Weil das Leben oft anders verläuft, als man es sich erträumt hat: Die 10 wichtigsten Fragen und Antworten, die Klarheit zu Versicherungen und Vorsorge schaffen.
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Wer eine Familie gründet oder bereits Kinder hat, kommt nicht darum herum, sich mit dem Thema Geld und Sicherheit auseinanderzusetzen. Wir helfen mit, die trockene Materie zu verstehen. Worauf müssen wir bei einem Hauskauf achten? Wie sorgen wir am besten vor? Welche Versicherungen brauchen wir? Und wie sparen wir für die Kinder? Diese und weitere Fragen beantwortet die «wir eltern»-Serie «Familie und Finanzen».
Die bereits erschienenen Beiträge der Serie finden Sie hier.
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Auch kleine Kinder können Schaden verursachen. Man sollte darauf achten, dass sie nicht aus der Police ausgeschlossen sind.
Eine Familie zu gründen und Eltern zu werden ist ein Glück. Nicht immer entwickelt sich das Leben allerdings so, wie man es geplant hat. Manche Ereignisse verändern den Alltag oder sogar das Leben. Glück und Gefühle kann man nicht versichern, aber man kann sich gegen materielle Risiken wappnen, was besonders für Familien mit Kindern wichtig ist. Dabei ist der Grat schmal zwischen optimaler Absicherung und Überversicherung. Welche Versicherungen sind wirklich nötig? Welche kann man sich sparen?
Krankheit und Unfall: Worauf müssen Eltern achten?
Alle in der Schweiz beschäftigten Arbeitnehmenden sind obligatorisch unfallversichert. Vorsicht: Arbeitnehmende, deren wöchentliche Arbeitszeit bei einem Arbeitgeber nicht mindestens acht Stunden beträgt, sind nur gegen Berufsunfälle und Berufskrankheiten, nicht aber gegen Nichtberufsunfälle versichert. Sie sollten die Unfalldeckung bei der Krankenkasse beibehalten. Nicht obligatorisch unfallversichert sind Selbstständigerwerbende und nicht Erwerbstätige wie Hausfrauen und -männer, Kinder und Studierende. Sie müssen sich im Rahmen der obligatorischen Krankenversicherung gegen Unfälle versichern. Je nach Konstellation kann eine Erwerbsausfallversicherung nötig sein. In der obligatorischen Grundversicherung deckt die Krankenkasse für Heilungskosten alle gesetzlichen Leistungen bei Krankheit, Unfall und Mutterschaft ab. Werdende Eltern sollten ihr Baby bereits vor der Geburt bei der Krankenkasse anmelden. Zwar ist das Baby bei der Geburt durch die Kasse der Mutter versichert. Im Falle von Komplikationen, die eine Spitalpflege des Babys erfordern, übernimmt die Baby-Versicherung die Kosten. Vom Kleinkindalter an ist ein Zusatz für die Zahnversicherung sinnvoll, die später teure Zahnbehandlungen übernimmt. Für Familien empfehlenswert sind eine Gönnerschaft bei der Rega und der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, die 250000 Franken Unterstützung bei unfallbedingter Querschnittlähmung mit permanenter Rollstuhlabhängigkeit leistet.
Welches sind Fallstricke bei der Hausratversicherung?
Als Familie hat man viele Dinge, die einem lieb geworden sind. Mit einer Hausratversicherung versichert man alle Gegenstände zuhause gegen Feuer-, Wasser- oder Elementarschäden sowie bei Diebstahl und Glasbruch, wobei zu beachten ist, dass die Sachen zum Neuwert versichert sind. Eingeschlossen sind auch Sachen von Gästen, die zu Besuch sind oder fremde Dinge, die einem anvertraut sind. Wichtig ist, dass Diebstahl auswärts abgedeckt ist. Damit schützt man seinen Hausrat ausser Haus und stellt sicher, dass Fahrräder, Gepäck auf Reisen, Sportausrüstungen oder elektronische Geräte wie das Smartphone gegen Diebstahl geschützt sind. Tipp: Regelmässig prüfen, ob die versicherte Hausratsumme realistisch ist. Wenn sie viel zu hoch ist, bezahlt man unnötig viel Prämien, ist sie aber zu tief, steht man im Schadenfall im Regen.
Kann man sich die Prämie für die Privathaftpflichtversicherung sparen?
