Kilian Tellenbach wollte nicht nur Abend- und Wochenendpapi sein. Er betreut seine drei Töchter an drei Tagen die Woche.
«Ich bekam nach den Geburten unserer Kinder einen Tag frei. Da gehst du Frau und Kind im Spital besuchen, die Grosse bei der Oma abholen. Und das wars auch schon. Das hat mit Vatersein überhaupt nichts zu tun.
Ich habe von Anfang an meine Kinder mitbetreut. Ich bin zwei Tage die Woche zu Hause, ab Dezember drei. Für mich war das eine Bedingung, als wir uns für Kinder entschieden haben. Ich wollte nicht nur die externe Person sein, die am Abend nach Hause kommt, wollte mitgestalten, mich um die Kinder kümmern, ihnen nahe sein.
Bei unserem ersten Baby war ich froh, dass meine Frau Adriane Mutterschaftsurlaub hatte. Ich fühlte mich oft hilflos, wenn das Baby weinte, Schoppen und Schnuller nichts nützten. Diese Anfangszeit hat mich wunderbar darauf eingestellt, was es heisst, erziehend zu sein. Ich hatte ja keine Ahnung, was genau auf mich zukommt. Adriane und ich konnten alles teilen, die Nachtschichten, wickeln, füttern, Schreiattacken aushalten. Ich musste reinwachsen in diese Rolle, aber das geht, irgendwann hast du den Groove. Ich habe es genossen, ab Start dabei zu sein, die verschiedenen Phasen, das erste Lächeln, die ersten Krabbel- und Gehversuche. Wir sind sehr vertraut, Amélie und ich. Das hätte sich wohl nicht so entwickelt, wenn ich der Feierabend-Dad gewesen wäre.
Als die Twins kamen, wars eigentlich eine Wiederholung, einfach mit viel mehr Routine und Gelassenheit – dafür im Doppelpack. Adriane arbeitet 90 Prozent verteilt auf vier Tage. Zwei Tage sind die Kinder in der Kita. Adriane ist in einer leitenden Funktion tätig. Das ist bei meinem niedrigen Pensum nicht drin. Dass meine Frau Karriere macht und mehr Geld verdient, spielt für mich absolut keine Rolle. Ich bin mir selber Mann genug. Ich fühle mich gut, dass ich so viel Nähe zu meinen Kindern habe und wenn meine Kids später mal sagen, dass ihr Papi cool ist.
Das Modell ist für unsere Paarbeziehung eine Bereicherung.
Ich habe einen entspannten Umgang mit den Kindern. Ich muss nicht viel rumerziehen, das läuft einfach. Doch nur locker ist es nicht, die Papa-Tage sind schon anstrengend. Du stehst um 7 Uhr auf, bist mit den Kindern und allem Drum und Dran beschäftigt, und um 21 Uhr fällst du kaputt aufs Sofa. Dagegen sind meine Arbeitstage in der Klinik Erholung pur.
Für unsere Paarbeziehung ist unser Modell eine schöne Bereicherung. Wir tauschen uns intensiv aus, und beide wissen, was der andere leistet. Meine Kollegen sind ein bisschen neidisch auf unser Familienmodell, sie hätten diese Option auch gerne. Viele sind Handwerker, in dieser Branche haben die Chefs wenig Verständnis für Teilzeitwünsche.
In unserem Dorf findens die meisten Leute cool, der tätowierte Kerl und die drei kleinen Mädchen. Es ist ein Status, den nur Männer bekommen, bei Frauen sagt keiner: Super, wie du das machst. Aber ich geniesse das schon, ehrlich gesagt. Vier Wochen Vaterschaftsurlaub wäre ein Anfang, doch eigentlich ist es nichts. Ich wünschte mir Modelle wie in Schweden oder Deutschland. Klar werden wir die Initiative unterschreiben. Aber wir geben ihr keine grossen Chancen. Die Wirtschaft jammert und droht und die Leute glauben es. Nicht alle Männer wollen hautnah bei ihren Kindern dabei sein. Aber man sollte die Option haben, es tun zu können.»
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