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Ferienlager
Abenteuer Feriencamp
Von Caren Battaglia
Lagerleben ist Abenteuer pur. Und das grösste aller Abenteuer: zum ersten Mal Ferien ohne Mama und Papa, zum ersten Mal im Leben gross sein! Welches Ferienlager sich eignen würde - hier findet ihr eine Auswahl.
Pfadi: Die Verantwortungsvollen
Motto: Jeden Tag eine gute Tat.
Gegründet: 1907.
Mitglieder: 60 Millionen weltweit, in der Schweiz 50503.
Philosophie: «Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.» (Gründer Lord Robert Powell). Die Grossen übernehmen Verantwortung für die Kleinen.
Abenteuer: Man sollte Lust auf Natur, Teamwork und Herausforderungen haben – und keine Angst davor, sich auch mal schmutzig zu machen.
Challenge: Manchmal ist das Wetter mies, die Dusche kalt oder nicht vorhanden oder der Schlafsack feucht.
Glücksmoment: Draussen im Zelt schlafen? Wanderung durchgehalten? Am Feuer Würste gebraten und gesungen? Oder sich endlich alle Pfadinamen gemerkt? Jeder hat da seinen ganz eigenen Glücksmoment. Sicherlich aber: die unverwechselbare Erfahrung.
Wer kann mitmachen: Grundsätzlich alle Kinder, die meist vorher schon zusammen die Pfadi besuchen. Üblich sind nach Altersstufen getrennte Lager.
Kosten: Je nach Abteilung und Lagerdauer zwischen 100 und 300 Franken.
→ pfadi.swiss

Musikwochen: Die Musischen
Motto: Singen, tanzen, musizieren.
Gegründet: «Initiative Musikwochen» 1987.
Mitglieder: 70.
Philosophie: Kreativität ist Trumpf. Gegenseitige Wertschätzung gehört zum gemeinsamen Musizieren einfach dazu. Deshalb bringen Befehle gar nichts.
Abenteuer: Endlich mal völlig abtauchen in die Welt der Musik. Egal ob Kammermusik, Chorgesang oder Orchester.
Challenge: Ein lauterer Geräuschpegel als gewöhnlich. Vorwiegend vegetarisches Essen. Tägliches Musizieren und Proben – und zwar länger als die Kinder üblicherweise an ihren Instrumenten verbringen.
Glücksmoment: Wenn das verzwickte Musikstück tatsächlich sitzt und man das Ergebnis des Lagers beim Abschlusskonzert Familie und Freunden präsentieren darf.
Wer kann mitmachen: Kinder von 8 bis 13 Jahren in den Herbstferien; Jugendliche von 12 bis 17 Jahren in den Sommerferien.
Kosten: 580 bis 650 Franken, 50 Prozent Rabatt mit Kulturlegi, Vergünstigung aus dem Stipendienfonds bei Bedarf.

Kovive: Die Sozialen
Motto: Gemeinsam stark mit einer Menge Spass.
Gegründet: 1954 mit einer Nothilfeaktion für erfrierende Kinder.
Mitglieder: 78 Vereinsmitglieder, 130 freiwillig Engagierte.
Philosophie: Das Kindswohl ist das Allerwichtigste. Gerade sozial und finanziell benachteiligte Kinder, die aus einem belasteten Alltag kommen und ihr Päckchen zu tragen haben, sollen genauso wie andere Kinder unbeschwerte, schöne Ferienmomente geniessen dürfen.
Abenteuer: Für die Campdauer heisst es: Sorgen ade! Stattdessen gibts tolle neue Freundschaften, Spiel, Spass, Sport, Tiere oder auch schulische Förderung.
Challenge: Auch mal ein Essensgericht probieren, was man noch nicht kennt oder nicht so mag.
Glücksmoment: Kein Alltagsfrust, liebevolle Betreuer:innen, die richtig viel Zeit für einen haben, ganz viel Lachen und neue Gschpänli finden.
Wer kann mitmachen: Kinder zwischen 7 und 14 Jahren, besonders aus Familien mit finanziellen Engpässen.
Kosten: abhängig vom Einkommen der Familien

WWF: Die Naturverbundenen
Motto: Natur lieben, Umweltschutz leben.
Gegründet: 1961 in der Schweiz, Lager gibt es seit 40 Jahren.
Mitglieder: 262000 in der Schweiz, 5 Millionen Unterstützer weltweit.
Philosophie: Entdecken und Staunen: über die Schönheit der Natur, das Verhalten von Tieren und – dabei erkennen, dass man mit eigenem Engagement tatsächlich den Unterschied machen kann.
Abenteuer: Im Schlafsack unter Millionen von Sternen liegen, magische Lagerfeuermomente, neue Freundschaften knüpfen.
Challenge: Manchmal gibt es nur kaltes Wasser zum Duschen und beim Schlafen womöglich etwas weniger Komfort als zu Hause. Auch sollten alle mit anpacken, selbst dann, wenn zu chillen im Augenblick angenehmer wäre.
Glücksmoment: Wildtiere in freier Natur beobachten und das Handy darüber völlig vergessen.
Wer kann mitmachen: Alle Mitglieder (ist nicht zwingend!) des WWF. Egal ob Kinder, Jugendliche oder auch die ganze Familie.
Kosten: zwischen 300 und 700 Franken. Bei zu kleinem Budget kann eine Vergünstigung beantragt werden.
→ wwf.ch

