Klare Grenzen sind in der Erziehung genauso wichtig wie Humor.
Erziehung ist oft unnötig verkrampft. Heilpädagoge Kurt Kneringer plädiert für mehr Humor in der Erziehung.
Kinder lachen durchschnittlich 400 Mal am Tag, Erwachsene nur noch 15 Mal. Irgendwo auf dem Weg ins Leben kommt den Kindern die Fröhlichkeit offenbar abhanden. Wir Erwachsene kämen vielleicht viel weiter, wenn wir uns öfter ein Lachen gönnten. «Das kann man lernen», sagt Kurt Kneringer. Der Heilpädagoge und Erwachsenenbildner ist ein gefragter Referent, gerade auch zum Thema «Humor in der Erziehung».
Humor ist für ihn eine Geisteshaltung, ist «praktizierte Lebensfreude». Loben gehört zum Beispiel dazu. Leider hätten wir aber stattdessen immer noch den pädagogischen Grundsatz verinnerlicht: «Lob verdirbt den Charakter», meint der ehemalige Leiter des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes des Kantons Zürich. «Wir sehen nur das Negative. In der Erziehung geht es immer nur um die Probleme, die Kinder uns machen, und wie wir ihnen vorbeugen können.» Zum Humor gehöre der Mut zur Unvollkommenheit, sagt Kurt Kneringer.
Die perfekte Mutter ist wenig beliebt
«Kinder lieben Eltern, die Fehler machen und die dazu stehen, ohne in den Kindern die Ursachen für gemachte Fehler zu sehen», bestätigt auch der Familienberater und Bestsellerautor Jan Uwe Rogge. Er fügt hinzu: «Kinder haben Probleme mit jenen Vätern, jenen Müttern, die alles richtig machen, die perfekt sein wollen.»
Humorlose Menschen werden nicht geliebt. Weil sie ihre Unvollkommenheit selbst nicht ertragen. Sie nehmen sich einfach zu wichtig. Humor dagegen relativiere den eigenen Grössenwahn und Machtanspruch der Eltern, sagt Kurt Kneringer.
Grenzen: ja, Blödeln: ebenfalls
«Natürlich braucht ein Kind klare Grenzen », sagt Kurt Kneringer, «aber es braucht eben auch das Gefühl: Papa kann toll mit mir blödeln.» Das untergräbt nicht die Autorität des Vaters, sondern gibt dem Sohn die Sicherheit, geliebt zu sein. «Eltern, die ihren Kindern vermitteln, das Leben sei nur Mühsal und Plage, nehmen ihnen die Lust auf dieses Leben», meint Kneringer. Eine gewisse Heiterkeit hilft, die Probleme zu relativieren.
Lachen ist der grösste Feind von Stress – und ist gesund. Das Immunsystem freut sich mit und reagiert mit einer verstärkten Produktion seiner Abwehrkräfte. Wenn wir nicht alles so todernst nehmen würden – vor allem uns selbst nicht – wären die Widrigkeiten des Lebens und der Erziehung viel leichter zu ertragen. Wäre doch gelacht!
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