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Wie Kinder die Bedeutung des Wortes «Nein» lernen

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zvg
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Wer von euch hat eine Katze oder einen Hund und deshalb einen Futter-/Wassernapf in der Wohnung rumstehen? Ist ein enorm interessantes Spielzeug für Kleinkinder. Interessanter als alle Steckdosen zusammen. Ich hechte also regelmässig in Richtung Wassernapf und versuche grössere Überschwemmungen zu vermeiden – nicht dass die Welt deshalb untergehen würde, aber das Kind x-mal umziehen und Wasserpfützen putzen gehört schlicht nicht zu meinen Hobbys. Bring doch dem Kind einfach bei, dass es da nicht ran darf, denkt der findige Leser jetzt. Ja! Natürlich. Aber wie macht man das erfolgreich?
Ich habe mich zum Thema schlau gemacht. Ein Kleinkind lernt seine Muttersprache quasi «on the go»: es hört die Eltern sprechen, analysiert und weist Worten Bedeutung zu. Das Wort «Nein» mag für uns eine sonnenklare Ansage sein, für das Kind hat das Wort aber zunächst keinen Inhalt. Ich könnte auch «Quark» rufen, wenn die Kleine sich dem Wassernapf nähert, verstehen tut sie gleichviel. Am Tonfall erkennt das Kind aber, dass das Wort irgendwie wichtig sein könnte für seine Handlung. Nur wie genau?
Kinder sind von Natur aus neugierig. Ihr Hirn kann im Kleinkindalter emotionale Impulse, wie zum Beispiel den Drang, jetzt unbedingt im Katzenwasser zu planschen, noch nicht kontrollieren und aufhalten. Der Lernprozess zur sogenannten Impulskontrolle beginnt erst mit ca. zwei Jahren – und auch da noch alles andere als zuverlässig. Und genau dieser Punkt ist wichtig beim Verständnis dafür, wenn das Kind auf unser «Nein!» (noch) nicht so reagiert, wie wir es gerne hätten: es hört einerseits den warnenden Tonfall, andererseits muss es jetzt aber unbedingt da mit dem Wasser spielen. Un-be-dingt!
Da das Kind (vor allem unter zwei Jahren) die Bedeutung des «Neins» noch nicht entschlüsselt hat, schaut es uns an und wartet auf eine Reaktion. Kommt keine, gibt es seinem Impuls nach. Wenn wir also erwarten, dass unsere «Neins» befolgt werden, müssen wir ihm die «richtige» Reaktion zeigen – und es aus der Situation herausnehmen. Das bedeutet: «Nein! Lass den Wassernapf bitte stehen.» Dann das Kind nehmen und vom Napf wegnehmen. Am besten bestärkt man dabei noch positiv: «Super, dass du sofort aufgehört hast, als ich ‚Nein’ gesagt habe.» So lernen wir unseren Kindern die Bedeutung des Wortes «Nein»: aufhören und weggehen. Tun wir das nicht, denkt das Kind nur: aha, wenn ich da plansche, ruft die Mama laut etwas. Lustig.
Nach anfänglichen Kämpfen habe ich so tatsächlich erreicht, dass das kleine Leben innehält, wenn ich «Nein» sage. Es braucht einige Anläufe und Geduld, bis die Bedeutung im Hirn angekommen ist. Und ja, manchmal habe ich genervt reagiert. Aber die Kleine dafür ausschimpfen, dass sie noch nicht versteht, was ich mit «Nein» genau meine, empfinde ich als unfair.
So viel zum Wörtchen «Nein». Warum wir bei Kleinkindern möglichst wenig das Wort «nicht» gebrauchen sollten, schauen wir uns in zwei Wochen genauer an.
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Claudia Joller ist 1984 im Fricktal geboren und hat sich ins Luzerner Exil abgesetzt. Sie unterrichtet Wirtschaft und Gesellschaft an einer Berufsschule und ist seit Februar 2016 Mutter einer kleinen Tochter. Seit der Geburt ist eigentlich so gut wie gar nichts mehr, wie es vorher war und sie ist staunend freudig gespannt, was die Reise mit dem kleinen Leben an der Hand noch für Abenteuer für sie bereit hält. Alle Blog-Beiträge von Claudia Joller finden Sie hier.