Zwischen Wunschzettel und Wirklichkeit

Die Weihnachtszeit beginnt längst nicht mehr im Advent, sondern mit dem ersten Lebkuchen im September. Überall funkeln Lichter und die Werbung flüstert: Mehr ist besser. Für Kinder ist das kaum durchschaubar – jeder Bildschirm, jedes Schaufenster ruft neue Wünsche hervor. Für Eltern dagegen wächst der Druck, mithalten zu müssen. Was, wenn Weihnachten mehr Konsum als Geniessen ist? 

Weihnachten ist für jede Familie anders. Weihnachten darf auch schlicht sein, still und respektvoll. Erinnern wir uns, dass es das Fest der Liebe ist, wir an Mitmenschen denken und anderen eine Freude machen wollen. Und doch ist es natürlich, dass vor allem Kinder sich auf Geschenke freuen. Gerade jetzt zeigt sich, wie wichtig die alltägliche finanzielle Erziehung in Familien ist. Kinder erleben Geld oft als etwas, das einfach da ist – durch Karte, App oder Klick. Doch wenn wir gemeinsam über Wünsche sprechen, über Budget, Spar-Ziele und Entscheidungen, entsteht ein anderes Bewusstsein: Geld wird begreifbar – auch das digitale.

Was ist uns wichtig?

Digitale Hilfsmittel, aber auch das klassische Sparschwein können diesen Lernprozess unter dem Jahr unterstützen. Wir empfehlen, Wünsche zu planen. So sind Fortschritte sichtbar und Entscheidungen werden verstanden. Wer selber spart, erlebt Verantwortung – und die Freude, ein Ziel selbst erreicht zu haben. Das verändert die Haltung zum Konsum nachhaltig. Denn so lernen Kinder nicht den Verzicht, sondern Selbstbestimmung. 

Der Start in die Weihnachtszeit kann ein Gespräch in der Familie sein. Was ist uns wichtig und wie wollen wir das Fest dieses Jahr gestalten? Welches Budget haben wir für Geschenke und wen beschenken wir? Diese Themen können – je nach Alter und Interesse – offen mit den Kindern besprochen werden. Ab etwa zehn Jahren verstehen viele Kinder schon gut, was hinter Wünschen, Budget und Entscheidungen steckt – ohne dass dabei  die Magie von Weihnachten verloren gehen muss. Ein ehrlicher Austausch über Vorstellungen und finanzielle Realität schafft Nähe, hilft Kindern, Prioritäten zu setzen und Kompromisse zu verstehen.

Für Kinder ist es wichtig, den Wert des Geldes zu verstehen, aber auch, dass Bedürfnisse befriedigt werden können, ohne etwas zu kaufen. Zeit, gemeinsame Aktivitäten und besondere Momente sind von unbezahlbarem Wert und verewigen sich als Erinnerungen. Der Fokus verschiebt sich vom Haben auf Erleben und somit ein Stück weit weg vom Materiellen. Weihnachten darf glitzern – aber nicht blenden. Wenn wir in der Familie über Geld und Werte sprechen, lernen Kinder, was es bedeutet, bewusst zu wählen, statt impulsiv zu kaufen und dass es nicht glücklicher macht, wenn man viele materielle Geschenke bekommt. Am Ende ist das schönste Geschenk nicht das grösste Paket, sondern das Wissen, was einem wirklich wichtig ist, und dass man auch bei dem überdimensionalen Angebot an Weihnachtszauber gemeinsam gelernt hat, achtsam und bewusst mit Geld umzugehen.