Jubla & Cevi: Die Wertebasierten
Motto: Glauben leben, Vielfalt gemeinsam erleben.
Gegründet: Jubla 1932 ursprünglich aus kath. Jugendgruppen, Cevi 1852 durch Henry Dunant in Genf.
Mitglieder: Jubla 33000 Kinder und Jugendliche in der Schweiz, Cevi 11928 Mitglieder in der Schweiz, die internat. Verbände YWCA und YMCA zählen gemeinsam 70 Millionen Mitglieder.
Philosophie: Glaube, Sinn, Körper, Geist und Seele. Und: Vertrauen auf Gemeinschaft.
Abenteuer: Zusammen abends am Feuer singen, Nachtwanderung oder vielleicht – bei der Cevi – die eigene Cevi-Taufe im Wald.
Challenge: Schlechtes Wetter, kein Handy, Komfortzone verlassen.
Glücksmoment: Diese neue Freundschaft, die fürs Leben hält.
Wer kann mitmachen: Alle. Jubla: Alter der Teilnehmenden wird von den rund 400 lokalen Vereinen festgelegt. Cevi: Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren.
Kosten: unterschiedlich. Die Lagerteilnahme soll aber nicht an den finanziellen Möglichkeiten der Familien scheitern. Es gibt eine Zusammenarbeit mit der Kulturlegi der Caritas.
→ jubla.ch; cevi.ch

Frilingue: Die Fleissigen
Motto: Mit Freude Sprachen lernen und dabei ganz nebenbei über sich hinauswachsen!
Gegründet: 2007 von Philipp A.Weber. Seine Motivation: Er selbst hatte in der Schule Mühe mit Fremdsprachen.
Mitglieder: 12 Festangestellte, während der Campsaison zahlreiche temporär Angestellte.
Philosophie: Lernen funktioniert am besten, wenn es mit echter Begegnung, Eigenmotivation und Freude verbunden ist. Praxis geht über Theorie und: Eine Sprache ist mehr als Vokabeln und Grammatik.
Abenteuer: Gemeinsam reden, gemeinsam Fehler machen, daraus lernen, lachen und auch – gemeinsam kochen.
Challenge: Offenheit für ein bisschen Lernen in den Ferien. Und: bei internationalen Gruppen spricht nicht jeder dieselbe Sprache, man versteht sich nicht immer sofort.
Glücksmoment: Plötzlich ganze Sätze in einer Fremdsprache verstehen und sagen zu können. Das gibt Selbstvertrauen.
Wer kann mitmachen: Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren.
Kosten: Ab 950 Franken pro Woche, für Geschwister gibts Rabatt.
→ frilingue.ch

MS Sports: Die Sportlichen
Motto: Bewegung ist toll.
Gegründet: 2007.
Mitglieder: 40 Festangestellte, 900 Freelancer, 20000 Kinder nehmen jährlich an den Camps teil.
Philosophie: Die Eltern in den Ferien entlasten und gleichzeitig den Kindern eine sinnvolle und gesunde, nämlich sportliche Beschäftigung verschaffen.
Abenteuer: So viele verschiedene Sportarten! Reiten, Fussball, Hip-Hop, um nur einige zu nennen. Es können auch polysportiv viele Sportarten und Spiele ausprobiert werden – mit völlig neuen Freunden.
Challenge: Es kann manchmal schlechtes Wetter geben, das Camp hat Regeln für ein harmonisches Miteinander – und: ein bisschen Muskelkater ist kaum zu vermeiden.
Glücksmoment: Gewinnen! Oder wenigstens am nächsten Tag gewinnen. Oder gar nicht gewinnen und zusammen mit den neuen Freunden trotzdem Spass haben. Eine neue Sportart lernen oder endlich Zeit fürs Hobby haben.
Wer kann mitmachen: Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 15 Jahren. Das sportliche Niveau spielt keine Rolle. Ab 16 Jahren Ausbildung zum Hilfstrainer.
Kosten: Je nach Sportart, ab 285 Franken pro Lagerwoche.
→ mssports.ch

