Was Eltern über das Sackgeld ihrer Kinder wissen müssen


Kinder bewegen sich schon früh in einer Konsumwelt. Doch wie bringt man ihnen den richtigen Umgang mit Finanzen bei? Und welche Rolle spielt dabei das Taschengeld?
«Über Geld spricht man nicht» – was früher zum guten Ton gehörte, ist heute längst überholt. Über Geld muss man sprechen, denn laut Studien erhält die Mehrheit der Schweizer Kinder ab dem Alter von sieben Jahren regelmässig Sackgeld. Dieser «Batzen», über den meist frei verfügt werden darf, ist ein gutes Übungsfeld: «Den richtigen Umgang mit Geld kann man nur lernen, wenn man damit umgehen darf. Denn nur eigenes Geld kann ein Kind sich einteilen, damit haushalten – und auch merken, dass man es nur einmal ausgeben kann», sagt Daniel Capraro, Co-Founder und Chief Product Officer der «Schweizer Smartphone-Bank YAPEAL», die das «Family-Produkt Yapini» anbietet (siehe Box).

Alter als Richtwert
Die meisten Kinder bekommen ihr erstes Taschengeld, wenn sie in die Primarschule eintreten. Dann, wenn sie rechnen lernen, die Funktion von Geld als Tauschmittel verstehen und immer selbstständiger werden. Dieser Zeitpunkt eignet sich gut, um mit dem Kind über Finanzen, Lebenskosten und Werte wie Sparen zu sprechen. Gemeinsam kann überlegt werden, woher Geld kommt, welchen Stellenwert es im Familienleben einnimmt und wie man mit Wünschen umgehen kann.
Doch wie viel Sackgeld ist angemessen? Die Jugendorganisation Pro Juventute empfiehlt, die Höhe des Taschengeldes auf das Alter des Kindes und die finanziellen Möglichkeiten der Familie abzustimmen. Besonders jüngere Kinder sind noch nicht geübt darin, langfristig zu planen und Geld über einen längeren Zeitraum einzuteilen. Bis zur vierten Klasse ist es daher sinnvoll, das Sackgeld wöchentlich auszubezahlen. Gemäss Pro Juventute kann das Taschengeld ab dem fünften Schuljahr auch monatlich gegeben werden. Als Richtlinien definiert der Dachverband Budgetberatung Schweiz ab der ersten Klasse je einen Franken pro Schuljahr und Woche:
- Mit sechs Jahren: 1 Franken pro Woche
- Mit sieben Jahren: 2 Franken pro Woche
- Mit acht Jahren: 3 Franken pro Woche
- Mit neun Jahren: 4 Franken pro Woche
- Mit zehn und elf Jahre: 25 bis 30 Franken pro Monat
- Mit zwölf bis 14 Jahre: 30 bis 50 Franken pro Monat
Wird Taschengeld ausbezahlt, ist es hilfreich, mit dem Kind darüber zu sprechen, wie es verwendet werden kann und wofür es gedacht ist. In der Regel soll Sackgeld für persönliche Wünsche und das eigene Vergnügen eingesetzt werden und nicht für notwendige Dinge wie Kleidung oder Coiffeurbesuche – diese Spielregeln können sich jedoch mit zunehmendem Alter des Kindes und der Höhe des Taschengeldes ändern.
Was die Tochter oder der Sohn selbst bezahlen soll oder darf, muss gemeinsam festgelegt werden. Dabei gelten natürlich alle bestehenden Familienregeln, wie beispielsweise, vor dem Essen keine Süssigkeiten zu naschen, auch nicht die selbstgekauften.

Bar oder digital?
Während der Corona-Pandemie ist bargeldloses Zahlen immer beliebter geworden. Macht es Sinn, auch das Taschengeld digital zu überweisen? Kinder unter sieben Jahren, die erst an das Thema Geld herangeführt werden, dürften noch die Haptik der angesparten Münzen schätzen, die langsam das Sparkässeli füllen. Ab dem Schulalter kann digitales Sackgeld jedoch durchaus Vorteile bringen: «In einer digitalen Konsumgesellschaft wird der Bezahlprozess immer weniger sichtbar und integriert sich direkt in den Lifestyle. Somit wird der Umgang mit dem digitalen Portemonnaie von Beginn an sehr wichtig», erklärt Capraro.
Das Geld sei nicht mehr physisch erkennbar, sondern existiere in der digitalen Realität – beispielsweise sehe man beim Öffnen der Banking-App YAPEAL, wie viel Geld noch vorhanden sei und wofür es bereits ausgegeben wurde. «Dieses Umdenken wollen wir von Anfang an fördern, sodass der Umstieg von Bargeld zur digitalen Welt nicht zur bösen Überraschung verkommt», sagt Capraro.
Digitales Taschengeld habe aber noch ganz andere Vorteile: Es sei nicht stationär gebunden und funktioniere auch, wenn sich das Kind während der Ferien oder eines Sprachaufenthalts im Ausland befinde. Zudem könne das Geld in Sparziele aufgeteilt und so besser isoliert werden, als wenn es ständig im Portemonnaie herumgetragen werde und bei jeder Konsumversuchung griffbereit sei.