Dafür & Dagegen
Familienbett: Kuschelhöhle oder Schlafloshölle?
Am Familienbett scheiden sich so manche Geister. Auch unsere Redaktorinnen sind sich da ziemlich uneinig.
Und was ist mit dem Sex? Das ist die Standardfrage der Familienbett-Kritiker:innen. Als ob Eltern mit kleinen Kindern ständig Sex hätten. Haha. Nach drei Babys und unzähligen erschöpfenden Nächten am Rande von Kinderbett und Wahnsinn wollten wir es dieses Mal anders machen. Und weil der Papa Mühe hatte mit strampelnden Körpern in der Nacht, richtete ich im Gästezimmer ein Familiennest ein. Eine grosse Matratze auf dem Boden. Voilà. Das wars. Wir pfiffen auf die Meinung von Freunden, kümmerten uns keinen Deut um schräge Blicke und Augenrollen, auch nicht um die Standardwarnung: Das Kind bringst du nie mehr aus deinem Bett!
Auch ich schlief als Kind bei meiner Mutter, schlüpfte jede Nacht unter ihre Decke. Vielleicht liegts daran, dass ich das kuschlige Bärenhöhlengefühl so mag. Ich umfasste die kleinen Füsschen unseres Babys und so schlummerte ich ein. Mehrmals nachts tastete sie nach meiner Haut, und wenn sie sie gefunden hatte, schlief sie wieder ein. Die anderen Kinder tapsten zu uns ins Nest oder schliefen zusammen mit dem Baby dort ein. Kreuz und quer lagen wir in unserem Kuschellager. So, wie es die Menschheit Millionen von Jahren getan hat – und anderswo immer noch tut. Klar hatte ich trotzdem auch mal unruhige Nächte. Aber es war ein Zuckerschlecken zu vorher. Nein, ich ging nie bereits um 20 Uhr mit den Kindern ins Bett. Das Einschlafritual war mehrheitlich Papas Sache.
Und ja. Das jüngste Kind blieb wirklich lange in meinem Bett. Heute tut sie es längst nicht mehr. Und wir haben uns die durchwanderten Nächte erspart, die schlechte Laune, die grenzenlose Ohnmacht, wenn das Baby, verflucht noch mal, immer wieder zu schreien anfing. Ach ja, der Sex. Bei uns war das Papa-Bett eigentlich immer frei. Und sonst gibts ja immer noch die Waschküche.
Anita Zulauf mag kuschliges Bärenhöhlengefühl und ist der Meinung, dass das Thema Sex von Familienbettgegnern komplett überbewertet wird.
Ich hatte es mir rosa-hellblau ausgemalt, wie ich neben einem selig lächelnden Baby einschlafe, das stets nur eine Handbreit von mir entfernt liegt. Bonding, Urvertrauen wie bei den Urvölkern... alles im Schlaf erledigt. Haha und Pustekuchen! Nicht mit meinen Kindern. Niemand hat mir gesagt, wie laut Babys selbst im Schlaf sein können – und wir sprechen hier nicht vom Weinen. Schon in der ersten Nacht lag ich hellwach neben einem knorzenden und seltsame Laute machenden kleinen Menschen und wusste: Das wird schwierig.
Ich hatte ja noch keine Ahnung! Richtig los ging es, als sie robbend begannen, mich in der Nacht wie einen Berg zu erklettern, wie ein Stofftier zu packen und ihre kleinen Füsschen überall waren, nur nicht unter der Bettdecke. Mein zweiter Sohn hat im Schlaf mehr Kalorien verbrannt als ich am Tag. Er war ständig in Bewegung! Wie soll ein erwachsener Mensch so jemals in die erholsame Tiefschlafphase kommen? Es ist unmöglich.
Ich bewundere Eltern sehr, die ihr Bett jahrelang mit ihren Kindern teilen. Ich fürchte nur ihre Lebenserwartung dürfte deutlich kürzer sein, jene ihrer Paarbeziehung wohl auch. Denn auch die aufopferungsvollsten Elterntiere brauchen mal Ruhe und Zweisamkeit. Zwiegespräche zwischen Kissen, ohne dass da ein Kinderkörper dazwischenliegt. Zugegeben, ich bin zeitweise nachts sehr oft aufgestanden und ins Kinderzimmer getappt. Aber was war ich dankbar, danach stets in mein eigenes Bett zu sinken und sofort einzuschlafen. Denn zum Schlafen brauche ich ein gutes Kissen und keinen Körperkontakt. Sind unsere Söhne nachts doch mal zu uns ins Bett gekrochen, habe ich sie einfach sanft zu ihrem Vater rübergeschoben, der sie irgendwann zurück in ihre Bettchen getragen hat. Geht doch!
Katja Fischer De Santi braucht zum Schlafen ein gutes Kopfkissen und bitte keinen Körperkontakt, auch keine Füsschen im Gesicht.