen unseren Kindern ein ökologisches Bewusstsein mitgeben und ihnen Respekt vor der Natur vorleben, damit sie, ihre Kinder und viele weitere Generationen unsere wunderbare Welt erleben dürfen.»
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