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Plötzlich wieder pipi in der Hose

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Der englische Ausdruck «extraordinary daytime urinary frequency in children-syndrom» steht für ein Phänomen, das Ärzte und andere Fachleute bis heute nicht wirklich erklären können. Manche Kinder machen tagsüber plötzlich wieder in die Hose, obwohl sie auch nachts längst trocken sind. Obwohl dies sehr unangenehm ist, gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Im Normalfall sind die Kinder nach einigen Tagen oder Wochen wieder trocken. Bis es so weit ist, braucht es vor allem Geduld. Strafen sind wie bei allen Formen kindlicher Inkontinenz nicht nur nutzlos, sie verschärfen das Problem sogar und machen aus einer harmlosen Sache ein psychisches Problem. Um das zu verhindern, sollte man die einnässenden Kinder ausserdem vor dem Gespött der Gschpänli schützen.
Warum Kinder die Kontrolle über ihre Blase quasi von einem Tag auf den anderen wieder verlieren, vermag den Eltern niemand zu sagen. Manchmal gibt es eine grosse Veränderung in ihrem Leben wie den Eintritt in den Kindergarten, einen Umzug, einen Krankheitsfall oder die Geburt eines Geschwisters; doch oft findet man auch keinen Zusammenhang. Dennoch vermuten viele Ärzte, dass Stress der eigentliche Auslöser ist.
Auffällig am «extraordinary daytime urinary frequency in children-syndrom» ist, dass die Kleinen plötzlich sehr häufig, teilweise in einem Abstand von 5 bis 20 Minuten, ganz dringend Pipi machen müssen und ihre Blase mehr oder weniger leer zu sein scheint. Weil dieses Symptom auf eine Blasenentzündung oder Diabetes hinweisen kann, sollten Eltern, wenn das Problem anhält, einen Arzt aufsuchen.
Damit unterscheidet sich das «extraordinary daytime urinary frequency in children-syndrom» deutlich von anderen typischen Erscheinungsformen kindlicher Inkontinenz. Vor allem im Vorschulalter tritt recht häufig das sogenannte Spieleifer-Einnässen, auch Entwicklungsenuresis genannt, auf. Die Kinder sind so sehr in ihr Spiel vertieft, dass sie einfach vergessen, rechtzeitig aufs WC zu gehen. Eine Behandlung ist nicht notwendig, oft handelt es sich dabei sogar nur um eine kurze Phase, die nicht länger als einige Tage dauert. Etwas länger Geduld brauchen Eltern und Kinder bei der sogenannten Giggle Inkontinenz. Wie der Name sagt, haben manche Kinder ihre Blase beim Lachen, aber auch beim Husten oder Niesen noch nicht wirklich unter Kontrolle. Dieses Phänomen verschwindet in der Regel im Schulalter von alleine.
Manchmal zögern Kinder den Gang auf die Toilette auch viel zu lange hinaus oder bleiben nur solange auf dem WC, bis der grösste Druck nachgelassen hat. Gründe dafür gibt es viele: Die Toilette ist ihnen zu schmutzig oder zu weit weg. Sie haben plötzlich Angst davor, weil ihnen jemand von Ratten in der Kanalisation erzählt hat. Oder sie befürchten, dass sie in das Loch fallen könnten. Ist aber die Blase zu voll, kommt es zu einer Überlaufinkontinenz. Passiert dies häufiger, ist es wichtig, den Grund für das Hinauszögern des Kindes herauszufinden und zu beseitigen. Gleichzeitig sollten diese Buben und Mädchen lernen, regelmässig, das heisst alle 2 bis 4 Stunden, auf die Toilette zu gehen und so lange dort zu bleiben, bis die Blase wirklich leer ist. Besuchen sie bereits den Kindergarten, muss die Kindergärtnerin eingeweiht werden. Verändern die Kinder ihr Verhalten nicht und warten ständig zu lange mit dem Pipimachen, besteht die Gefahr von wiederkehrenden Harnwegsinfekten sowie einer lazy bladder. Bei dieser Krankheit haben die Kinder bereits wieder verlernt, auf die Zeichen ihrer Blase zu reagieren und müssen sich dieses Wissen mühsam wieder antrainieren.