Elternkolumne
Mit Teenies kommunizieren - ein Minenfeld
Echt jetzt! Die Kommunikation mit Teenagern findet die Bloggerin Rita Angelone manchmal zum Schreien. Als Mutter hat sie aber ihre Tricks, wie sie in dieser Kolumne verrät.
Gespräche stärken die Familienbande. Drum sollte man sich als Eltern nicht nur, aber vor allem in der heissen Phase der Pubertät dieses probaten Mittels bedienen, um den Zugang zu Teenagern aufrechtzuerhalten. Doch die Kommunikation mit Teenies ist eine Sache für sich.
Obwohl ich nichts unversucht lasse, mit meinen pubertierenden Jungs auf Augenhöhe zu kommunizieren, habe ich den Dreh noch nicht raus, geschweige denn die Logik hinter dem Teen-Talk durchschaut. Was ich weiss: Die Kommunikation mit Jugendlichen gleicht einem Eiertanz auf einem Minenfeld: Ein falscher Schritt, sprich: ein falsches Wort im falschen Moment oder auch nur eine falsche Tonalität, Mimik oder Gestik seitens Eltern und zack! kommt es zur Explosion. Und da aus Teenagersicht von den Eltern über die Schule bis hin zur Jahreszeit oder das Wetter eh alles falsch ist und zum falschen Zeitpunkt kommt, gestaltet sich eine vernünftige Konversation mit Teenies als schier unmögliches Unterfangen.
Der einzige wirksame Kommunikationskanal scheint das Handy, an dem sie ständig dran sind. Darüber «reden» sie aber nur mit ihren Freunden, und dies am liebsten via WhatsApp. Über diesen Dienst sind Teenies gar über alle Massen kommunikativ und «plaudern» gemäss Studien gut und gerne 3¾, am Wochenende sogar bis zu 5¼Stunden pro Tag.
Ihrer «Redseligkeit» lassen sie bereits frühmorgens freien Lauf: Mittels Morgenscroll, das erste Scrollen, das oft bereits heimlich im Bett oder aber spätestens am Frühstückstich hemmungslos als erste Tat des Tages erfolgt, treten sie mit ihren Freunden in «Dialog», indem sie Dutzende von Gesprächsfetzen beantworten, die sich seit ihrem letzten Nachtscroll vor dem Einschlafen angesammelt haben. Natürlich nicht mündlich, sondern in für Eltern zur Unverständlichkeit verstümmelten Sätzen und Worten in Mundart.
Noch lieber bedienen sich Jugendliche der Bildsprache und «äussern» sich mittels Einsatz von Emojis. Das geht noch schneller und einfacher und dafür müssen sie nicht einmal Buchstaben einsetzen. Immerhin stimmt Eltern positiv, dass Teenies – gemäss Studien – allen voran am liebsten und am häufigsten das lachende Gesicht mit Freudentränen sowie das rote Herz einsetzen, gefolgt vom Gesicht mit Herzchenkussmund und – war ja klar – dem lachenden Kothaufen...
Versucht man als Eltern die Kids mittels cleveren Gesprächsstrategien in die reale Welt zurückzuholen, in der man noch in ganzen Sätzen miteinander redet und sich dabei in die Augen schaut, muss man sich oft geschlagen geben: Es kommt nichts. Nicht nur sind die Teenies nicht ansprechbar und haben jegliches Zeit- und Raumgefühl verloren, sondern sie können sich schlichtweg nicht mehr artikulieren. Ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit ist reduziert auf ein paar Worte wie «He», «Bro» oder «Alter». Einen längeren geraden Satz kriegen sie kaum auf die Reihe, weder schriftlich noch mündlich und schon gar nicht face to face.
Und obwohl sie via Handy ständig mit ihren Freunden connected sind, schaffen sie es selten, etwas Konkretes mit ihnen abzumachen. Da wird hin und her gewhatsapped, aber am Schluss kommt das Treffen aus unerklärlichen Gründen doch nicht zustande, weil der Nachrichtenschwall plötzlich versiegt. Statt die Freunde anzurufen und sich zu erkundigen, lassen sie es lieber sein. Ist doch egal. Richtig reden ist zu anstrengend und so was von unnötig. Den Umgang mit dem Telefon haben sie ohnehin längst verlernt und wenn keine Antwort kommt, müssen sie auch nicht ihr Zimmer verlassen.
Zum Glück reguliert sich vieles von selbst. Studien zeigen nämlich, dass ältere Jugendliche einen massvolleren und bewussteren Umgang mit Handys als jüngere pflegen. Wie so oft im Familienleben bleibt mir zwischenzeitlich also nichts anderes übrig, als aus der Not eine Tugend zu machen: Ich mache mir ihren Lieblingskommunikationskanal zunutze und kann sie immerhin dann, wenn es etwas zu essen gibt, via WhatsApp-Nachricht aus ihren Höhlen locken. In allen anderen Fällen, in denen ich sie erreichen will, sind sie – trotz ihrer «always on» Haltung – scheinbar immer grad in einem Funkloch oder aber ihr Akku ist angeblich leer...