Auf das Umfeld pfeifen und gutgelaunt Glucke sein, solange es für Mutter und Kind stimmt. Bindung sorgt für Vertrauen – und den Mut loszulassen.
Mit etwa anderthalb Jahren erkennt das Kleinkind, dass es jemand anderes ist als Mama. Ein eigener Mensch mit eigenem Körper, eigenem Willen, eigenem Papa. Denn der Vater kommt meist erst nach der Stillzeit richtig ins Spiel. Wenig später beginnen dann auch Ausflüge zur Oma, der Kindergarten, Freundschaften und diese fiesen Piekser in Mamas Herz: weil Papa genauso gut Tränen trocknet; die Kindergartenlehrerin, anders als Mama, Krokodile aus Rüebli schnitzen kann; weil die helfende Mutterhand beim Rutschen plötzlich weggeschoben wird und das Kind vergnügt zum Gschpänli abschnürt, ohne auch nur einmal zurückzusehen, wo jemand am Küchenfenster steht und winkt.
Toll, was es jetzt alles kann. Und doch … «Mit diesen Gefühlen von Eifersucht, Kontrollverlust und leer laufendem Beschützerinstinkt muss eine Mutter lernen umzugehen», sagt Trix Cacchione. «Hilfreich ist dabei die Vernunft.» Sich bewusst machen, dass ein Kind in der Trotzphase seinen Willen trainieren muss, damit es später Ziele erreichen kann. Dass ein Kind, das klettert und rennt, zwar blaue Flecken bekommt, aber auch ein gutes Körpergefühl, das vor Verletzungen schützt. Und sich bewusst machen, dass viele Ängste Quatsch sind: In der Schweiz ist die Zahl von Verkehrsunfällen mit Schwerverletzten von 1970 bis heute kontinuierlich gesunken, Vergewaltigungen sind zu 13 Prozent seltener geworden und ein Kind, das man heute an eine Ecke stellte, würde – rein statistisch – erst in 600 000 Jahren entführt.