Erwachsene reden nicht gern über den Tod. Schon gar nicht mit Kindern. Dabei würden die zu gern wissen, wie das ist, wenn man tot ist.
Die Unbefangenheit von Kinderfragen kann uns ganz schön erschrecken. Vor allem beim Thema Tod. «Dafür bist du noch zu klein», kriegen die Kinder dann zu hören. «Niemand antwortet so, wenn es um Farben geht», schreibt die Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper. Ganz selbstverständlich würden wir einem Kleinkind sagen: «Schau mal das schöne gelbe Auto» – obwohl wir wüssten, dass Kinder lange keine Farben auseinanderhalten können. Genauso sollten wir es halten, wenn es um fröhliche, traurige oder intellektuelle Dinge gehe, meint die Fachfrau.
Manche Eltern möchten ihre Kinder möglichst lange nicht mit der erschreckenden Wirklichkeit des Todes belasten. Aber wir sind ständig mit ihm konfrontiert, und sei es nur durch die Medien. Laut einer Studie wird in fast jeder zweiten Fernsehsendung gestorben. Das bedeutet, dass ein Kind bis zu seinem 14. Lebensjahr durchschnittlich 18 000 tote oder sterbende Menschen gesehen hat. Einen «echten» Toten hingegen soll es nicht sehen?
Auch Kinder können trauern
Dabei wird die Trauer von Kindern oft unterschätzt. «Erwachsene, die mit ihrem eigenen Kummer fertig zu werden versuchen, glauben, dass ein Kind die tragische Situation gar nicht begreifen kann», schreibt der Autor Earl A. Grollmann in seinem hilfreichen Büchlein «Mit Kindern über den Tod sprechen».
Kinder haben ganz feine Antennen für Ungereimtheiten und Halbwahrheiten. Oft haben wir selber mehr Angst als die Kinder und verpacken unsere Antworten in wolkige Ausreden. Formulierungen wie «der Tote schlafe jetzt ganz lange» können bei Kindern neue Ängste wecken. Wer auf solche beschönigenden Umschreibungen zurückgreife, täusche oft sich selbst und nicht die Kinder, meint Earl A. Grollmann. Was Kinder zunächst bräuchten, seien einfache und ehrliche Informationen. Auf die Frage «Was ist tot?», reiche es zum Beispiel zu sagen: «Der Mensch atmet nicht mehr. Sein Körper ist reglos, ruhig, friedlich.»
Keine überstürzten Antworten
«Erzählen Sie Ihren Kindern nichts, was Sie zu einem späteren Zeitpunkt berichtigen oder zurücknehmen müssten», so Grollmann. Eltern müssen nicht auf jede Frage eine kluge Antwort haben. Viel spannender ist es, erst mal die Kinder nach ihren eigenen Vorstellungen zu fragen. Der fünfjährige Paul zum Beispiel machte sich grosse Sorgen, ob sein Grosi nicht im Sarg frieren würde, deshalb malte er für seine Nana eine Leiter und gab ihr das Bild mit in den Sarg. «Damit sie in den Himmel klettern kann», erklärte er.
Wenn man Raum lässt für die Fragen der Kinder, können Kinder diese grossen und beunruhigenden Dinge langsam einordnen. Sie werden in ihrem Leben auf gravierende Ereignisse stossen, sie werden Verluste zu verkraften haben. Gut, wenn ein Kind unbelastet Erfahrungen machen durfte und Situationen einschätzen lernte.