Bei der Privathaftpflichtversicherung sollte man nicht sparen. Darin sind Personen- und Sachschäden eingeschlossen, die man allenfalls einer Drittperson im Privatleben zufügt. Wenn man als Mieterin oder Mieter einen teuren Schaden verursacht, wird dieser in der Regel von der Privathaftpflichtversicherung bezahlt. Die Privathaftpflichtversicherung deckt die ganze Familie ab – also auch Schäden, die Kinder verursachen. Gerade im Spiel und Sport kann schnell etwas passieren. Es gibt Gesellschaften, die Kinder nur bis zum 18. Lebensjahr in der Elternpolice mitversichern. Mit einer Zusatzversicherung können Kinder über 18 Jahren eingeschlossen werden. Aufgepasst: Oft sind Schäden durch Kinder unter sieben Jahren ausgeschlossen, weil diese als sogenannt nichtdeliktfähig gelten. Da sollte man darauf achten, dass kein Ausschluss besteht. Auch kleine Kinder können Schaden verursachen. Wichtig ist die Privathaftpflichtversicherung für Halter von Haustieren: Wenn der Familienhund jemanden beisst und dieser bleibende Schäden hat, kann dies enorme Kosten auslösen.
Wie sichern wir das Familienauto gut – aber nicht zu teuer – ab?
Gesetzlich vorgeschrieben ist die Auto-Haftpflicht-Versicherung. Diese steht für Sach- und Personenschäden gegenüber Dritten gerade, die mit dem versicherten Fahrzeug ausgelöst wurden und versichert gegen unberechtigte Schadenersatzanforderungen. Nicht obligatorisch, aber dennoch für den Schutz des Familienautos empfehlenswert ist die Teilkaskoversicherung. Sie schützt gegen Schäden wie Diebstahl, Feuer, Sturm, Hagel, Hochwasser, Glasbruch, Kollision mit Tieren, Vandalismus und Marderschäden. Mit der Kollisionskaskoversicherung schützt man sich ausserdem gegen selbst verschuldete Kollisionsschäden am eigenen Fahrzeug. Während die Teilkasko möglichst abzuschliessen ist, kann bei älteren Fahrzeugen auf die Vollkasko verzichtet werden. Bei Leasing-Verträgen wird in der Regel eine Vollkasko-Police verlangt. Zusätze wie Grobfahrlässigkeit mit Verzicht auf das Rückgriffsrecht bei grobfahrlässig verursachten Schäden, Bonusschutz und Parkschaden sind sinnvoll, aber verzichtbar. Assistance und Verkehrsrechtsschutz kann man günstig über Automobilverbände abdecken. Nicht nötig ist in der Regel die Insassen-Unfallversicherung, da Fahrer und Mitfahrer bereits durch die Unfallversicherung geschützt sind.
Welche Versicherungen braucht es fürs eigene Heim?
Familien, die sich den Traum von der Eigentumswohnung oder dem Einfamilienhaus realisieren, brauchen eine Gebäudeversicherung. Diese ist in einigen Kantonen kantonal geregelt und in anderen durch Privatversicherer gewährleistet. Die Gebäudepolice übernimmt u.a. Schäden infolge Feuer, Rauch, Sturm, Hagel, Überschwemmung, Gebäudebeschädigung infolge Diebstahl, Rohrbruch an Wasserleitung und Glasbruch. Empfehlenswert sind Zusätze für Ortungs-, Freilegungs- und Leitungsreparaturkosten, Folgekosten und Aufräumungs- und Entsorgungskosten sowie für die Gebäudeumgebung wie Gartenanlagen oder Gartenhäuser. Einschliessen sollte man das Erdbebenrisiko: Zwar ist dieses in der Schweiz gering. Falls das Haus, auf dem man meist eine Hypothek hat, zerstört wird, sind die Auswirkungen fatal: Man hat kein Haus mehr, sitzt aber auf einer hohen Schuld. Wenn man neu baut, sollte man eine Bauwesenversicherung und Bauherrenhaftpflichtpolice abschliessen. Mehr Sicherheit schafft auch eine Gebäudehaftpflichtversicherung.
Ist eine Lebensversicherung für Familien sinnvoll?
Lebensversicherungen sind ein emotional heikles Thema: Tatsache ist, dass es immer wieder selbst in jüngeren Jahren zu Todesfällen kommt. Mit einer Lebensversicherung kann man seine Familie finanziell absichern. Unterschieden wird zwischen gemischten Lebensversicherungen, die einen kapitalbildenden Teil umfassen, und reinen Todesfallrisikoversicherungen. Letztere sind günstiger und eignen sich dafür, die materiellen Folgen eines Todesfalls abzufedern. Dies ist vor allem zu empfehlen, wenn man kleine Kinder hat oder Wohneigentum mit einer Hypothek besitzt. Dank einer Todesfallrisikopolice kann man eher dafür sorgen, dass die Familie in der eigenen Wohnung oder dem Haus weiterwohnen bleiben kann.
Wie soll man als Familie vorsorgen?
