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Krieg
Wie erklärt man Kindern den Krieg?
Der Krieg in der Ukraine weckt Ängste - auch bei Kindern. Wie spricht man mit Kindern über Krieg und andere beängstigende Themen? Wo bekommen Eltern Hilfe, wenn sie nicht weiterwissen?
Die Kriegsbilder kommen als Live-Stream auf TikTok auf den Handybildschirm auch von Kindern oder jungen Teenies. Der Krieg in der Ukraine ist auf dem Pausenplatz Thema, aber auch schon jüngere Kinder sehen vielleicht Bilder, schnappen in den Radionachrichten etwas auf oder hören die Eltern besorgt darüber sprechen.
Wie also können wir als Eltern mit unseren Kindern über den Krieg sprechen? Wie können wir Krieg erklären? Als Ansatz dienen Hinweise, die auch beim Sprechen über andere beängstigende Themen (wie die Pandemie) hilfreich sind.
- Unabhängig von ihrem Alter wollen Kinder mit ihren Ängsten und Themen ernst genommen werden. Zuhören, nachfragen und Interesse zeigen, ist tröstlich.
- Einen offenen Umgang pflegen, auch mit unerfreulichen Themen. Nichts verheimlichen, aber altersentsprechend erklären.
- Unsachliche Spekulationen und Panik vermeiden. Eigene Überlegungen einbringen, jedoch darauf achten, Ruhe und Geborgenheit zu vermitteln. Die Art und Weise, wie wir über ein Thema sprechen, hat einen Einfluss darauf, ob das Kind Angst bekommt oder nicht.
- Auf positive Wortwahl achten, sie fördert das proaktive Verhalten.
- Immer die Hoffnung aufrechterhalten und zusammen Wege und Möglichkeiten finden, was in der Situation getan oder verändert werden kann. Beispielsweise könnte es sich gut anfühlen, sich an einer Spendenaktion, in diesem Fall für die Ukraine, zu beteiligen: Das Kind darf am Postschalter selber einen Betrag einzahlen. Oder eine kleine Aktion im Quartier machen: Mit dem Kässeli Geld sammeln in der Nachbarschaft und dieses dann gemeinsam einzahlen? Es macht Kinder oft stolz, dass sie Teil eines wichtigen Ganzen sein und helfen können, und es beruhigt sie etwas.
- Absolutistisches Reden und Verhalten vermeiden. Nicht wilde Mutmassungen äussern, sondern die Situation möglichst nüchtern erklären.
- Wer selber grosse Angst hat, muss sich bewusst sein, dass die eigene Hoffnungslosigkeit aufs Kind übergeht. Wenn möglich sich zuerst mit der eigenen Angst befassen und einen Umgang damit finden.
- Eltern müssen ihre eigene Besorgnis nicht verheimlichen. Besser ist es, diese zu erläutern. Jedoch sollten sich Eltern davor hüten, sich von den eigenen Gefühlen mitreissen zu lassen und diese direkt weiterzugeben.
- Eltern können ihre Kinder ermutigen, ihre Gefühle in einem Zeichnung oder einer Geschichte auszudrücken. Ältere Kinder können sich selbst mit passendem Informationsmaterial mit den Ursachen und Folgen des Kriegs Russlands gegen die Ukraine auseinandersetzen.
- Nachrichtensendungen zu Kriegsgeschehen können Kinder überfordern. Eltern können gemeinsam mit ihrem Kind altersgerechte Angebote anschauen. Mehrere seriöse Websites mit Angeboten zum Thema Krieg Russlands gegen die Ukraine listet der Medienratgeber «Schau hin!» hier auf.
Die Ratschläge sind von Charles Benoy von den Psychiatrischen Unikliniken Basel und vom Medienratgeber «Schau hin!» und wurden teilweise bereits an dieser Stelle publiziert und im März 2022 ergänzt und aktualisiert.
Wenn Eltern nicht mehr weiter wissen oder sich Sorgen machen um ihr Kind, gibt es für sie unter anderem folgende niederschwellige Angebote:
- Elternnotruf (gratis, telefonisch, per Mail oder persönlich)
- Erziehungsberatungsstelle der jeweiligen Gemeinde
- Pro Juventute (Beratungstelefon, Chat, Mail. Dossier zum Thema Angst vor dem Krieg hier.)
Für schulpflichtige Kinder oder Jugendliche, die Unterstützung suchen:
- Schulsozialarbeit
- Pro Juventute (Beratungstelefon, Chat, Mail)
- Tschau.ch (Onlineberatung für Jugendliche)
- Sorgentelefon für Kinder (Tel. 0800 55 42 10)
Bei länger andauernden psychischen Problemen des Kindes: Kinderarzt, Kinderärtzin, respektive Psycholog* in kontaktieren.