Geld
Wo es nachhaltige Sparkonten für Kinder gibt
Von Andreas Grote
Grüne Konten und Anlagen liegen im Trend. Wie steht es um das Angebot an nachhaltigen Spar- oder Zahlungskonten für Kinder? Die Auswahl ist klein, aber wir haben ein paar Anbieter entdeckt.
Viele Erwachsene haben den Anspruch, ihr Geld «grün», nachhaltig und ethisch korrekt anzulegen, zum Beispiel in Fonds. Banken bieten dafür mittlerweile einige gute Möglichkeiten. Wer allerdings ein grünes Konto für sein Kind eröffnen will, der wird schnell enttäuscht. Denn Angebote, die Geldgeschenke von Oma und Opa, Taschengeld oder das erste selbst verdiente Geld so verwenden, dass es einen positiven Einfluss auf die Menschen und den Planeten hat, muss man immer noch mit der Lupe suchen.
«Wer ein wirklich nachhaltiges Sparoder Zahlungskonto finden will, muss Zeit und Recherche investieren», sagt Raffael Wüthrich, Leiter Nachhaltigkeit bei der Stiftung für Konsumentenschutz in Bern. Das Grundproblem: Es gibt in der Schweiz keine überprüfbaren Standards oder unabhängige Siegel für nachhaltige Bankprodukte. Jedermann kann in seinem Hochglanzprospekt behaupten, was er will. «Leider ist Greenwashing fast überall anzutreffen.» Das bedeutet: Das Geschäftsmodell der Bank ist konventionell und sie investiert weiter in umwelt- und klimafeindliche Branchen, und nur wenige einzelne Produkte sind wirklich grün.
Wichtiger, als sich nur mit dem beworbenen Produkt zu beschäftigen, sei es, sich das Geschäftsmodell der Bank anzusehen, also ob das gesamte Unternehmen Nachhaltigkeit lebt. «Fragen Sie die Kundenberatung ganz konkret, was mit ihrem Geld passiert und in welche Branchen die Bank sonst investiert», rät Raffael Wüthrich. Nur so lässt sich ein Eindruck gewinnen. «Unter dem Strich ist es oft so: Je kleiner, je lokaler und genossenschaftlicher eine Bank ist, desto nachhaltiger, ethischer und sozialer verhält sie sich in der Regel.» Angst um sein Geld braucht man sich auch hier nicht zu machen, denn bei jeder Bank gilt bis 100 000 Franken die gesetzliche Einlagensicherung.
Sich umfassend informieren
Die Umweltschutzorganisation WWF empfiehlt, sich bei der Recherche an folgenden Fragen zu orientieren:
♦ Wie nimmt die Bank ihre Verantwortung als Kapitalverwalter und Kreditinstitut mit Blick auf die Umwelt, das Klima und die Gesellschaft wahr? Anhaltspunkte dafür liefert das WWF-Nachhaltigkeitsranking 2020/2021. Darin sind unter anderem gesellschaftliches Engagement und betriebliches Management der 15 grössten Retailbanken der Schweiz bewertet.
♦ Wie transparent und konkret informiert die Bank Kund* innen und Interessent* innen, in was sie investiert und was sie durch Kredite fördert? Das lässt sich meist auf der Website herausfinden, zum Beispiel im jährlichen Umweltbericht oder durch Porträts von Unternehmen und Projekten, an die die Bank Kredite vergeben hat.
♦ Welche sozial- und umweltschädlichen Branchen schliesst die Bank bei ihren Investitionen und Kreditvergaben konsequent aus (etwa Förderung fossiler Energieträger, Bau fossiler Kraftwerke, nicht nachhaltige Wald- und Landwirtschaft, Fluggesellschaften, industrielle Tierhaltung, traditionelle Automobilindustrie, Rüstung, Tabakindustrie sowie Unternehmen, denen der Schutz von Menschenrechten oder Kinderarbeit egal ist)?
♦ In welche sozial- und umweltfördernden Branchen investiert die Bank und vergibt dafür Kredite (zum Beispiel erneuerbare Energien, Elektromobilität, biologische Landwirtschaft oder sozialer und ökologischer Wohnungsbau, Wasser, Gesundheit, Armutsbekämpfung, Bildung)?
