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Interview
Warum Chaos im Kinderzimmer gut ist
Von Anita Zulauf und Martina Schnelli
Chaos im Kinderzimmer – wie Spielen die Entwicklung fördert, zeigt eine Studie im Auftrag von Lego.
wir eltern: Frau Imdahl, ein chaotisches Kinderzimmer ist Eltern ein Graus. Fälschlicherweise, wie Ihre Studie belegt…
Ines Imdahl: Ja, was für Eltern wie Chaos aussieht, ist für Kinder oft etwas ganz anderes. Autos, Lego-Steine, Bücher – Erwachsene meinen, alles läge wahllos herum. Doch für die Kinder hat die Anordnung oft eine innere Ordnung, die von der Fantasie bestimmt wird. Die sehen Eltern natürlich nicht immer.
Kinder mögen unaufgeräumte Zimmer?
Sie empfinden das Unaufgeräumte nicht zwingend als unaufgeräumt. Aus gutem Grund: Kinder wollen ihr Spiel nicht immer zerstören, also aufräumen müssen. Sie sind stolz auf das, was sie erschaffen haben. Viele Kinder haben verlernt, vertieft und konzentriert zu spielen, weil sie beim Spielen oft unterbrochen wurden – etwa durch die Aufforderung zum Aufräumen. Ihnen wurde nicht die Zeit gegeben, voll und ganz ins Spiel einzutauchen.
Gibt es Geschlechterunterschiede im Hinblick auf das Thema «Zimmer aufräumen?
Eltern halten Mädchen – unbewusst – eher zum Aufräumen an. Während Jungs ihre Bauwerke häufig stehen lassen dürfen, erwarten die Eltern von Mädchen viel eher ein hübsches, adrettes Zimmer. Das hindert Mädchen daran, wichtige Fähigkeiten, die beim Bauen geschult werden – beispielsweise Motorik oder räumliches Denken –, spielerisch einzuüben.
Was würden Sie Eltern raten?
Kinder sollten so selten wie möglich beim Spiel gestört werden. Nimmt das Durcheinander überhand, können Eltern fragen, was das Chaos für die Kids bedeutet. Wenn es wirklich nur Chaos ist, räumen die Kinder auch mal gerne auf. Wenn hinter dem Chaos mehr steckt, erzählen die Kinder, was sie spielen – das ist oft sehr interessant und schafft Nähe. Eltern haben die Aufgabe, Räume für Versunkenheit zu schaffen – Spiel-Räume im wahrsten Sinne des Wortes. Dann unterstützen sie die Entwicklung der Kinder enorm.
Ines Imdahl ist Psychologin und CEO des Marktforschungsinstituts Rheingold Salon in Köln.