Schwangerschaft / Entspannungskurse
Wie Entspannung in der Schwangerschaft gelingt
Nichts tut dem ungeborenen Kind so gut wie eine entspannte Mutter. Doch wie geht das, wenn für sie alles so neu und unbekannt ist?
- Meditationskurs und Einzelcoaching für Schwangere und Mütter in Bern, Murielle Heimo ➺ ruheauszeit.ch
- Meditation und Achtsamkeit in der Schwangerschaft. Buch und CDs von Katrin Michel ➺ kamija.de
Metamorphische Methode
- Anwendungen und Kurse in Metamorphischer Methode, Marianne Tuor ➺ metamorphische-methode.ch
- Adressen von Praktizierenden ➺ metamorphicassociation.org
Klangentspannung
- Eine Adressliste von Hebammen und Therapeuten, die mit Stimmgabeln arbeiten, ist auf Anfrage bei ➺ info@polarity.ch
- Deutschsprachige Website von John Beaulieu ➺ biosonics.ch
- Klangentspannung mit Stimmgabeln und Klangschalen, für schwangere Frauen, Paare oder Mütter mit älteren Kindern in Zürich ➺ vibratuning.ch
- Buch «Klangheilung mit Stimmgabeln», John Beaulieu, ➺ AT Verlag, Fr. 31.90
Haptonomie
- Schweizerischer Verband medizinischer Fachpersonen mit Ausbildung in Haptonomie: ➺ hapto.ch.
Laborkontrollen, Ultraschall und Ernährungsempfehlungen gehören heute zur Schwangerschaft wie die Fahrzeugprüfung zum Auto. Beides ist nicht falsch. Genügt aber nicht, um mit dicker werdendem Bauch sicher und hoffentlich auch vergnügt durch die neun Monate zu navigieren.
Schon früh treten ungewohnte Hormonveränderungen auf, welche die schwangere Frau auf Achterbahnfahrt schicken oder in emotionale Schräglagen versetzen können. Klar, eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, für den Körper aber eine Herausforderung – und mehr noch für den Geist. Fragen, Unsicherheiten oder Ängste tauchen auf: Werde ich eine gute Mutter sein? Kann ich die Geburtsschmerzen aushalten? Schaffe ich das alles überhaupt?
Das ist alles ganz normal. Aufmerksamkeit bedarf der Zustand trotzdem. Auch wenn das Umfeld davon ausgehen mag, eine schwangere Frau könne weiter funktionieren wie vorher, Tatsache ist: Eine Schwangerschaft verändert die Lebenssituation der werdenden Eltern derart, dass es sich lohnt, immer wieder einmal innezuhalten und sich auf das einzustimmen, was gerade passiert. Sich mit den eigenen Ressourcen zu verbinden und innere Stärke aufzubauen. Sodass Stress oder Anspannung der Zuversicht weichen.
Eine vertrauensvolle Einstellung ist auf eigene Faust jedoch nicht immer einfach zu erreichen. Sich unterstützen und inspirieren zu lassen, ist dann oft der richtige Weg. Wir stellen verschiedene Methoden und Angebote vor, welche Ruhe, Mut und Achtsamkeit fördern, auf die Bindung zum ungeborenen Kind fokussieren – und damit ein solides Fundament für den späteren Familienalltag legen.
Meditation
Die stressreduzierende Wirkung von Meditation wurde in Studien vielfach nachgewiesen. Die Schwangerschaft ist ein guter Moment, den Blick nach innen zu richten und die Gedanken zur Ruhe kommen zu lassen. Die Berner Kommunikationsfachfrau und Meditationslehrerin Murielle Heimo hat während ihrer Schwangerschaft nach einem Angebot gesucht, welches die Meditation zur Geburtsvorbereitung nutzt. Weil sie nichts fand, was ihren Bedürfnissen entsprach, entwickelte sie im Mutterschaftsurlaub selber einen solchen Kurs, den sie nun in Bern seit Anfang Jahr anbietet. «Wir meditieren zu Musik, am ersten Abend nur gerade zehn Minuten, später bis zu einer halben Stunde», sagt Murielle Heimo. Die ausgebildete Meditationslehrerin setzt zudem Affirmationen und Visualisierungen ein, die helfen, sich mit dem ungeborenen Kind zu verbinden und wahrzunehmen, wie sich der Körper während der Schwangerschaft verändert. «Wenn wir achtsam sind und hinhören, was wir brauchen, gewinnen wir Ruhe und Gelassenheit. Das ist in unserer hektischen Zeit besonders nötig», ist Murielle Heimo überzeugt.
Wichtig ist ihr auch, dass die Frauen die Möglichkeit erhalten, sich kennenzulernen und auszutauschen. So merken sie, dass die Veränderungen, Stimmungsschwankungen und Emotionen Teil eines völlig normalen Prozesses sind. «Auch die Angst vor dem Geburtsschmerz wird thematisiert», sagt Heimo. Ihr selber habe die Meditationspraxis geholfen, unter der Geburt den Schmerzen nicht auszuweichen, sondern ihre wellenartige Intensität zu erkennen und in den Wehenpausen völlig zu entspannen.
