Grossartig, fantastisch oder unrealistisch? Die Idee des gesicherten Grundeinkommens ist einfach: Jeder Bürger, jede Bürgerin erhält unabhängig vom Lohn und ohne etwas dafür tun zu müssen ein Grundeinkommen, das die elementaren Lebenskosten deckt und existenzsichernd ist. Diskutiert wird ein monatliches Einkommen von 2500 Franken für Erwachsene und 625 Franken für die Kinder. Das Grundeinkommen würde die übrigen staatlichen Sozialversicherungen wie Sozialhilfe, Arbeitslosengeld, AHV oder teilweise Kinderzulagen ersetzen, soll jedoch auf keinen Fall zu sozialem Abbau führen.
Bereits vor sechs Jahren hat «wir eltern» über das bedingungslose Grundeinkommen berichtet und gefragt, ob es für Familien ein Weg aus der Armutsfalle sein könnte und den Kindern zu entspannten Eltern verhelfen würde. Namhafte Fachleute sind der Ansicht, dass das ungewöhnliche Modell eine der besten Antworten auf die Herausforderungen einer Zeit ist, die von Automatisierung, Technisierung und einem Abbau von Arbeitsplätzen geprägt ist. Es stellt den Menschen und seine Bedürfnisse ins Zentrum und zwingt uns dazu, uns mit der Definition von Arbeit und deren Sinn auseinanderzusetzen. Der Bundesrat lehnt das bedingungslose Grundeinkommen jedoch ab, weil er negative Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft und die soziale Sicherheit im Land befürchtet, nicht zuletzt weil als direkte Folge die Steuern deutlich erhöht werden müssten.
Verschiedene Länder experimentieren mit Modellen eines bedingungslosen Grundeinkommens. Doch noch kann niemand mit Sicherheit sagen, welche Auswirkungen es auf die einzelnen Menschen sowie auf Gesellschaft und Wirtschaft haben würde, wenn alle von Geburt an ein Existenz sicherndes Einkommen erhalten würden. «Die Initiatoren bieten letztlich eine Wette an: Wetten, dass die Menschen das Grundeinkommen verantwortungsvoll nutzen? Dass sie weiter arbeiten, vielleicht sogar lieber? Irgendwann wird jemand einschlagen. Es könnte das wichtigste Experiment unserer Zeit werden», schreibt Charlotte Theile, Schweizer Korrespondentin der «Süddeutschen Zeitung». Möglich, dass Menschen, für die von Anfang an gesorgt ist, die den Wert eines bedingungslosen Grundeinkommens von klein auf erfahren haben, bereit sind, mehr Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen, sobald sie erwachsen sind.
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