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Grossmutter-Rezepte für berufstätige Mütter
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Es ist schon seltsam, wie wir uns von unseren Müttern und Grossmüttern Rat holen, wenn es um die Kinder, den Haushalt oder sogar manchmal die Beziehung geht. Wir fragen sie, wie sie es damals gemacht haben, was sie für tolle Tipps haben, schliesslich bringen sie eine Erfahrung mit, die uns vielleicht weiterhelfen kann.
Ein Bereich, in dem wir die ältere Generation aber kaum fragen, ist das Geschäftsleben. Wie war es früher als berufstätige Frau? Wie jonglierte man damals die Work-Life-Balance, als es dieses Wort noch gar nicht gab?
Deshalb las ich mit grossem Interesse das Interview von Ashley Milne-Tyte von «The Broad Experience» mit der ehemaligen Gouverneurin des Bundesstaates Vermont in den USA. Madeleine Kunin ist heute 81, arbeitet immer noch Teilzeit und hat für uns berufstätige Mütter ein paar spannende Tipps auf Lager:
1. Bewege dich auch ausserhalb deiner Comfort Zone. «Wegzukommen, von dem, was ich kenne, hat mich oft fertig gemacht. Aber wenn ich etwas erreichen wollte, kam ich nicht drumrum.»
2. Du musst nicht auf alles eine Antwort haben. Gerade als Frau ist es schwierig, nicht über alles Bescheid zu wissen, wenn man dich im Visier hat. «Du fühlst dich nicht gut genug und du glaubst, andere verurteilen dich wegen deines Nicht-Wissens.» Männer, so Madeleine, handhaben das anders. Sie wissen die Antwort nicht? Dann bluffen sie! Frauen tun das viel weniger. Aber es ist doch nichts falsch daran, das Gegenüber zu vertrösten, bis man die richtige Antwort gefunden hat.
3. Mach’ dir nicht zuviel Sorgen um die Kinder. Mein persönlicher Lieblings-Tipp. Madeleine hatte vier Kinder und wie viele Mütter oft das Gefühl, sie mache nichts richtig. «Ich denke, sie sind generell stolz auf mich. Wir waren keine Helikopter-Eltern, sie mussten früh unabhängig werden, sie lernten kochen und es war immer jemand da, wenn sie nach Hause kamen.» Madeleine ist überzeugt, sie wäre eine schlechtere Mutter gewesen, hätte sie keinen Job gehabt.
4. Du kannst nicht alle glücklich machen. Vor allem nicht in der Politik natürlich. Aber dies gilt auch für andere Berufe. Nicht alle werden dich mögen und das nehmen wir Frauen besonders schwer. Was wohl etwas mit unseren Mutterinstinkten zu tun hätte, so Madeleine.
5. Du kannst mehr als du meinst. Dies gilt für alles Mögliche im Leben. «Versuch’ zu glauben, du könntest etwas bewirken. Und dann testest du es aus». Da kann ich Madeleine so gut nachfühlen. Als ich als Bloggerin anfing, gab es diese Stimme in meinem Ohr, die mir dauernd flüsterte, ich sei eine Hochstaplerin. Schliesslich hatte ich keine spezifische Ausbildung, hatte «nur» mein gesamtes Leben schon leidenschaftlich gerne geschrieben. Aber nach dem ersten Text – und den ersten Lesern! – gewann ich an Selbstbewusstsein und der Rest ist Geschichte.
Manchmal braucht es ein wenig Überwindung, aber es lohnt sich!

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Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.