Metamorphische Methode
Wie in der Raupe bereits das Potenzial gegeben ist, sich zum Schmetterling zu entfalten, ist auch im ungeborenen Kind alles vorhanden, was es braucht, um zu werden, wer es ist. Die Metamorphische Methode geht davon aus, dass allein unsere Lebenskraft mit der ihr innewohnenden Intelligenz Transformation bewirkt. So wie sich die Raupe nicht sorgen muss, wie sie zum Schmetterling wird.
Entwickelt wurde die Metamorphische Methode, die keinen therapeutischen Ansatz verfolgt, vom vormaligen Montessori- Lehrer Gaston Saint-Pierre in den späten 1970er-Jahren. «Wesentlich ist die innere Haltung des Belassens, welche alles, was ist, bedingungslos anerkennt», erklärt Marianne Tuor, Lehrerin und Anwenderin der Methode. In der praktischen Arbeit berührt sie mit sanften Bewegungen Füsse, Hände und Kopf ihres Klienten – dort, wo sich auch die Wirbelsäulenreflexpunkte befinden. Wie angenehm das ist! Nichts muss verändert, manipuliert oder optimiert werden. Während der Anwendung kann gesprochen oder geschwiegen werden, ganz nach momentanem Bedürfnis.
Weil die Methode einfach und in wenigen Stunden zu erlernen ist, können sich Partner gegenseitig oder Eltern ihren Kindern Anwendungen geben. Durch die nicht eingreifende Haltung eignen sich die Berührungen gut, um Schwangerschaft und Geburt zu begleiten. Frauen berichten, dass sie die Anwendungen als entspannend und wohltuend erleben und dass das Vertrauen in sich und ihren Körper dadurch vertieft wurde. «Da die Metamorphische Methode absolut sicher ist, kann das Neugeborene schon kurz nach der Geburt in dieser Form berührt werden», ergänzt Marianne Tuor.
Entspannung durch Klang
Dass mit der Stimmgabel Musikinstrumente gestimmt werden, wissen wir alle. Weniger bekannt ist, dass sich auch der Mensch mit Stimmgabeln «stimmen» lässt. Tönt nach exotischem Hokuspokus? Der 73-jährige Amerikaner John Beaulieu, Begründer dieser Technik, verbindet wissenschaftliche Erkenntnisse über die Heilwirkung von Klang mit seinen Erfahrungen als Psychiater, Naturarzt und Musiker. Im vergangenen März zeigte er im Kursraum des Polarity- Bildungszentrums in Zürich, wie die Stimmgabeln in der Schwangerschaft eingesetzt werden können.
Beaulieu arbeitet normalerweise mit vielen verschiedenen Stimmgabeln, benutzte bei der Demonstration jedoch nur eine einzige, die er als Allround-Instrument bezeichnet. Diese osteophonische Stimmgabel vibriert im Puls der reinen Quinte. Hält man ihren Stiel zum Beispiel auf das Brustbein, wird spürbar, wie dieses und das umlegende Gewebe vibrieren. «Die Behandlung mit der Stimmgabel beruhigt das Nervensystem und kann dadurch tiefe innere Entspannung und Harmonie erzeugen», sagt Beaulieu. Wird die Stimmgabel im Beckenraum eingesetzt, kommt auch das ungeborene Kind in den Genuss der Klänge – mit weitreichenden Auswirkungen: «Die Klangschwingungen stimulieren die neuronalen Netzwerke und schaffen damit optimale Bedingungen für die kognitive Entwicklung», so Beaulieu. Mittlerweile arbeiten in der Schweiz Klangtherapeutinnen und auch Hebammen mit den von Beaulieu entwickelten Stimmgabeln. Die Methode eignet sich jedoch auch für die Selbstanwendung.
Haptonomie
Die Haptonomie ist eine Technik, bei der es um das «Fühlen mit den Händen» geht. Sie unterstützt die werdenden Eltern dabei, bereits vor der Geburt eine liebevolle und innige Verbindung zum Kind aufzubauen. Die Grundkenntnisse der Haptonomie werden in der Schwangerschaft in der Regel von einer in Haptonomie ausgebildeten Hebamme vermittelt, weshalb sich die Methode auch zur Geburtsvorbereitung eignet und bereits in den ersten Schwangerschaftswochen angewendet werden kann. Und so gehts: Weil Berührungen sehr unterschiedlich wahrgenommen werden, lernen die Väter in der Haptonomie, ihre Hände mit grosser Achtsamkeit zu benutzen. Der Vater legt also von hinten die Hände auf den Bauch der Mutter und verbindet diese Berührung mit einer bestimmten Qualität; gleichzeitig tritt er in Kontakt mit dem Kind im Mutterleib. «Die Idee dabei ist, dass das Ungeborene erfährt, dass ausserhalb der Mutter noch eine Welt existiert», sagt Florian Helfrich, der die Methode mit seiner Frau während deren Schwangerschaft angewendet hat. «Es entsteht sozusagen eine Beziehung über den Bauchrand der Mutter hinaus.» Empfohlen wird, die haptonomischen Berührungen täglich zum Beispiel während 10 Minuten zu machen. Diese gemeinsame Zeit zu zweit – beziehungsweise zu dritt – wirkt für die schwangere Frau unterstützend und damit entspannend; sie und das Kind erfahren Sicherheit und Halt durch die männliche Präsenz. Der werdende Vater fühlt sich eingebunden und kann schon ganz früh Zugang zu seinem Kind finden. Nach der Geburt kann das Baby ebenfalls auf diese Art berührt werden.
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