Digitale Medien
Sex + Texting = Sexting
Daniela Melone von Pro Juventute über Teenies, die Nacktfotos ins Netz stellen, und was man dagegen tun kann.
Digitale Medien
Von Anita Zulauf und Martina Schnelli
wir eltern: Frau Melone, was ist mit dem Fachbegriff «Sexting» gemeint?
Daniela Melone: Das Wort «Sexting» ist aus Sex und Texting zusammengesetzt und bezeichnet den Austausch persönlicher, intimer Fotos unter Jugendlichen per Handy oder Internet. Jugendliche nutzen diese Form der Kommunikation oft in Liebesbeziehungen. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem Versenden von Pornofilmchen per Handy.
Sie verstehen das teilweise als Liebesbeweis. Manchmal nutzen sie Sexting auch, um neue Beziehungen anzubahnen, einen Flirt anzuzetteln oder in einer Gruppe von Freunden zu kommunizieren …
Problematisch sind nicht die Bilder an sich. Es ist normal, dass Jugendliche ihre Sexualität entdecken. Früher machten sie Polaroidfotos oder ähnliches. Wenn aber heute der Schulschatz zum enttäuschten Ex wird, landen Bilder mittels Handy auf dem Netz und die Kontrolle über die Bilder geht verloren.
Frühzeitig und regelmässig mit den Kindern über die Risiken digitaler Medien sprechen. Fällt es ihnen schwer, «Sexting» zu thematisieren, sollten Eltern ihre Töchter und Söhne zumindest wissen lassen, wo sie eine Ansprechperson finden. Wenn bereits Fotos die Runde machen, sollten Eltern dem Kind keine Vorwürfe machen, sondern allenfalls Unterstützung einer Fachperson suchen.
Jugendliche selber finden Hilfe bei vertraulichen Anlaufstellen wie der Notrufnummer 147 von Pro Juventute. Eltern unterstützen wir mit Beratung. Auch eine Lehrerin oder ein Schulsozialarbeiter können hilfreich sein. In Extremfällen können Betroffene die Polizei einschalten oder die Kobik kontaktieren.
Pro Juventute führt eine Kampagne zu Sexting und zur Prävention und Bewältigung von Belästigung im Cyberspace durch.
www.projuventute.ch/sexting
Kobik, Schweizerische Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität:
www.cybercrime.admin.ch