Biologisch ist alles in Ordnung, trotzdem bleibt die Schwangerschaft aus. Die Psychologin Gabriela Cueni-Schafer coacht Paare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen.
wir eltern: Frau Cueni-Schafer, immer mehr Menschen in der Schweiz leiden unter ungewollter Kinderlosigkeit. Warum üben einige jahrelang und bei anderen klappts sofort?
Gabriela Cueni-Schafer: Sehr häufig gibt es keinen offensichtlich biologischen Grund für die Fruchtbarkeitsstörung – wie Hormonmangel, verschlossene Eileiter oder schlechten Spermienbefund. Man spricht von einer sogenannten unerklärten Unfruchtbarkeit.
Wie können Sie in Ihrer Kinderwunsch-Praxis weiterhelfen?
Indem wir unbewusste Blockaden, die einem Wunschkind im Wege stehen, ans Licht holen.
Das Unterbewusstsein boykottiert den Kinderwunsch?
Stellen Sie sich das Bewusstsein als Eisberg vor. Ein kleiner Teil davon ragt aus dem Wasser. Nur 7 Prozent unserer psychischen Prozesse sind dem Bewusstsein direkt zugänglich, 93 Prozent liegen im Unterbewusstsein.
Das Bewusstsein will ein Kind, das Unterbewusstsein zögert?
Genau, die zwei sprechen oft unterschiedliche Sprachen. Wobei die Verhaltensebene häufig authentisch ist mit dem Unterbewusstsein. In einer therapeutischen Begleitung während der Kinderwunsch-Zeit geht es darum, diese Zensur sukzessive zu öffnen und zu spiegeln, welches «Schwangerschaftsblockade-Programm» unterbewusst abläuft. Dazu kann zum Beispiel die Angst gehören, nicht mehr im Business arbeiten zu können, nicht mehr die Aufmerksamkeit zu bekommen, weniger Geld zur Verfügung zu haben oder andere Interessen zurückstecken zu müssen.
Und wie lösen Sie psychische Blockaden?
Wir ergründen innere Bilder in Bezug auf das Mutter-, Vater- und das eigene Frau- oder Mannsein. Wie sieht der innere und äussere Raum für mein Kind aus? Gibt es hinderliche Strukturen im Familiensystem? Traumatisierungen? Wir ersetzen negative Bilder durch positive.
Welche Techniken wenden Sie dabei an?
Eine Kombination von unterschiedlichen Heilmethoden wie die Akupunkturpunkteklopftechnik, Traumanalyse, Gestalttherapie oder Tiefenentspannung. Mir ist es wichtig, den Menschen die Instrumente selber in die Hand zu geben. Deshalb vermittle ich praktische Übungen für zu Hause.
Aber ein Kinderwunsch-Coaching führt nicht zwingend zum eigenen Kind?
Nein. Es gibt Paare, die während der Therapie andere Varianten ins Auge fassen, etwa eine Adoption, ein Pflegekind oder die Tagesmutterschaft. Fast immer, wenn sie ihren Kinderwunsch loslassen können, gibts ein Alternativprojekt – eine Weltreise, eine Auszeit auf der Alp, ein gemeinsames Projekt. Eine Perspektive auf ein Leben, das wieder attraktiv ist.
Und wenn es klappt mit dem Wunschkind, erfahren Sie davon?
Ja, ich erhalte ganze viele Geburtsanzeigen, Dankeschöns, Geschenke, Fotos. Ich freue mich jedes Mal riesig für die werdenden Eltern.
Gabriela Cueni-Schafer (47), Psychologin SGPH (Schweizerische Gesellschaft für praktische Psychologie und Hypnoseforschung) coacht Menschen mit unerfülltem Kinderwunsch. Sie arbeitet eng mit Spezialisten aus der Fortpflanzungsmedizin zusammen. www.kinderwunsch-praxis.ch
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