Psychologie
Papa ist schwer krank
So versteht Sie Ihr Kind
Diese Beispiele helfen dabei, dem Unaussprechlichen eine Sprache zu geben.
Wie erkläre ich konkret, dass Papa, Grossmutter oder jemand anderes aus der Kernfamilie sehr krank ist und sterben wird?
♦ «Papa ist ganz fest krank, deshalb oft müde und mag darum nicht mit dir spielen. Das hat nichts mit dir zu tun», schlägt Lara Gmür-Mindell für Kinderim Vor-/Primarschulalter vor. Oder auch:
♦ «Grossmutter wird nicht mehr gesund, es geht ihr immer schlechter. Ich möchte auch, dass sie bei uns bleibt, aber genauso sehr wünsche ich mir, dass sie nicht mehr solche Schmerzen haben muss. Vielleicht ist es besser für sie, wenn sie sterben darf.»
♦ «Stirbst du auch bald, Mama?», fragen Kinder, die mit dem Tod konfrontiert sind, häufig. «Man kann Kindern darauf keine hundertprozentige Antwort geben », sagt Gmür-Mindell. Ihr Vorschlag: «Ich bin heute für dich da, morgen und übermorgen auch und hoffentlich noch viele, viele Jahre. Mamas und Papas werden meistens alt. Es ist ganz selten, dass sie schon so früh sterben.»
«Ist jemand aus der Kernfamilie schwer krank, muss das Kind miteinbezogen werden», sagt Psychologin Lara Gmür-Mindell. Beim entfernten Onkel gilt dies also nicht im gleichen Masse wie beim Vater. «Mit dem Kind reden sollte man auch, weil einen selbst die Situation betroffen macht – denn Kinder merken, wenn etwas nicht stimmt.» Die Frage lautet deshalb nicht «Muss ich es meinem Kind sagen?», sondern «Wie kann ich ihm helfen, die Situation zu verstehen und zu verkraften?».
Wie rede ich über eine schwere Krankheit?
Zunächst sollte sich der Erwachsene selbst über seine Gefühle klar werden und sich fragen: Was kann ich erklären? «Denn was ich ausstrahle, ist zentral», so Gmür-Mindell. Auch Alter und Temperament des Kindes spielen eine Rolle – manche fragen sehr viel, manche sind zurückhaltender und kommen erst später mit ihren Fragen. «Generell sollte man versuchen, dem Kind die Situation in kurzen, altersgerechten Sätzen zu erklären und erst auf Nachfragen detaillierter werden. Nur Zeitnahes erzählen, nichts was noch in der Ferne liegt und nicht zu viel Realismus reinbringen, wie etwa ‹am Ende wird er grosse Schmerzen haben›. Das löst nur Ängste aus.»
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