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Überlastung

Warum Eltern ins Burnout rutschen

Bernhard Prechter vom Elternnotruf erklärt, weshalb Eltern in die Erschöpfung abrutschen können.

wir eltern: Sind Eltern, die sich kraftlos und ausgebrannt fühlen, einfach schlecht organisiert?

Bernhard Prechter: Das ist gerade nicht so! Diese Eltern waren zuvor meist für eine lange Zeit sehr organisiert und aktiv für Kinder und Familie da. Sie haben oft hohe Ansprüche an sich selbst und sind geübt darin, viele Dinge aufs Mal zu erledigen. Bis sie realisieren, dass sie sich nicht dauerhaft über ihre Kräfte hinaus engagieren können. Es fällt ihnen oft nicht leicht, zu akzeptieren: Weniger ist mehr.

Können Mütter und Väter gleichermassen in ein Burn-out rutschen? Oder gibt es geschlechterspezifische Unterschiede?

Auch die Väter können einem zunehmenden Druck ausgesetzt sein. Allerdings müssen die Mütter häufiger verschiedene Dinge zusammenbringen – dadurch entsteht der Zeitstress. Meist organisieren die Mütter zum Beispiel den Arztbesuch für das kranke Kind von der Arbeitsstelle aus oder kümmern sich um das Familienleben. Wenn die Mutter von der Arbeit nach Hause kommt, hat sie nicht einfach Freizeit. Väter empfinden da oft etwas mehr Freiraum. Alleinerziehende Mütter haben besonders viele Aufgaben unter einen Hut zu bringen und tragen eine besondere Verantwortung für die Entwicklung der Kinder.

Welches sind die Anzeichen dafür, dass es höchste Zeit ist, etwas gegen ein drohendes Ausbrennen zu unternehmen?

Eltern regen sich sehr schnell über ihre Kinder auf und reagieren gereizt. Es entsteht ein «Tunnelblick», mit dem nur noch die Probleme erkannt werden und nicht mehr die auch vorhandenen guten Momente. Dies führt zu weiteren Spannungen und Stress in den Beziehungen, auch unter den Erwachsenen. Für die Kinder möchten die Eltern weiter durchhalten, jedoch fehlt ihnen die Kraft dazu. Sie fangen an, die Geduld und die Nerven zu verlieren. Die familiären Sorgen können zu schlechtem Schlaf führen. Schon der Gedanke an einen weiteren Tag zusammen mit den Kindern kann sich unerträglich anfühlen. Dann ist es höchste Zeit, etwas gegen ein drohendes Ausbrennen zu tun.

Eltern schämen sich manchmal dafür, «nichts mehr auf die Reihe zu kriegen». Sie haben deshalb Mühe, sich bei einer Institution zu melden.

Viele der Eltern, die wir beraten, fühlen sich beschämt in ihrer Situation und möchten am liebsten weiter durchhalten und einfach wieder «normal funktionieren». Der Elternnotruf kann niederschwellig Hilfe bieten: Die Beratenden hören zu. Sie geben keine allgemeingültigen Erziehungstipps, weil das den Leistungsdruck zusätzlich steigern würde. Eine auf ihre individuelle Situation abgestimmte Beratung kann die Eltern ermutigen, neue Wege zu gehen, um die eigenen Bedürfnisse und jene der Kinder und Jugendlichen wieder besser unter einen Hut zu bekommen.

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