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Die richtige Bindung: Tragetücher unter der Lupe

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Sie schaukeln mit Papa oder Mama mit und hören deren Herzschlag. Sind sie müde, schlafen sie ein, selbst wenn es laut ist. Sie sind überall mit dabei und beobachten die Welt aus sicherer Warte. Kein Wunder sind getragene Babys zufriedener als andere. Und selbst «Schreikinder» beruhigen sich oft im Tragetuch. Die Ängste, dass die Kinder verwöhnt werden oder gar einen Rückenschaden erleiden, sind wissenschaftlich längst widerlegt, ebenso wie die Befürchtung, das Baby würde im Tuch oder Tragebeutel nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Im Gegenteil: Getragene Babys profitieren auch körperlich, denn richtig angewendete Tragehilfen fördern die Ausreifung der Hüftgelenke. Grundlegend ist es, das richtige Tuch zu besorgen und die Bindetechnik zu beherrschen.
Das richtige Tuch
- Möchten Mama und Papa das Baby tragen, sind je nach Grössenunterschied manchmal zwei verschieden lange Tücher nötig.
- Ein gutes Babytragetuch lässt sich nur diagonal dehnen, in Länge und Breite gibt es nicht nach.
- Ein Tuch aus 100 Prozent Baumwolle ist robust, einfach zu handhaben und zu pflegen. Seide wiederum ist anschmiegsam, glänzt wunderschön und trägt sich im Sommer besonders angenehm. Wolltücher eignen sich für die kalte Jahreszeit. Tücher mit einem Leinen- oder Hanfanteil fühlen sich anfangs etwas steif an, dafür sind sie ideal fürs Tragen schwererer Kinder. Ein Tuch aus Jersey eignet sich für Frühgeborene oder besonders kleine und zarte Babys. Da es viel elastischer ist als ein gewebtes Tragetuch, muss es unbedingt so gebunden werden, dass drei Lagen Stoff das Baby umschliessen. Nur so ist die notwendige Stabilität und Sicherheit des Kindes (bis maximal 9 kg Körpergewicht) gewährleistet.
- Das Tragetuch am besten schon während der Schwangerschaft kaufen. Denn es kann, richtig gebunden, im letzten Schwangerschaftsdrittel Bauch und Rücken entlasten.
- Das Baby darf übrigens so oft und so lange getragen werden, wie Eltern und Kind sich dabei wohlfühlen.
Bindetechniken
Untenstehend finden Sie drei Varianten, wie Sie Ihr Baby sicher vorne an der Brust, auf der Hüfte und/oder am Rücken tragen können:

Bindetechnik: Mitte des Tuchs fassen und sich vorne an den Bauch legen. Die Stoffenden nach hinten nehmen, kreuzen, die Stoffbahnen über die Schultern nach vorne legen. Wichtig: Stoffbahnen nicht verdrehen. Den «Beutel» vor dem Bauch etwas öffnen, das Baby von der Schulter her Bauch an Bauch ins Tuch gleiten lassen. Die Füsschen gucken unten raus. Mit einer Hand das Baby halten, die obere Stoffkante bis Mitte des Köpfchens ziehen und das Tuch gerade über den Rücken des Kindes ziehen. Den übrigen Stoff dem Baby in die Kniekehlen legen und es «einhocken». Die Stoffbahn, die von den Schultern hängt, nehmen und Stoffsträhne für Stoffsträhne nachziehen. Wenn alles straff über dem Rücken des Babys sitzt, Stoffbahnen links und rechts festziehen, um den Po (verkreuzt) legen und auf der anderen Seite unter dem Beinchen durch nach hinten ziehen. Auf dem Rücken der Trägerin werden die Enden verknotet. Der Po soll tiefer sein als die Knie, die Knie auf Babys Bauchnabelhöhe sein. So ist das Baby mit rundem Rücken im Babytragetuch rundum gestützt.
Alter des Babys ab Geburt Länge des Tuchs mind. 470 cm lang Vorteil sehr angenehme Trageweise, die dem Kind viel Geborgenheit schenkt Nachteil grössere Kinder möchten mehr sehen und mehr Bewegungsfreiheit.

Bindetechnik Mitte des Tuchs über die eine Schulter legen, hinten und vorne eine Stoffbahn herunterhängen lassen. Beide Stoffenden nehmen und sie auf die andere Körperseite führen. Stoff nicht verdrehen. Tuch auf Taillenhöhe mit einem Doppelknoten zu einer Schärpe verknüpfen. Knoten ins Kreuz schieben, Tuchbahn öffnen, das Baby von der Schulter her ins Tuch gleiten lassen. Füsschen schauen unten heraus. Das Tuch satt um den Babykörper legen, obere Stoffkante je nach dem, ob das Baby schon selbstständig den Kopf kontrolliert, in den Nacken oder sonst bis Mitte Köpfchen legen. Der übrige Stoff kommt mit der unteren Stoffkante in die Kniekehlen des Kindes. Baby mit dem Tuch auf die Hüfte schieben (runder Rücken, Po tiefer als Kniekehlen). Stoffkante, die näher am Hals der Trageperson liegt, vom Hals wegziehen und über Schulter kippen.
Alter ab 3. Monat Länge des Tuchs je nach gewählter Hüftsitz-Bindetechnik. Für diese Variante reichen 270 cm Vorteil Aus- und wieder Anziehen, das Tuch muss nicht jedes Mal neu geknotet werden. Nachteil Die tragende Person wird einseitig belastet.

Bindetechnik Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man das Baby samt Tuch auf den Rücken bringt: Mitte des Tuchs auf einen Sessel drapieren, das Kind so darauf setzen, dass die obere Stoffkante in dessen Nacken liegt, den ganzen Rest des Stoffs mit der unteren Tuchkante in die Kniekehlen des Kinds legen. Dann kniet man sich vor den Sessel, mit dem Rücken zum Kind, nimmt beide Stoffenden und zieht das Kind mitsamt dem Tuch zu sich heran an den Rücken. Wenn das Kind satt am Rücken liegt, richtet man sich auf, den Rücken immer noch gebeugt, beide Stoffbahnen in den Händen und kontrolliert (anfangs am besten neben einem grossen Spiegel), ob das Tuch über dem Kind liegt (Kopfkante Mitte des Köpfchens, untere Stoffkante mit dem restlichen Stoff in den Kniekehlen). Ist das Kind satt umschlossen, die Stoffbahnen über die Schultern nehmen und sie sich unter den Armen durch nach hinten über die Beinchen legen. Unter dem Po kreuzen und unter dem gegenüberliegenden Beinchen durch, und sie wieder nach vorne ziehen. Vor dem Bauch mit einem Doppelknoten schliessen.
Alter ab 4. Monat bis Ende der Tragezeit Länge des Tuchs je nach Tragevariante; hier mindestens 370 cm Vorteil Hände frei, Kind kann viel sehen Nachteil Die Kunst bei den Rückenbindeweisen ist nicht das Binden des Tuchs, sondern die Frage, wie man sein Kind alleine auf den Rücken bugsiert … Üben!