Hier gibts grüne Konten
Eines der wenigen Beispiele, das diesen Kriterien entspricht, ist die Alternative Bank Schweiz in Olten. Diese gibt es seit 1990. Seit Beginn engagiert sie sich sozial und ökologisch und arbeitet dabei mit grösstmöglicher Transparenz. Sämtliche Kredite werden veröffentlicht, um zu zeigen, was das Geld bewirkt. Ein Sparkonto für den Nachwuchs gibt es kostenlos. Allerdings braucht es dazu auch ein normales Zahlungskonto für 48 Franken im Jahr. Vielleicht können es die Eltern für sich nutzen. Brauchen Jugendliche ein erstes Zahlungskonto und wollen auf Nachhaltigkeit achten, werden sie ebenfalls bei der Alternativen Bank Schweiz fündig. Ab 16 Jahren können sie ein kostenloses Ausbildungskonto mit Maestro-Karte und Prepaid-Kreditkarte eröffnen.
Auch die freie Gemeinschaftsbank in Basel, gegründet 1984, orientiert sich am sozial, ethisch und ökologisch verantwortungsvollen Wirtschaften. Die mit dem Geld der Kund* innen unterstützten Projekte und vergebenen Kredite sind frei einsehbar. Pro Kund* in fällt im Monat ein Leistungsbeitrag in Höhe von fünf Franken an, unabhängig von der Anzahl der Konten. Damit ist auch das Sparkonto beglichen. Für Jugendliche ist die Möglichkeit attraktiv, ihr Zahlungskonto via Mobile Banking-App auf dem Smartphone zu führen.
Bank pflanzt Bäume
Im Bereich der konventionell arbeitenden Banken bietet zum Beispiel die Basellandschaftliche Kantonalbank das «Geschenksparkonto Zukunft». Das dort hinterlegte Geld wird für Kredite ausgegeben, mit denen Kund* innen ihre Wohnhäuser so renovieren wollen, damit sie energiesparender sind. Die drei Franken Kontoführungsgebühr pro Jahr fliessen direkt dem Projekt «Wald von morgen» zu, das 1000 Bäume in der Region pflanzt.
Die Zürcher Kantonalbank hat das «Umweltsparkonto» im Angebot. Das gesparte Geld wird genutzt, um zinsvergünstigte Umweltdarlehen in ökologische Projekte im Wirtschaftsraum Zürich zu vergeben.
Liebäugeln Jugendliche mit einem modernen, aber grünen Smartphone-Konto per App, gibt es nur Angebote aus dem konventionellen Bankenlager. So beispielsweise das Zahlungskonto Neon Green (ab 16 Jahren) der Konto-App Neon. Es kostet im Monat fünf Franken. Inbegriffen sind eine klimaneutrale Kontoführung und fünf neu gepflanzte Mangroven-Bäume pro Monat unter anderem in Haiti, Indonesien, Kenia und Nepal. Die Bäume sollen den monatlichen Klimaabdruck der Kund* innen komplett kompensieren. Für jeden mit der kostenlosen Mastercard getätigten Umsatz von 100 Franken pflanzt Neon einen weiteren Baum.
Das Smartphone-Konto Zak Plus Green Impact (ab 15 Jahren) der Bank Cler, die zur Basler Kantonalbank gehört, kostet acht Franken im Monat. Von jedem mit der kostenlosen Visa-Debitkarte getätigten Umsatz fliessen 0,2 Prozent an das Klimaschutzprojekt Oberallmig. Damit will Cler allein im Jahr 2021 rund 86 Hektar Mischwald erhalten und so 300 Tonnen CO² kompensieren.
Bei den Grossbanken Credit Suisse und UBS Switzerland AG gibt es noch keine grünen Konten für Kinder und Jugendliche. Gemäss erwähntem WWF-Nachhaltigkeitsrating zeigen die beiden Banken – wie andere auch – positive Entwicklungen. Grüne Angebote auch für Kinder und Jugendliche dürften deshalb eine Frage der Zeit sein.