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Mamaversum
Hör zu, Mama, das war krass
Aktuell beschäftigen den Sohn unserer Kolumnistin Maja Monster, Drachen, Helden und Piloten. Und so bringt er seine Mama nicht nur um den Schlaf.
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Mamaversum
Von Maja Zivadinovic
Aktuell beschäftigen den Sohn unserer Kolumnistin Maja Monster, Drachen, Helden und Piloten. Und so bringt er seine Mama nicht nur um den Schlaf.
Neulich steht mein Sohn um 3:09 Uhr an unserem Bett. Er habe einen Albtraum gehabt, erzählt er seelenruhig. Dann macht er das Licht an und holt aus. «Hör zu, Mama, das war krass», sagt er. Da war ein Drache mit fünf Köpfen! «Mami, fünf!» Ich bin noch nicht ganz da. Das Kind dafür umso mehr. Der fünfköpfige Drache stieg jedenfalls in ein radioaktives Ufo und flog in ein Paralleluniversum. Dort angekommen, musste er ein goldenes Schwert aus einem Schiffswrack fischen, um das Tor zur magischen Welt zu öffnen. «Er hats fast geschafft. Dann kam aber ein Adler, er war ein getarnter Bösewicht, und dann mussten sie kämpfen und dann erhob sich ein riiiiesiges Monster aus dem Meer und hat alle aufgefressen.» 3.17 Uhr. Das Kind ist aufgeregt. Ich überlege mir, wann man ihn in die Hollywood-Fabrik schicken kann.
Achtung! Der Pilot!
Ich biete an, den Rest der Nacht in unserem Bett zu verbringen. Der Bub nimmt an, legt sich zwischen uns und döst weg. Glaube ich. Und irre mich. Er schreckt hoch. «Maaaamiiii?» Ich versuch, mich schlafend zu stellen. Also springt er auf, zündet das Licht an und holt zur zweiten Runde aus. Der Sohn erzählt von einem KindergartenGspänli, das ihm gesagt hat, dass bei ihm zu Hause eine Armee aus Superhelden wohnt. Spiderman, Hulk, Superman, Wonderwoman, Captain America. Alle echt. Alle unter seinem Bett. Das Kind habe die Macht, die Helden unsichtbar zu machen. Mein Sohn sei der Einzige, der eingeweiht ist. Neu sehe er die Helden auch. «Sie sitzen unter unseren Stühlen im Kreis und draussen spielen wir Fangis. Aber das weiss niemand ausser uns.» Mein Sohn ist im Film. Ich mach das Spiel mit. Ich will ja irgendwann wieder schlafen. Bis es so weit ist, dauert es noch ein, zwei mit sehr viel Liebe zum Detail ausgeführte Fantasiegeschichten. Ein paar Tage später sitzen wir am Tisch. Der vierte Stuhl ist, wie immer, leer. Ich will meine Tasche draufstellen.
«NEEEEEIN !», ruft das Kind aufgebracht. «Da sitzt der Pilot!» Der Pilot ist der, der die unsichtbaren Superhelden morgens in den Kindergarten fliegt. Der macht jetzt eben Ferien bei uns. Aha! Er ist sehr müde. «Wisst ihr, Mama und Papa, der Pilot kommt von sehr weit weg!» Logisch! Er ist so müde, dass er Zucker braucht. Ebenfalls logisch. Eine Kinderüberraschung würde ihm guttun. Natürlich! Das Kind, in all seiner Empathie, sagt: «Ich helfe dem Piloten. Ich hol eine, mach sie auf und baue das Spielzeug zusammen!» Und die Schokolade? «Darf er selber essen!» Grosszügig! Aber Fake News, natürlich! Das Kind holt das Ei, reisst es auf, nimmt es auseinander und beisst genüsslich rein. «Der Pilot ist eingeschlafen, jetzt gerade, hou, nein!» Sowas aber auch! Nach dem Pischelen kann das Kind dann leider auch noch nicht ins Bett. Also sicher nicht ins eigene. «Pschhhht, seid still, Mama und Papa, der Pilot schläft in meinem Bett!» Wenn wir ihn wecken würden, gäbe es ein böses Erwachen. «Dann jagt er mir wieder den fünfköpfigen Drachen auf den Hals und ich habe wirklich keine Lust mehr, nach dem dummen goldenen Schwert zu suchen!»
Über Umwege, die sie als Reiseleiterin in die Türkei und an den Empfang von «Tele Züri» führten, landete Maja Zivadinovic im Journalismus. Zusammen mit Yvonne Eisenring und Gülsha Adilji machte sie seit 2021 den Podcast Zivadiliring. Ihr Lieblingsjob ist aber ein anderer: Seit Juni 2020 ist sie Mami eines Buben.