Es könnte im Camp ja alles so schön sein – wenn da dieses Heimweh nicht wäre. Diese nagende Sehnsucht nach Mama, Papa, dem Dackel, dem eigenen Bett. In einer fremden Umgebung zu sein, ist nicht leicht, und mit ungewohnten Situationen umgehen zu können, muss auch erst gelernt sein. Hier kommen ein paar Tipps, um dieses ferienvermiesende Gefühl in Schach zu halten. Zumindest ein bisschen.
Vorab:
• Feriencamp? Im Zelt schlafen? Cool. Vorfreude zu wecken, ist wichtig! Nicht hilfreich dagegen ist es, wenn Mama und Papa selbst erkennbar einen Kloss im Hals haben bei dem Gedanken, dass ihr «Baby» ohne sie verreist.
• Wie war das damals bei uns? Kinder, die von ihren Eltern oder grossen Geschwistern lustige Lagererlebnisse hören, haben gleich mehr Lust, ihren Rucksack zu packen.
• Eltern sollten signalisieren: Du hast eine tolle Woche vor dir. Wir aber auch: mit Opernbesuch, Essen gehen und den Garten verschönern. Kinder haben manchmal Angst, dass die Eltern ohne sie nicht zurechtkommen. Doch, tun sie!
• Tag des Abschieds: Nein! Kein Erwachsener setzt eine Leidensmiene auf!
• Bloss nicht versprechen: Wir telefonieren jeden Tag. Erstens lässt sich das Versprechen bei einem vollen Lagerprogramm ohnehin nicht halten. Zweitens sieht die Lagerleitung das Handy nicht gern. Drittens verschärft Mamas Stimme das Heimweh und viertens hat das Kind, wenns gut läuft, null Lust, ständig zu rapportieren.
• Versprechen, die zweite: «Wir holen dich sofort ab, wenn du traurig bist.» Keine gute Idee. Abholen sollte für den absoluten Notfall reserviert sein. Bedenken: Lager schweissen Gruppen zusammen, wer nicht (mehr) dabei ist, gehört auch später nicht dazu.
• Vertrauen: dem Kind, der Lagerleitung.
• Vorab Dinge, die im Lager erforderlich sind, üben. Betten beziehen, Tisch decken, Tischsitten, selbstständig den Rucksack für eine Wanderung packen, sich witterungsgemäss kleiden. Zu Hause trainieren, dann sind solche Stolpersteine keine mehr.
• Die Angst vor dem Lager ist riesig. Also so richtig riiiiiiesig? Dann vorab das Leiterteam informieren.
• Auch Mama und Papa sind keine Held:innen. Ruhig vom eigenen Heimweh erzählen und was damals dagegen geholfen hat.
• Wer fährt eigentlich mit? Wenn die beste Freundin oder der beste Freund mit von der Partie ist, wirds leichter.
• Wie sieht es am Ferienziel aus? Wer ist die Lagerleitung? Recherchieren kann Unsicherheiten nehmen.
• Auswärts schlafen üben! Noch niemals bei einem Gschpänli übernachtet? Noch nie ein Wochenende beim Götti verbracht? Dann wirds höchste Zeit. Das erste Mal auswärts zu schlafen und das gleich für eine Woche ist keine gute Idee.
• Zusammen reden: Was genau macht Angst? Keinen Anschluss zu finden? Vielleicht zusammen mit dem Kind ein paar Kennenlern-Situationen durchgehen und überlegen, wie man fremde Kinder ansprechen könnte. Ich will nach Hause! Es könnte im Camp ja alles so schön sein – wenn da dieses Heimweh nicht wäre. Diese nagende Sehnsucht nach Mama, Papa, dem Dackel, dem eigenen Bett. In einer fremden Umgebung zu sein, ist nicht leicht, und mit ungewohnten Situationen umgehen zu können, muss auch erst gelernt sein. Hier kommen ein paar Tipps, um dieses ferienvermiesende Gefühl in Schach zu halten. Zumindest ein bisschen.
• Das Kind hat absolut keine Lust? Gar keine? Ist vielleicht die Ausrichtung des Lagers verkehrt? Oder das Kind zu jung? Ein zu kleines ins Camp zu schicken, nur weil die Eltern die Ferienzeit nicht überbrücken können, ist problematisch. Es geht sonst nämlich niemals. Dann besser noch ein Jahr warten.
• Schon eine Idee, wie das Wiedersehen gefeiert werden soll?
Mittendrin
• Das Kuscheltier darf mit. Notfalls kann es ja im Rucksack versteckt bleiben.
• Eine Prise Magie: Zauberstein in die Tasche stecken, Trost-Socken einpacken, HeimwehCreme – ein bisschen Hokuspokus darf sein. Hauptsache, es hilft. Und es muss ja niemand davon erfahren.
• Tagebuch schreiben (oder malen): Das macht alles Tolle bewusst und Trauriges gleich ein bisschen weniger traurig.
• Welche Leitungsperson ist besonders nett? Der darf man sich ruhig anvertrauen. Das ist nicht peinlich. Ausserdem kennen die Leiter und Leiterinnen das Heimwehproblem und haben sicher einen guten Rat.
• Das Essen schmeckt nicht? Tja, das kommt vor. Brot und Obst gibt es aber sicherlich in ausreichenden Mengen.
Zurück
• Super gemacht! Feiern!