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Esther Michel
Burnout
«Rettung in letzter Sekunde»
Von Julia Panknin
Sie hatte es gut mit ihrem Arbeitgeber, bis sie schwanger wurde. Emotional ging Diana einmal durch die Hölle und zurück, bis sie endlich Ruhe und Unterstützung in einer Klinik fand.
« Vor der Geburt meines Sohnes war ich in der CyberSecurity-Branche im Marketing angestellt, verdiente gutes Geld und fühlte mich erfüllt. Ich konnte mir ein Leben mit und ohne Kinder vorstellen. Mein Partner hatte aber einen grossen Kinderwunsch. Da ich ihn liebte und mit ihm alt werden wollte, willigte ich ein. Das mit dem Schwangerwerden ging dann überraschend schnell. Genauso schnell verflog die anfängliche Freude, als ich meiner Vorgesetzten davon erzählte. Sie reagierte total kalt, obwohl wir vorher ein gutes Verhältnis hatten. Auch in den Wochen danach ging sie auf Abstand und lud mich zu wichtigen Meetings einfach nicht mehr ein. Vier Wochen vor meinem Geburtstermin brach ich dann bei meinem Gynäkologen in Tränen aus. Er schrieb mich sofort krank, weil der emotionale Stress sich auf das Baby auswirken könnte. Ich war erleichtert und gleichzeitig besorgt, weil im Geschäft noch nichts geklärt war, ausser, dass ich den Mutterschutz um zwei unbezahlte Monate verlängern würde.
Durfte ich zurückkommen?
Nach dem Termin rief ich meine Chefin an und fragte sie direkt, ob ich überhaupt zurückkommen dürfe. Ihre knappe Antwort war: ‹Das kann ich dir noch nicht sagen.› Erst als mein Baby drei Monate alt war, erhielt ich eine Nachricht von ihr. Ich konnte an meinen Arbeitsplatz zurückkehren, aber nur in Vollzeit und mit mindestens drei Tagen Präsenz. Zuvor hatte ich 100 Prozent im Homeoffice gearbeitet, weil ich eineinhalb Stunden vom Büro entfernt wohnte. Die Firma wollte mich ganz offensichtlich loswerden.
Was mein Arbeitgeber nicht wusste, war, dass mein Partner und ich zu diesem Zeitpunkt kurz vor der Trennung standen. Er meinte plötzlich, er fühle sich doch nicht bereit für die Vaterrolle. Ich fiel aus allen Wolken direkt auf den harten Beton und gleichzeitig schoss mir durch den Kopf, dass ich meinen Job unter diesen Umständen unbedingt behalten musste.
Ich hatte Suizidgedanken
Als ich dann die E-Mail meiner Chefin las, brach ein Sturm in mir los. Ich fühlte mich ohnmächtig gefühlt, hatte grosse Existenzängste und letztlich sogar Suizidgedanken. Mit letzter Kraft organisierte ich meine eigene Einweisung in die Mutter-Kind-Station im Spital Affoltern, wo ich die Diagnose Erschöpfungsdepression bekam. Für mich war die Klinik die Rettung, für meine Vorgesetzte aber wohl die Bestätigung, dass ich nicht mehr tragbar war. Sie reagierte ab diesem Zeitpunkt nicht mehr auf meine Nachrichten.
In der Klinik bekam ich endlich liebevolle Unterstützung und konnte mich von der emotionalen und körperlichen Erschöpfung erholen. Ich konnte Vertrauen in mich als Mutter aufbauen und habe viel Kraft aus dem Austausch mit anderen Betroffenen gezogen. Der Aufenthalt war die beste Entscheidung meines Lebens.
Heute bin ich in einem 80-Prozent-Pensum in gleicher Position in einer anderen Firma angestellt und habe einen Chef, der selbst Papa ist. Er unterstützt mich sehr, sodass ich mich wertgeschätzt und respektiert fühle. Rückblickend würde ich mich einem derart toxischen Umfeld wie bei meinem letzten Arbeitgeber nicht mehr aussetzen, schon gar nicht kurz nach einem einschneidenden Erlebnis wie einer Geburt.»