Migräne, Kopfschmerzen, Verstauchung, Rückenbeschwerden – eine Schwangerschaft verläuft nicht immer schmerzfrei. Bei der Einnahme von Schmerzmitteln gilt es in der Schwangerschaft allerdings umsichtiger zu sein als normal. Denn die Wirkstoffe erreichen über die Plazenta auch den Fötus und können zu Fehlentwicklungen oder Geburtsproblemen führen.
Frühgeburt wegen Schmerzen möglich
Deswegen aber lieber Schmerzen zu erleiden, ist auch kein guter Rat. «Schmerzen produzieren bei der Mutter Substanzen, die Wehen auslösen und zur Frühgeburt führen können», sagt Irene Hösli, Chefärztin für Geburtshilfe an der Universitätsfrauenklinik Basel und Co-Präsidentin der Schweizerischen Akademie für Perinatale Pharmakologie (SAPP). Eine Schwangere sollte daher nicht über längere Zeit Schmerzen haben.
Allerdings ist der Einsatz von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft nur unzureichend untersucht. «Die Datenlage zu den unerwünschten Wirkungen auf das ungeborene Kind ist bei allen Mitteln gering», sagt Irene Hösli. Die Schwangerenmedizin orientiere sich an Erfahrungswerten, da einige Medikamente schon lange zur Schmerzbehandlung bei Schwangeren eingesetzt werden. «Es macht daher Sinn, wenn immer möglich, zuerst nichtmedikamentöse Therapien zu versuchen», sagt Irene Hösli. Hier sind keine Nebenwirkungen auf den Fötus beobachtet worden und sie eignen sich unabhängig von der Schwangerschaftswoche (siehe Tabelle unten im Artikel).
Pfefferminzöl statt Paracetamol
So wirkte in Studien beispielsweise bei Kopfschmerzen das Einreiben der Schläfen und des Nackens mit Pfefferminzöl genauso gut wie eine übliche 1000-mg-Dosis Paracetamol. Eine Nacken- und Halsmassage bringe ebenso Linderung.
Bei Migräne nutzt meist Ruhe, Hinlegen und Raum abdunkeln sowie Einnahme von 600 mg Magnesium/Tag und Vitamin B2 (Riboflavin) 200–400 mg/Tag. Auch Akupunktur zeigt in einigen Studien Wirkung und könne fast genauso gut Migräneanfälle vorbeugen wie das häufig verschriebene Migränemittel Topiramat, das bei Schwangerschaft nicht gegeben werden sollte. Mit Akupressur lassen sich die entsprechenden Akupunktur-Punkte auch zu Hause selbst behandeln.
Körperliche Aktivität gegen Rückenschmerzen
Auch schwangerschaftsbedingte Becken- und Rückenbeschwerden lassen sich häufig ohne Schmerzmittel gut in den Griff bekommen. «Vorbeugend ist sicherlich, auch während der Schwangerschaft, eine gesunde körperliche Aktivität hilfreich, im akuten Fall hilft aber aus der Erfahrung sehr gut Physiotherapie», sagt Daniel Surbek von der Universitätsfrauenklinik in Bern. Meistens seien es Schmerzen, die von der veränderten Stellung der Beckenknochen und der Lage des Kindes verursacht werden.
«Wir arbeiten dann vor allem an der Beckenposition oder geben lösende Massagen für die Rücken- und Beckenmuskulatur», erzählt Monika Conus von der Ergopraxis Wirbelteam in Solothurn aus ihrer Arbeit mit Schwangeren. Behandlungen an der Lendenwirbelsäule seien allerdings bis zum 4. Schwangerschaftsmonat tabu. Zu Hause helfe ein warmes Bad, ein Wärmekissen oder Yoga-Übungen; sie entspannen die Muskulatur.