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Irgendwann sagen auch die Eltern einmal FUCK YOU!

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Irgendwann sagen auch die Eltern einmal FUCK YOU!
Ich habe zwei präpubertierende Kinder und bin als gebürtiger Berliner (gehört sich quasi so) Fanboy des Liedermachers Funny van Dannen. Das heisst, wenn meine bald Zölf- und mein bald Zehnjähriger mal wieder am Rad drehen, weil sie so absurd erwachsen wirken wollen und sich gleichzeitig wie sehr kleine Kinder dafür trösten lassen möchten, wenn das nicht funktioniert, läuft der dazu passende Soundtrack in meinem Kopf. Von Funny eben. Der zwar eigentlich anders heisst und aus einem Ort stammt, den man getrost als den Arsch der Welt bezeichnen kann, aber mittlerweile so sehr mit der Hauptstadt identifiziert wird wie der Rapper Kool Savas – obwohl der dafür nicht mal mehr in Berlin leben muss. Funny hat vor Jahren einen Track mit dem Titel Fuck You veröffentlicht, in dem es darum geht, was Eltern sich von ihrem Nachwuchs alles bieten lassen müssen und dass sie davon schliesslich irgendwann die Schnauze voll haben.
Wir haben dich gezeugt, das war damals nicht selbstverständlich.
Ja, hier: Im Studium und was nicht alles. Hat uns auch keiner geholfen. Gut, die Omas und die Opas natürlich. Und unsere Freunde. Trotzdem alles voll anstrengend. Wir hätten uns natürlich auch für einen anderen Zeitpunkt entscheiden können, aber das musste einfach mal gesagt werden.
Und als du dann laufen konntest, dachten alle «Na endlich!»
Wurde auch Zeit. Wir haben uns an euch schweren Möpsen beinahe einen Bruch gehoben.
Wir fahren dich zum Fussballtraining und zum Musikunterricht.
Wir kümmern uns um dein Sozialverhalten, das merkst du nicht.
Pfadfinder, nicht Pfadfinder, Fussball, och nöö doch nicht, ich mag irgendwie gerade gar nichts, warum ist mir immer so langweilig?! Dass es auch noch ein elterliches Leben neben Bringdiensten und der Bedürfnisbefriedung enervierender Sprösslinge gibt, kann natürlich nicht sein. Pffft.
Du könntest auch mal den Tisch abwischen.
Du könntest auch mal den Boden fegen.
Du könntest auch das Geschirr abräumen,
Hätte niemand was dagegen.
Oder einfach nur nicht in der Lautstärke eines volltrunkenen Rockstars durchs Haus stürmen, während die Kleinen schon schlafen. Oder am Wochenende mal dein Zimmer verlassen und nicht darauf warten, dass du am Fussboden festwächst. Oder nicht bei der Erledigung jeder kleinen Fitzelaufgabe stöhnen als würde man dich in ein Arbeitslager stecken.
Wir haben alles für dich getan und was machst du?
Irgendwann sagen auch die Eltern einmal Fuck You!
Ja, genau! Machen wir. Und sagen wir jetzt mal: Fuck You! Wobei, wenn ich so darüber nachdenke: Selbstbestimmt Kinder bekommen, konsequent bleiben, die Kleinen nicht verziehen und ihnen nicht andauernd den Hintern nachzutragen, wären ja auch mal Massnahmen. Also für Eltern jetzt. Respektive für mich. Sonst sagen die Kinder irgendwann auch mal Fuck You!
Wahrscheinlich heisst es deshalb, die Pubertät der Kinder sei für die Eltern so anstrengend. Oder so ähnlich.
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Nils Pickert (1979), geboren in Ostberlin, nach dem Mauerfall mit einer waschechten Kreuzbergerin angebändelt. Gegenwärtig 4 Kinder: Emma (12), Emil (10), Theo (2½) und Maja (bald 1). Arbeitet als freier Journalist für diverse Medien und als Weltverbesserer bei dem Verein Pinkstinks, der sich unter anderem gegen Sexismus in der Werbung engagiert. Wurde von der «Weltwoche» mal als «maximal emanzipierter Mann» beleidigt, findet aber, dass ihm der Titel steht. Bloggt für «wir eltern» über Alltag mit Kindern, gleichberechtigtes Familienleben, neue Väter, Elternbeziehungen, Erziehungswahnsinn. Alle Blogg-Beiträge von Nils Pickert finden Sie hier.