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Sextalk
Küss mich überall
Was ist sauberer? Das Gesicht oder das Genital? Richtig. Letzteres. Und dennoch ist sie oftmals recht kompliziert, die Sache mit dem Oralverkehr.
«Nein, mein Mann küsst mich nicht ...» Der Satz fiel in meiner Praxis, als eine Frau erklärte, wie ihr Partner ihre Küsse beim Sex ablehnte. Am Anfang des Vorspiels küssten sich beide gerne, die Leidenschaft stieg an, während des Liebesspiels nahm die Frau dann auch mal den Penis ihres Mannes in den Mund. Danach mochte er sie nicht mehr küssen. Der Ehemann liess sich also einen blasen (Fellatio), aber die Lippen seiner Frau fand er danach eklig. Selbstverständlich mochte er es auch nicht, seine Frau oral zu verwöhnen (Cunnilingus). Tja, der Gedanke an Oralsex löst manchmal ungute Gefühle aus. Von klein an lernen wir, dass «es unten unsauber ist, denn von dort pinkelt man» oder «da sollte man sich ordentlich waschen». Letzteres stimmt. Auffällig ist dennoch, wie manche ihr Genital mit Seife oder Waschlotion förmlich schrubben. Für ein sauberes Genital reicht entspanntes Waschen mit warmem Wasser. Der richtige, leicht saure, pH-Wert an der Haut wird erhalten und Bakterien haben keine Chance. Diesen Zusammenhang erkläre ich häufig. Einfach und sauber. So könnte es sein. Aber ...
Ran ans Genital!
Psychologische Zusammenhänge wiegen beim Oralsex einfach schwer. Das «genitale Unten» und der Oralsex besitzen grosses Schampotenzial. Viele kennen oder mögen ihr Genital nicht, sie reden sich ein, es sähe nicht gut oder «richtig » aus, die Falten sammelten bestimmt Gerüche (da ist sie wieder, die Sauberkeitsfrage) und vieles mehr. Dagegen hilft nur : Ran ans Genital – mit Neugierde und Wohlwollen ! Beginnen Sie damit, jeden Abend und jeden Morgen, beim Einschlafen und Aufwachen, die eigene Hand aufs eigene Genital zu legen. Die Aufgabe dabei : Nachspüren ! Wie fühlt sich die Wärme an der Hand an ? Am Genital? Könnte die Hand das Geschlecht «umarmen» und behutsam halten ? Dieses Nachspüren wird nach und nach – im positiven Sinne – zur Gewohnheit – ganz ohne Scham. Gelegentlich kann auch an der Hand, nach dem Berühren, gerochen werden, das ist für viele Menschen ein nächster schwieriger Schritt an der Prozedur. Je nachdem, ob sich Haare am Genital befinden oder nicht, steigt da ein feiner Moschusgeruch in die Nase, der beim Sex oft als erregend beschrieben wird. Danach kommt das Schmecken ... Puh, oder ? Gemeint ist, kurz mit der Zunge am Finger zu prüfen, ob «da unten» alles gut ist.
Es bleibt dabei, dass wer sich wirklich mit Genitalien und den dazugehörigen Gerüchen und Geschmäckern unwohl fühlt, wahrscheinlich nie Oral-Virtuose wird – schön, dass es andere sexuelle Spielarten gibt.
Eine letzte Frage habe ich : Wenn Sie nur einen Waschlappen hätten und sich sowohl im Gesicht als auch am Genital waschen müssten, welche Reihenfolge wählten Sie? Ja, erst das Genital, natürlich. Das Gesicht ist voller Bakterien, das Genital meist sauber. Ein Tipp : Wer sich «oral sicher» fühlen möchte, geht vorm Sex – oder währenddessen zusammen ? – duschen. Es geht um das eigene gute Gefühl. Und merke : Dieses Gefühl kann sich positiv verändern – ein ganz neues Thema : «Genitales Selbstbild». Bis bald dazu !