Freizeit
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Das Gepäck transportieren wir per Gummiboot auf dem Limpach zu unserem Abenteuer-Waldrastplatz. Der Bach ist etwa neun Meter breit und hat verschiedenste Untiefen. Manchmal ist das Wasser nur knöcheltief, dann reicht es wieder bis über unsere Hüften. Malin, 6, gruselt sich vor den fiesen Schlingpflanzen, die sich heimtückisch von hinten um unsere Waden schlängeln. Panisch kreischend schüttelt sie sich dieses «widerliche Zeugs» vom Bein, fuselt sich aber bald, mit angeekelter Mimik, die Schlamm- und Schlingdinger mit zwei Fingerspitzen von den Waden, ganz ohne schrille Schreie. Wir geniessen die Kühle des Baches in der Hitze dieses Hitzesommers 2015, die Natur, die Ruhe – bis Mikka in ein tiefes Loch stolpert, nur der Kopf guckt noch raus. Sie schreit, ausser sich vor Schreck, und dann, als sie wieder Boden unter den Füssen hat, vor Wut: «So ein Scheissbach, so was mach ich nie wieder, ich geh raus. Sofort!»
Sie bleibt dann doch. Die Kinder suchen sich Äste, tasten gespannt nach den nächsten Untiefen und prüfen, ob man da tauchen könnte, wenn man wollte. Und sie freuen sich an den kleinen Lagunen, in denen man sich bequem treiben lassen kann. Finn bleibt trocken. Er hat keine Lust auf Wasser, klammert sich den ganzen Bach durch an Mama Nicole und zieht die Beinchen hoch-hoch.
Mehr Lust auf Wasser hat er im Burgäschisee (BE/SO), wo wir zum Abschluss unseres Weekends hinfahren. Wir baden gemütlich, als Mikka immer weiter rausschwimmt, ganz allein. «Ich komme gleich wieder», ruft sie uns zu. Zwar ist sie eine gute, geübte Schwimmerin, aber ich bin irritiert. Noch bis vor kurzem fürchteten sich die Kinder vor imaginären Seeungeheuern, ekelten sich vor Wassergetieren und dem weichen Seegrund, der sich matschig zwischen den Zehen durchquetscht. Und jetzt? Jetzt schwimmen sie alleine raus und ekeln sich nur noch vor dem Hund der beiden Rentner, der vor unseren Augen in den See pinkelt.
Erlebnisbarometer: 10
Natur, Wasser, Tiere hautnah erleben; Angst überwinden vor Unbestimmten, Unvorhergesehenem und Ekelgefühlen.
Risikobarometer: 5
Beim Bachwandern kommen Stürze vor, das kann wehtun; Crocks oder Schwimmschuhe geben Halt; Nichtschwimmer auch im Bach mit Schwimmhilfen ausstatten; Seeschwimmen/-baden nur für geübte Schwimmer, sonst mit Schwimmhilfen, unter Aufsicht.
Eltern-Angstbarometer: 9
Ich: «Es ist der Stoff, aus dem die Albträume sind: Mein Kind schwimmt in den See raus. Was, wenn sie auf einmal verschwindet? Ich werde leise panisch und versuche, schwarze Gedanken zu vertreiben. Nein, bitte, so was ist nichts für mich.» Martin: «Mikka war super mutig, das hat sie toll gemacht. Ich würde nicht in einen See raus schwimmen. Das ist überhaupt nicht mein Ding.»
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