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Mamaversum
Jungs sind so und Mädchen sind anders
Sorry, liebe Genderneutralität, wir müssen reden! Das sagt unsere Kolumnistin Maja. Denn es gibt einen Unterschied zwischen Mädchen und Buben, das ist einfach so.
Manchmal geht mir meine Schwester auf die Nerven. Was sie darf. Sie ist schliesslich viereinhalb Jahre älter als ich. Als solche wusste sie oft vieles besser als ich. Besagte Schwester ist seit zehn Jahren Mama, Mädchen-Mama. Ich bin seit bald fünf Jahren ein Buben-Mami. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Meine Nichte war nie ein Wildfang. Ihre Autoritätsphase war quasi ein Witz. Schon mit zwei konnte sie eine halbe Stunde allein ein Büechli anschauen oder mit drei Duplo-Klötzen spielen. Auch Café-, Restaurant- oder Museumsbesuche waren von Anfang an unproblematisch. Die Nichte brauchte nie mehr als einen Babyccino, eine Rassel oder ein Ausmalbüechli. Ich erinnere mich nicht daran, dass das Mädchen jemals so quengelte oder laut war, dass wir ein Lokal Hals über Kopf verlassen mussten.
Mother Nature
Als ich selbst schwanger wurde, war ich entspannt. Ich wusste ja, was auf meinen Freund und mich zukam. Keine Sekunde dachte ich daran, dass es bei uns anders werden könnte. Dann kam mein Sohn. Und mit ihm all das, was meiner Erfahrung nach Jungs ausmacht: Kraft, Lautstärke, Tempo. Schon als Säugling bestand der Bub auf Action. Kinderwagen? Zu langweilig, zu wenig Aussicht. Nur drei Duplo-Klötze? Dass er nicht lacht. Unter 20 Klötzen, die er durch die Wohnung schmeissen kann, war das Kind gelangweilt. Café und Restaurant? Nicht unmöglich. Aber krass. Schon mit eins benahm sich der Bub in Lokalen wie betrunkene Rockstars in Hotelsuiten, die sie auseinandernehmen. Ruhig auf einem Tripp Trapp sitzen und Babyccino schlürfen? Haha! Der Sohn turnte auf Tischen, schob Stühle durch die Gegend oder riss Blüemli aus Vasen. Logisch bin ich immer eingeschritten, hab gesagt, dass das alles nicht geht, und hab das Energiebündel von Tischen gehoben und Stühle durch Restaurants zurück an ihre Plätze getragen. Damit zurück zu meiner Schwester. Hie und da lässt sie durchblicken, dass wir uns auf der Nase rumtanzen lassen und dass der Bub wohl einfach etwas mehr Grenzen und Strukturen braucht. Wären die Söhne in meinem Umfeld nicht so in der Überzahl, würden mich die gesagten und ungesagten Worte meiner Schwester treffen. Da aber meine zwei besten Freundinnen ebenfalls Jungs im Kleinkinderalter haben, kann ich mich selbstbewusst zurücklehnen. Die drei Boys, und alle anderen um uns herum, halten sich die Waage. Sie alle mutieren zu randalierenden Rockstars ausser Haus. Sie alle «nutzen» Playdates dazu, sich so hart auf die Rübe zu geben, bis wir uns bei mindestens einem fragen müssen, ob er eine Gehirnerschütterung hat. Das soll kein Klagelied sein. Im Gegenteil: Dank meiner Nichte hatte ich stets Ruhe, Einhörner und Glitzer in meinem Leben. Der Bub mischt diese Schose mit Superhelden, Action und Abenteuerlust auf. Am Ende habe ich den Fünfer und das Weggli. Vor allem aber habe ich die Erkenntnis, dass egal, wie genderneutral wir erziehen, Jungs laut und kämpferisch sind. Mädchen derweil leiser, feiner, intriganter. Das ist nicht gute oder schlechte Kinderstube. Das ist Mother Nature.
Über Umwege, die sie als Reiseleiterin in die Türkei und an den Empfang von «Tele Züri» führten, landete Maja Zivadinovic im Journalismus. Zusammen mit Yvonne Eisenring und Gülsha Adilji machte sie seit 2021 den Podcast Zivadiliring. Ihr Lieblingsjob ist aber ein anderer: Seit Juni 2020 ist sie Mami eines Buben.