Betreuungsschlüssel
Ideal: Um sich gesund zu entwickeln, sind Säuglinge und Kleinkinder auf eine konstante, verlässliche und liebevolle Bezugsperson angewiesen. Je kleiner die Kinder sind, desto intensiver ist ihre Betreuung, auch zeitlich. «Der Betreuungsschlüssel ist das A und O, er macht die Qualität der Kita aus», sagt Maria Luisa Nüesch, Gründerin des Spielraum-Lebensraum in Grabs SG, der sich an den pädagogischen Erkenntnissen von Emmi Pikler orientiert. In der Kita in Grabs ist der Betreuungsschlüssel für Babys zwischen vier und 18 Monaten 1:1,5. Bei älteren Kindern bis vier Jahren betreut eine Angestellte maximal vier Kinder (1:4).
Realität: Der Betreuungsschlüssel wird von den Kantonen festgelegt und variiert deshalb. Der Branchenverband Kibesuisse empfiehlt, nach Qualifikation des Personals und nach Alter der betreuten Kinder zu unterscheiden: Eine Fachperson Betreuung (FaBe) ist dann für drei Babys bis eineinhalb Jahre oder für fünf Kleinkinder bis drei Jahre verantwortlich.
Der Kita-Alltag sieht allerdings oft ganz anders aus, sei es wegen Personalmangel, Krankheit oder Abwesenheit. «In der Realität ist eine FaBe zusammen mit einer nicht ausgebildeten Person oft für zwölf Kinder verantwortlich; gehören zwei Babys zur Gruppe, die wie 1,5 Kinder zählen, sind es zehn Kinder», sagt Nadine Hoch von Kibesuisse. Das beschreibt auch Camille Carboni, Mitgründerin der Gruppe «Trotzphase», die sich für bessere Arbeitsbedingungen in Kitas einsetzt, in einem Artikel der Zeitung «Work» im April 2018. Sie ergänzt: «Ich habe es mehr als einmal erlebt, dass die Arbeitspläne umgeschrieben wurden, sodass wir am Tag der Kontrolle genug Leute waren.»