Sara ist 20, die Mutter Schweizerin, der Vater Libanese. Sara lernt für die Aufnahmeprüfung der pädagogischen Hochschule. Sie erzählt:
«Wir fliegen jedes Jahr mindestens einmal nach Beirut. Es ist ein kompletter Tapetenwechsel und ich freue mich auf die Grossfamilie, es ist immer etwas los. Wenn ich dort bin, fühlt es sich an wie ein zweites Zuhause. Trotzdem merke ich, dass ich Ausländerin bin; die Leute schauen mich anders an, unser Kleidungsstil ist nicht gleich.
Ich bin Muslimin, wie mein Vater, meine Geschwister und auch meine Mutter. Dass sie konvertiert ist, finde ich gut; sie ist mein Vorbild und es gefällt mir, dass wir zusammen beten, im Ramadan fasten und dass sie ein Kopftuch trägt. Ich selbst trage es nur, wenn ich in Zürich in den islamischen Verein gehe oder im Libanon in die Moschee. Ich hoffe, es eines Tages für immer zu tragen.
Trotzdem sind wir eher schweizerisch als libanesisch erzogen worden. Meine Mutter hat mit uns Schweizer Kinderlieder gesungen und ich kenne Dialektwörter wie Lusbueb, die für Kinder mit ausschliesslich ausländischen Wurzeln fremd sind. In der Schweiz werden Kinder wie vollwertige und eigenständige Menschen behandelt, man nimmt sie ernst und ihre Ansichten zählen. Das war bei uns auch so.
Als ich aus der Schule kam und abends weg ging, musste ich allerdings früher zu Hause sein als meine Schweizer Kolleginnen. Mein Vater wartete jeweils auf mich und ich wollte es ihm und mir ersparen, erst nach Mitternacht zurück zu sein.
Ich merke, dass ich eine andere Denkart habe als meine libanesischen Cousins und Cousinen, ich bin offener. Obwohl ich sehr am Libanesischen hänge, fühle ich mich als Schweizerin, aber nicht ganz. Ich habe die arabische Kultur meines Vaters mit auf den Weg bekommen, angepasst an die Schweiz. Das gibt mir viel Halt und ich bin froh darum.»