Als junge Familie hat man meist andere Bedürfnisse, als auch noch fürs Alter vorzusorgen. Angesichts der Probleme bei der AHV und der 2. Säule mit den Pensionskassen ist es bei steigender Lebenserwartung und sinkenden Umwandlungssätzen für die jüngere Generation unumgänglich, dass sie freiwillig Geld fürs Alter auf die Seite legt. Am besten möglich ist dies über die steuerbegünstigte Säule 3a. Diese kann man bei einer Bank oder einer Versicherung unterhalten. Bei Letzterer kann man einen Risikoschutz bei Todesfall und Invalidität einschliessen. Angestellte mit Pensionskasse können pro Jahr maximal 6768 Franken in die Säule 3a einzahlen und im nächsten Jahr bei den Steuern abziehen. Über die 3. Säule zu sparen hat über die Altersvorsorge hinaus beträchtliche Steuervorteile. Wer Wohneigentum besitzt, sollte über die Säule 3a möglichst früh beginnen, indirekt zu amortisieren. Unabhängig davon, ob man die 3. Säule bei der Bank oder Versicherung macht, sollte man Gelder nicht brach liegen lassen, sondern in Vorsorgefonds investieren. Der Zinseszinseffekt sorgt zusätzlich dafür, dass das lange blockierte Kapital dank einer höheren Rendite deutlich stärker anwächst.
Warum sollten sich auch Frauen und Mütter um die Finanzen kümmern?
Obschon sich Familienmodelle stark verändern und meist sowohl Vater als auch Mutter zumindest Teilzeit erwerbstätig bleiben, haben viele Frauen Lücken in ihrer Altersvorsorge. Wenn eine Mutter nach der Geburt ihr Arbeitspensum stark reduziert oder eine Erwerbspause macht, hat sie später deutlich weniger in der Pensionskasse angespart. Frauen mit Kleinstpensen fallen bei der Pensionskasse oft unter die gesetzliche Eintrittsschwelle. Eltern sollten die Vorsorge von Frau und Mann zusammen mit ihrer Versicherung oder Bank überprüfen und Lücken frühzeitig füllen. Der beste Vorsorgeschutz besteht darin, dass Frauen möglichst immer erwerbstätig bleiben. So sind sie finanziell unabhängiger, was einer Beziehung hilft. Die Tatsache, dass es auch bei Paaren mit Kindern oft zu Scheidungen kommt, spricht dafür, dass sich auch Frauen und Mütter ebenso wie Väter um die Finanzen kümmern und ihre Vorsorge angehen.
Welche Versicherungen sind nicht zwingend nötig – wo kann man ohne grosses Risiko Geld sparen?
Nicht zwingend nötig sind für Familien separate Schmuckversicherungen. Schmuck ist in begrenztem Umfang in der Hausratversicherung versichert. Eine Zusatzpolice lohnt sich nur, wenn man viel Schmuck und teure Uhren im Wert von über 20 000 Franken besitzt oder verlieren, verlegen und abhandenkommen von Schmuck ebenfalls versichert sein sollen. Sparen kann man eher bei Rechtsschutzversicherungen, Cyberversicherungen oder Mietkautionspolicen. Und Reiseannullationsversicherungen sollte man nur halten, wenn man tatsächlich auf Reisen geht. Nicht zwingend sind Tierversicherungen: Solche Policen decken zwar Tierarztkosten für den Familienhund oder die Katze bei Krankheit und Unfall ab. Behandlungen wie Impfungen oder Sterilisationen sind indes nicht eingeschlossen.
Wie sparen wir Prämien und entlasten das Haushaltbudget?
Die effektivste Form, um Geld bei Versicherungen zu sparen, ist Prämien zu vergleichen und den Wettbewerb spielen zu lassen. Das funktioniert aber nur, wenn man nicht zu lange vertraglich gebunden ist. Bei vielen Policen ist es vorteilhaft, eine einjährige Kündigung zu verlangen. So kann man wechseln, wenn man von einem anderen Anbieter eine tiefere Prämie offeriert bekommt. Wichtig ist allerdings, dass man nicht nur die Preise, sondern vor allem auch die Leistungen vergleicht und das Kleingedruckte beachtet, ansonsten kommt es im Schadenfall teuer. Viele Versicherungen kann man oft günstiger im Internet abschliessen. Geld sparen kann man zudem, indem man Kombinationsrabatte nutzt und sein Versicherungsportfolio von Zeit zu Zeit überprüft und kritisch hinterfragt, welche Versicherungen man noch braucht und welche nicht. Dazu gehört allerdings auch die Frage, wo ein Schutz zusätzlich nötig wird, weil sich die Lebenssituation verändert hat.
**Martin Spieler ist Wirtschaftspublizist und unabhängiger Finanzexperte. Er moderiert TV-Sendungen, ist Zeitungs-Kolumnist und beantwortet in seinem Geld-Blog täglich Fragen.*