Schon Kindergärtner kennen grosse Gefühle. Eltern sollten die erste Verliebtheit ernst nehmen, ohne verunsichert sein.
«Gerade die Kindergartenzeit ist die Phase, in der Mädchen und Jungen die Liebe entdecken. Und zwar eine Liebe, die sich von der zu den Eltern unterscheidet», sagt Beat Mantel, Kinderpsychologe und Psychotherapeut aus Zürich. «In diesem Alter erweitert sich erstmals der Radius der Beziehungen über die Familie hinaus, Gleichaltrige werden wichtig, Unterschiede zwischen männlich und weiblich erforscht.»
Ernst: ja – langlebig: nein
Das hat durchaus sinnlich-sexuelle Züge, wenn auch nicht unbedingt aufs Geschlechtbezogene. «Die Empfindungen der Kinder sollte man sehr ernst nehmen», sagt Beat Mantel, «ihre Liebesgefühle sind genauso tief wie die von Erwachsenen – wenn auch meist weniger langlebig.» Kinder leben im Hier und Jetzt. Freundschaften werden gekündigt und am nächsten Tag neu geschlossen.
Weniger tief sind ihre Gefühle dennoch nicht. «Was Liebe wirklich ist, das wissen Kinder eigentlich besser als Erwachsene», sagt Esther Elisabeth Schütz vom Sexualpädagogischen Institut in Uster. Denn bei ihnen gehöre Lieben und liebevolles Tun noch untrennbar zusammen. «Liebe spiegelt sich im Verhalten, sonst ist sie keine.»
Erste Liebe – Tipps für Eltern
Gefühle ernst nehmen. Auch Liebeskummer. «Ach, das geht vorbei », ist nicht nur für einen traurigen Erwachsenen ein blöder Trost.
Das Beispiel zählt. Eltern sind das erste und wichtigste Vorbild wie Menschen, die sich gern haben, miteinander umgehen. Liebe ist lernbar. Erwachsenenängste im Zaum halten: Doktorspiele müssen nicht zur Verliebtheit gehören, können aber und dürfen sein.
Achtsam sein. Fernsehen, einschlägige Zeitschriften können Erwachsenensexualität ins Kinderspiel bringen. Wo grobe Ausdrücke fallen, Geschlechtsverkehr simuliert wird oder eines der Kinder sich nicht mehr wohlfühlt, ist Einschreiten und ein klärendes Gespräch notwendig. Sachlich und ohne moralische Entrüstung.
Die Vierjährige wickelt Papa wimpernklimpernd um den Finger? Gut so, auch Verführung will geübt werden.
Wird von einer Romanze berichtet, ist das ein Vertrauensbeweis. Herumerzählen ist ein Vertrauensbruch.
Auch Kinder haben ein Recht auf eine Intimsphäre. Bohrende, indiskrete Fragen und Türen aufreissen ohne anzuklopfen, gehören sich selbst bei ihnen nicht.
Für diesen Inhalt benötigst Du ein «wir eltern» Login. Es ist kostenlos und du wirst so Teil unserer Community und kannst künftig von vielen weitern Funktionen und Inhalten profitieren.