Schwangere werden von Hormonen überschwemmt. Über ihre Einflüsse auf die Psyche weiss man erstaunlich wenig.
Sind schwangere Frauen besonders empfindlich und dünnhäutig, ist der vermeintliche Auslöser schnell gefunden: die Hormone. Nach wissenschaftlichen Beweisen für solche Behauptungen sucht man allerdings vergeblich. Glaubt man der Hormontheorie, sollte die Laune in der Schwangerschaft eigentlich mit jedem Tag etwas besser werden, da der Östrogen- und der Progesteronspiegel im Blut stetig steigen.
Überholt ist die Vermutung, dass die Schwangerschaftshormone die Frauen vor Depressionen schützen. Einig sind sich die meisten Fachleute darin, dass die typischen Heultage nach der Geburt in erster Linie auf den plötzlichen Hormonabfall zurückzuführen sind.
Einflussreiche Hormone in der Schwangerschaft
Östrogene machen schön – meistens
Frauen wird in der Schwangerschaft ein besonders blühendes Aussehen nachgesagt. Der Grund liegt vor allem im stark erhöhten Östrogenspiegel. Dieser sorgt für einen dichteren Haarwuchs, strafferes Bindegewebe und eine bessere Durchblutung. Allerdings führt er bei einigen Frauen zu Akne oder Pickeln.
hCG – einzigartig mit Nebenwirkungen
Die Konzentration vieler Botenstoffe nimmt während der Schwangerschaft zu. Einer davon kommt bei einer gesunden Frau sogar nur jetzt vor: Das humane Choriongonadotropin, kurz hCG genannt. Es verhindert die Regelblutung und hilft, die Schwangerschaft zu erhalten. Gleichzeitig kurbelt es die Bildung anderer Hormone an, insbesondere von Progesteron. Weil es praktisch von Anfang an im Urin nachgewiesen werden kann, beruhen die heute üblichen Schwangerschaftstests auf dem Nachweis von hCG.
Leider ruft das hCG den weit verbreiteten Brechreiz hervor. Weshalb und warum nicht bei allen Frauen gleich stark, ist noch nicht geklärt. Glücklicherweise verschwindet die Übelkeit nach dem dritten, vierten Monat meist von alleine wieder. Die maximale hCG-Konzentration ist zwischen der achten und zehnten Woche erreicht, danach sinkt der Wert langsam wieder ab.
Progesteron, das viel beschäftigte Hormon
Neben Östrogen gilt Progesteron als eigentliches Schwangerschaftshormon. Vor der Befruchtung bereitet es die Gebärmutter auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Danach senkt es die Muskelspannung in der Gebärmutter und verhindert so frühzeitige Wehen. Es macht die Gefässe elastischer und vereinfacht so den Bluttransport. Die Kehrseite davon ist die erhöhte Neigung zu Krampfadern oder Hämorrhoiden. Auch die bei Schwangeren weitverbreitete Verstopfung und der übersäuerte Magen wird dem Progesteron zugeschrieben. Regelmässige Bewegung und genügend Flüssigkeit schaffen Abhilfe. Gegen Sodbrennen helfen über den Tag verteilte Mahlzeiten.
Melanin
Sommersprossen oder Muttermale verstärken sich in der Schwangerschaft. Verantwortlich dafür ist die erhöhte Melaninproduktion.