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Binationale Familie
Als Erwachsene nach Thailand auswandern?
Von Veronica Bonilla Gurzeler
Nach Abschluss der Schulzeit möchten die Eltern von Caroline und Simon in die Heimat der Mutter auswandern. Was bedeutet das für die binational aufgewachsenen Geschwister?
Die Geschwister Caroline (19) und Simon (20) erzählen von ihrer binationalen Familie: Die Mutter ist Thailänderin, der Vater Schweizer. Simon hat die Wirtschaftsmatur gemacht und ist jetzt in der Rekrutenschule, Caroline ist im zweitletzten Jahr des neusprachlichen Gymnasiums.
Caroline: Unsere Eltern möchten bald nach Thailand auswandern. Wann, ist noch nicht klar, sicher erst wenn ich die Matur habe, also frühestens in zwei Jahren. Ich finde die Vorstellung recht krass und habe noch keinen Plan, ob ich mitgehe oder hier bleiben will.
Simon: Ich kann mir vorstellen, bei einer Schweizer Firma zu arbeiten, die eine Niederlassung in Thailand hat. Thais mit guter Schuldbildung verdienen monatlich etwa 1000 Franken. Das reicht gut, um dort zu leben; ich würde aber sicher auch reisen wollen, dafür braucht es mehr Geld.
Caroline: In Bangkok wurde ich schon mehrmals an Model- oder Musikvideo-Castings eingeladen, konnte aber nie teilnehmen, weil wir nur auf der Durchreise waren. Mischlinge sind im thailändischen Showbiz sehr beliebt und vielleicht würde ich einfach ein paar Monate dort wohnen und schauen, ob etwas daraus wird.
Simon: Thais sind sehr familienbezogen. Caroline und ich haben das auch ... (lacht) Wir werden also früher oder später wohl doch in Thailand leben!
Caroline: Wir fühlen uns aber trotzdem als Schweizer. Auch wenn ich meine thailändischen Verwandten vermisse, wenn ich hier bin und den Winter gar nicht mag. Oder nicht verstehe, wenn Schweizer Jugendliche Lehrpersonen gegenüber frech sind; in Thailand behandelt man alle älteren Personen mit Respekt. Dort hingegen wundere ich mich, wieso Thais den Abfall auf den Boden statt in den Müll werfen. Gut finde ich die thailändische Küche, vor allem seit ich vegan bin; sie enthält viel Gemüse.
Simon: Schade ist, dass ich mit meiner Mutter früher nicht thailändisch gesprochen habe. Später habe ich es mir mit Videos und so selber beigebracht und kann heute auch schreiben und lesen, sogar besser als Caroline, die dafür akzentfreier spricht. Ich bin recht eigensinnig, wenn ich etwas will, gebe ich alles, um es zu schaffen. Das liegt wohl daran, dass meine Mutter uns bei den Hausaufgaben nicht helfen konnte und mein Vater keine Zeit hatte. So lernten wir früh, die Schule selbstständig zu meistern.
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