Sextalk
Das erste mal Sex nach der Geburt
Dammschnitt, Müdigkeit und immer das Baby an der Brust. Nach der Geburt ist vielen Müttern sehr lange nicht nach Sex. Den Vätern zum Glück oft auch nicht – wenn sie das Baby genug oft tragen.
Ich erinnere mich gut an das erste Mal nach der Geburt: Sex mit meinem Mann, als mein ganzer Körper noch damit beschäftigt war, zu verarbeiten was er kürzlich durchlebt hatte. Emotional war ich auf das süsse Baby fixiert, das täglich in meinen Armen lag und mit riesigen, tiefbraunen Augen ruhig zu mir hochschaute – oder es schrie sich die Seele aus dem Leib.
Es passierte im Urlaub in der Provence, zu den ersten weichen Sonnenstrahlen im Frühling dort. Mein Sohn ist im Januar geboren, und am gleichen Tag, als er, fast vier Monate alt, in seiner Babywippe auf dem Tisch zum ersten Mal kicherte – Überraschung pur –, versuchten wir es später in der Küche. Mein Mann war geduldig gewesen, ich hatte keine Art von Druck gespürt, sondern nur Lust auf ihn und auf den Sex. Vorher sagte ich ihm noch: « Schauen wir einfach mal, wie es wird..., wir können ja aufhören, wenn es zu früh ist.» Es ging gut. Ich war erleichtert, die Lust und das Tun waren zurück. Das ist allerdings nicht bei jeder Frau der Fall. Macht euch nur ja keinen Druck!
Manche hatten einen Dammschnitt, waren gerissen, eine schwere Geburt zehrt noch an ihnen. Oder der Busen ist wund – damit ist niemand genussvoll sexuell unterwegs. Das alles (und noch viel mehr !), macht es häufig schwer, sich in den Sex und in die Beziehung hineinfallen zu lassen. Das ist zum Glück normal und völlig in Ordnung.
Wir sollten diese Zeit als Phase sehen, in der es am wichtigsten ist, einen guten Start hinzulegen – für das Kind und für einen selber. Die Natur hat es so vorgesehen. So zeigen zum Beispiel Studien, dass das Testosteronniveau beim Mann sinkst, wenn er das Neugeborene in den Armen hält. Eltern sollen sich also evolutionsbedingt vorerst um das Kind kümmern – damit es überlebt – bevor sie auf die Idee eines zweiten kommen.
In anstrengenden (Baby-)Zeiten wird zudem die Lunte kürzer. Mal geht es ums Geld, dann um den Haushalt – die offene Zahnpastatube oder die korrekte Befüllung des Geschirrspülers –, manchmal um die Kindererziehung oder um den Sex selbst: Es wird gestritten oder ausgehalten. Beides beeinflusst die Lust und kann die enthaltsame Phase sehr, sehr lang werden lassen. Es geht drunter und drüber und der Sex an sich... unter.
Meist braucht es Kniffe, um wieder in Gang zu kommen. In jedem Fall sollten die jeweiligen Bedürfnisse geklärt werden. Wie das geht? Ein Paar kann sich alle paar Monate hinsetzen und sich darüber unterhalten, wie es um die Beziehung steht. Was fehlt? Braucht es Veränderung ? Unbedingt sollte auch Zeit ohne Kind da sein – also Babysitting gebucht werden. Wenn das Paar am Anfang bei den eigentlichen Schäferstündchen dann ermattet in den Tiefschlaf fällt – noch vor dem Sex – sollte auch das schamlos genossen werden; einmal in Ruhe schlafen ist das Grösste ! Der Sex kann warten.
Zum Merken: Diese akute Phase des Notstands ist ausgesprochen normal! Das neue Leben ist in vielerlei Hinsicht da.