
Jonathan Heyer
Marc Sway
«Grenzen aufzuzeigen ist unser Job als Eltern»
Musiker und Künstler Marc Sway hat unsere Eltern-Fragen beantwortet. Er erzählt, wann er komplett die Nerven verliert, was er als Papa supergut kann und was er seinem 14-jährigen Ich raten würde.
Beruf: Musiker, Künstler
Kinder: Naomi, 16, Nahla, 13
Familienmodell: Verheiratet; 50:50
Neues Album: Roots;
Tour Tickets: marcsway.ch
Seit ich Kinder habe, bin ich…
... versöhnlicher. Und verständnisvoller mit meinen Eltern. Ich konnte nie so richtig verstehen, warum sie so ein Theater um meinen Auszug von zu Hause machten. Heute verstehe ich es.
Da verliere ich immer noch komplett die Nerven:
Meine Frau hat definitiv eine Organisation-Superkraft! Znüni, Schulsachen, Sportsachen, jede zweite Woche Schwimmunterricht und zum Mittagstisch anmelden. Geburtstagsgeschenk für Schulfreunde organisieren und vieles mehr. Na ja, und in genau diesen Momenten bin ich dann überfordert.
Das würde ich meinem 14-jährigen Ich raten:
Geniesse die süsse Mischung aus Grössenwahn und Naivität. Er hätte keinen Plan gehabt, was ich damit meine. Und das ist auch gut so.
Wenn ich keine Kinder hätte, wäre ich heute …
... Astronaut. Ich bräuchte eine andere unlösbare Aufgabe.
Das kann ich als Papa supergut:
Kochen. Gutes Essen ist wichtig für die Stimmung. Fast so wichtig wie Internetzugang.
Das wollte ich nie tun und tue es trotzdem:
Ganz vieles. Eltern sein bedeutet auch zu akzeptieren, dass man nie die volle Punktzahl erreichen kann.
Das könnte ich noch besser machen:
Geduldiger sein. Das ist leider nicht meine Stärke. Aber so haben meine Kids in der Therapie wenigstens noch etwas zu besprechen.
Das würde ich heute anders machen:
Ich habe den Satz aufgeschnappt: «Kinder waren früher nicht so wichtig!» Und bevor jetzt bei der Leserschaft komplette Empörung ausbricht: etwas relativiert ist da durchaus etwas dran. Wenn Kinder der alleinige Lebensinhalt werden und schon fast als Religion betrachtet werden, dann finde ich das durchaus problematisch.
Solche Eltern gehen mir auf die Nerven:
Die Helikopter-Eltern, die ihren Kindern sämtliche Erfolgserlebnisse klauen, die sie selber hätten erreichen können. Jemand sagte mir zu diesem Thema: Zuerst müssen wir den Kindern Wurzeln geben, danach Flügel.
Mein wichtigster Eltern-Hack:
Fragen stellen und zuhören.
Das ist mir wichtig:
Gemeinsame Nachtessen als Familie. Das ist meine heilige Zeit. Toll ist auch, die Popkultur der jungen Menschen so direkt nochmals mitzuerleben. Mittendrin statt nur dabei.
Strafen sind:
Das Wort Strafen mag ich nicht so. Aber es gehört zu unserem Job als Eltern, Grenzen aufzuzeigen und zu vermitteln, dass das Überschreiten dieser auch Konsequenzen haben kann. Auch wichtig ist, dass sie sich gegen diese Grenzen auflehnen können und mit uns stundenlang argumentieren und diskutieren.
Zu Hause bin ich ...
... für gutes Essen zuständig.
Das muss sich für Familien in der Schweiz dringend ändern:
Thema Job und Familie. Kinderbetreuung. Da sind wir ein Entwicklungsland.