Väter, die ohne ihre Kinder in Erscheinung treten, findet alle Welt normal. Mütter hingegen sollen das ja nicht wagen. Welches Jahr haben wir nochmal?
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zvg
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Wenn ich beruflich verreise bin ich kinderlos. Also nicht nur auf die Art, die vor allem Eltern von mehreren kleinen Kindern wertschätzen, wenn sie plötzlich feststellen, wie erholsam Arbeit, stundenlanges Zugfahren oder ziemlich uninteressante Konferenzen sein können. Featuring «Endlich mal was fertig machen können», «Tatsächlich ein Buch lesen» und «Klingt ja doch ganz spannend».
Sondern auch auf die Art, die scheinbar nur mit Männern in Verbindung gebracht wird. Egal in welchem Zusammenhang ich alleine auftrete: Praktisch nie will jemand wissen, wo meine Kinder sind und wie ich in der Zwischenzeit ihre Betreuung organisiert habe. Im Gegensatz dazu wollen praktisch immer alle von meiner Frau wissen, was denn jetzt mit den Kindern ist und wie es überhaupt möglich sein kann, dass sie hier fern der Heimat und stundenlang so mir nichts, dir nichts auf Veranstaltungen herumhängen kann. Selbst wenn ich explizit erwähne, dass ich vier Kinder habe, von denen das Jüngste keine sechs Monate alt ist, erregt maximal die Anzahl meines Nachwuchses Aufsehen. Nicht aber der Umstand, dass ich alleine und entspannt in einem Zugabteil sitze oder ans andere Ende der Republik reise, um einen Vortrag zu halten. Das gehört sich schliesslich ja auch so.
Die Mutter dieser vier Kinder braucht hingegen nicht einmal ansprechen, dass sich unter ihrem Nachwuchs auch ein kleines Baby befindet, um direkt verschissen zu haben. Auch ohne die Jüngste ist und bleibt sie die Rabenmutter, die ohne Not das Nest verlässt und unqualifiziertes Laienpersonal (mich) mit mir so geschlechtsfremden Aufgaben wie Kinderbetreuung überfordert. Mit der Jüngsten aber hört sicher doch alles auf! Wie, Sie stillen nicht? Was, Sie arbeiten schon wieder? Ach herrje, das arme Baby! Warum bekommt man dann überhaupt Kinder?! Die Frage wurde mir noch nie gestellt. Nicht mit Worten, nicht mit Blicken und auch nicht mit diesem kopfschüttelnden «Tststs», mit dem meine Frau bedacht wird. Woher ich das weiss? Letztes Jahr haben wir uns zum «Guck mal, so lange sind wir schon zusammen und sind uns trotzdem noch nicht an die Gurgel gegangen» Jubiläum für ein Wochenende verdrückt und Oma hat die Stellung gehalten. Wir wurden nicht etwa gefragt, wie wir das machen. Stattdessen wurde sie in meinem Beisein gefragt, wie sie das zu organisieren gedenkt. Und während sie über die ungefragte Übergriffigkeit jubelt, darf ich mich über die Vollhorst-Karte freuen. Toll.
Irgendwie sollte das 2017 längst anders laufen.
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