Wann sollten Kinder ihr erstes Handy bekommen? Tipps vom Medienbildungsverein zischtig.ch.
Ein Viertel der Sechs- bis Siebenjährigen hat bereits ein eigenes Handy oder Smartphone. Dies zeigen Studienreihen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Unter den Zehn- bis Elfjährigen haben 62 Prozent ein eigenes Smartphone, bei den Zwölf- bis Dreizehnjährigen sind es satte 97 Prozent (Zahlen von 2018).
Diese Zahlen helfen Eltern vielleicht, die ihrem jüngeren Primarschulkind den Wunsch nach einem eigenen Handy noch nicht erfüllen wollen. Die Studien zeigen aber auch deutlich: Ab einem gewissen Punkt (Übertritt Oberstufe) steht man handylos ziemlich allein auf weiter Flur.
Erstes Handy fürs Kind: Diese Fragen klären
♦ Lässt sich die Anschaffung aufschieben oder ist das Kind tatsächlich von der Kommunikation mit anderen ausgeschlossen?
♦ Können die Eltern das Kind bei der Nutzung des Handys angemessen begleiten, indem sie genügend Zeit für Information, Diskussion und Kontrolle aufbringen?
♦ Wenn ja: Welche Regeln sind bei der Nutzung des Handys wichtig?
♦ Ist das Kind fit für ein eigenes Smartphone? Klicksafe.de, die EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz, hält eine Checkliste bereit: klicksafe.de, Suchbegriff: Checkliste.
♦ Bis zum vierten Schuljahr sollten Kinder kein eigenes Smartphone haben, rät der Medienbildungsverein zischtig.ch. In den Weiten des Internets tummeln sich viele verstörende Inhalte und gefährliche Kontakte. Bis zum zehnten Lebensjahr können Kinder die Risiken eines internetfähigen Handys nur schwer einschätzen. Als «Notfallhandy», etwa für den Schulweg, reicht ein klassisches Handy.
♦ Ab dem fünften oder sechsten Schuljahr sind Smartphones heutzutage Realität. In diesem Alter sind Kinder allmählich in der Lage, verantwortungsbewusst zu handeln und die Risiken allmählich abzuschätzen. Dieses erste Handy sollte laut Medienpädagoge Joachim Zahn deutlich als «Lernhandy» deklariert sein. Kinder erlernen mit Unterstützung der Eltern die Nutzung des Geräts mit den vielen Funktionen, Möglichkeiten und Risiken. Es gibt klare Nutzungsregeln und die Eltern kontrollieren engmaschig, ob diese eingehalten werden.
♦ Ab 13 Jahren (Oberstufe) sollte Jugendlichen ein eigenes Smartphone für die tägliche Kommunikation zur Verfügung stehen. Die Eltern sollten sich weiterhin für die korrekte Nutzung einsetzen.
Wie funktioniert der richtige Umgang mit dem Handy?
♦ Kindern zeigen, wie sie das Handy für Kommunikation, Kreatives oder zum Lernen einsetzen können.
♦ Smartphones über Kinderschutzeinstellungen sicher machen.
♦ Bei jüngeren Kindern: Apps gemeinsam runterladen. Möglichst keine Apps mit Werbung oder In-Game-Käufen.
♦ Handyfreie Zeiten einrichten, etwa beim Essen oder wenn Besuch da ist.
♦ Das Handy bleibt nachts nicht im Kinderzimmer.
♦ Eventuell nachts WLAN ausschalten.
♦ Zeitliche Grenzen für Unterhaltung und Gaming setzen.
♦ Über soziale Netzwerke und Chats sprechen: Welche Daten gebe ich preis? Das Internet «vergisst» fast nichts. Muss ich auf jede Nachricht sofort antworten? Sind das alles richtige Freunde?
♦ Klarmachen, dass man als Eltern immer ein offenes Ohr hat und gemeinsam über (verstörende) Inhalte sprechen kann.
Stephan Petersen
Stephan Petersen ist studierter Historiker und freier Journalist. Zu seinen Themen gehören unter anderem Neue Medien und Familie. Als Vater zweier technikaffiner Kinder sieht er sich täglich mit den Verlockungen und Chancen der digitalen Welt konfrontiert.