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Sextalk
Warum Männer weniger kommen sollten
Für viele Männer ist der Höhepunkt beim Sex selbstverständlich. Für ein Drittel der Frauen ist er (fast) unerreichbar. Ein Plädoyer gegen die Jagd nach dem Orgasmus.
Ein Orgasmus jagt den nächsten – oder etwa nicht? In der sexologischen Praxis geht es häufig um fehlende Höhepunkte. Meist sind es Frauen, die mit dem «Kommen» Schwierigkeiten haben, Männer haben es leichter. Woran das nun liegen mag? Eine mögliche Antwort: Männer haben das Glück, ihr Genital wörtlich und antastbar vor sich hängen zu haben, wogegen sich das Gros der gleichen Schwellkörper bei Frauen im Innern des Körpers befindet.
Frauen bekommen also nicht sofort mit, wenn sie erregt sind, fassen nicht so oft genüsslich hin. Noch dazu wird ihr «da Unten» beim Heranwachsen hochgradig mit Scham und Verboten belegt, wogegen bei ihm sexuelle Erfahrungen geradezu angepriesen werden. Sie Schlampe, er Casanova.
Sie gewöhnt sich daran nicht zu kommen
Viele Männer haben deshalb die Erwartung, Sex gehöre naturgemäss dazu – wie die tägliche Nahrungsaufnahme. Der Nachtisch ebenso; der Orgasmus. Erst im hohen Alter wird es manchmal für ihn schwierig, den heiss ersehnten Höhepunkt zu erreichen. Der Knackpunkt insgesamt: Ungefähr ein Drittel aller Frauen kann komplett altersunabhängig keinen Höhepunkt bei sich auslösen. Die Folge: Beim gemeinsamen Sex «kommt» er leicht und erwartet von ihr dasselbe. Sie kann nicht und sagt dann halb entschuldigend «das macht doch nichts». Der Knoten ist da: Er jagt ihren Höhepunkt und je mehr er sich deswegen anstrengt, desto weniger kann sie.
Warum bloss diese Fixierung auf den Orgasmus? Wie wäre es, das Tempo herauszunehmen und nach wahrem Spürspass zu suchen? Das Vorspiel also nicht als kurzen, notwendigen Appetizer zu sehen, sondern als Teil des Sexes? Wie damals, als wir uns kennenlernten und gegenseitig unsere Körper erforschten.
Besser kein Quickie für diese Paare
Nichts gegen ein gelegentliches, ultrakurzes Vorspiel vorm Orgasmus, einen Quickie also. Aber der funktioniert sowieso besser bei Paaren ohne riesigen Orgasmus-Gap.
An anderen Tagen nehmen wir uns besser mehr Zeit. Vielleicht haben wir uns kurz in die Augen geschaut oder eine Berührung wird als besonders intensiv wahrgenommen und hat uns sexuell erregt. Vielleicht spielt auch die Fantasie mit rein. Erotik lebt durch Blicke und die Kommunikation der Körper und kann übrigens – entgegen der Erwartung vieler – ausgesprochen leidenschaftlich sein.
Zum besseren Verständnis: Erotik ist, wenn man mit einer Feder streichelt, Porno, wenn man das ganze Huhn nimmt. Bleiben wir bei der Feder und legen den Fokus auf das Spüren und nicht auf das Kommen. Es tut Wunder auf, innezuhalten und die kleinen Momente zu geniessen. Wer gelegentlich übt, sehr bewusst zu spüren, wird irgendwann erleben, wie sich Erregung ganz von selbst aufbaut. Tempo raus,Erwartungen weg. Momente geniessen. Ein Versuch wäre es doch wert, oder ?