
istockphoto
Erziehung / Religion
Weltreligionen: Fünf Familien in der Schweiz schildern, wie sie ihren Glauben leben
Von Text: Caren Battaglia / Fotos: Florian Kalotay
Religiös leben und erziehen ist derzeit in Verruf geraten. Klingt nach Konflikt und Fronten. Aber trennt die Weltreligionen wirklich so viel voneinander? Manches. Aber viel mehr verbindet sie. Einblicke in den Familienalltag mit Gott und Göttern.
Der Ruf der Religion ist ramponiert. Glaube ist verdächtig. Zu oft erscheint derzeit das Wort Religion in schlechter Gesellschaft. Im Kontext von Fanatismus und Verbrechen. Im Dunstkreis von Verblasenheit und Verbohrtheit, von Selbstgerechtigkeit oder Hokuspokus. Damit möchte keiner in einen Topf geworfen werden. Und weil das keiner möchte, war es gar nicht so leicht, für diese Geschichte Familien zu finden, die sagen: Ja, wir sind religiös. Ja, wir erziehen unsere Kinder zum Glauben und in gutem Glauben, das Richtige zu tun.
Dabei stellt sich doch allen Frauen und Männern, die Mutter und Vater werden, auf die eine oder andere Weise die Gretchenfrage: Wie hast dus mit der Religion? Schliesslich heisst Erziehung immer, Erziehung hin zu etwas auf der Grundlage von Werten. Am besten ethischen Werten.
Was wollen wir weitergeben?
Und vielleicht sind deshalb die unterschiedlichen Religionen gar nicht so weit voneinander entfernt. Vielleicht hat Glaube sogar eher einen Kern, der die Menschen miteinander verbindet, als sie voneinander trennt. Bei 4 715 755 Christen, 326 057 Muslimen, 16 462 Juden, 34 429 Buddhisten und 33 455 Hinduisten (Quelle: bfs, Personen über 15 Jahren), die in der Schweiz auf nur 41 285 bergigen Quadratkilometern zusammen leben, keine schlechte Eigenschaft.
Wir haben fünf Familien besucht. Eine für jede Weltreligion. Familien, die selbstbewusst zu ihrem Glauben stehen, bei denen die Religion auf spezielle Art den Alltag bestimmt und in denen sich dennoch alle Eltern gleichermassen fragen: Was wollen wir unseren Kindern weitergeben? Was ist uns wichtig? Fünf Familien, die jeweils anders beten, anders essen, anders feiern. In jeder davon leben Kinder, die Nutella lieben und Musik, die Tiere gern haben, «Petterson und Findus»-Bücher lustig finden, ihre Geschwister ärgern und lachen, bis der Bauch weh tut. Und all diese Kinder haben Eltern, die vor allem eines wollen: dass ihre Kinder gesund gross werden, so fröhlich bleiben wie sie sind und später mal Erwachsene werden, auf die ihre Eltern stolz sein können. Weil sie ein gutes Herz haben, anständig sind, interessiert – und tolerant.
Deshalb lässt sich von jeder dieser fünf Familien und jeder dieser Religionen ein bisschen lernen. Nicht nur zur Weihnachtszeit.




