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«Wenn sich Ihre Frau wie Ihre Mutter fühlt»
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Als Frau und Mutter ist es immer schwierig, den Leserinnen und Lesern (vor allem letzteren) klar zu machen, was falsch läuft. Wenn die x-te Studie Zahlen publiziert, die einmal mehr besagen, dass Frauen den grossen Teil der Hausarbeit machen, klingt ein weiblicher Kommentar dazu immer etwas quengelig. Wir armen Mütter, mit unserer Doppelbelastung und unseren faulen Männern.
Deshalb bin ich Matthew Fray, Autor bei der Huffington Post, so dankbar für seinen Artikel «She Divorced Me Because I Left Dishes by the Sink» (Sie liess sich von mir scheiden, weil ich das Geschirr stehen liess). Darin erklärt er, seine Frau habe einfach keine Lust mehr gehabt, ihm nach einem langen Tag so selbstverständliche Aufgaben zu delegieren, wie das Geschirr zu spülen, die Wäsche zu waschen oder die Kinder ins Bett zu bringen.
Die Reaktionen waren absehbar: Die Frauen waren begeistert, die Männer nannten ihn eine Sissy, der jetzt klein beigebe und sich von seiner Frau am Liebsten rumkommandieren lassen wolle. Tatsache ist, Matthew ist jetzt geschieden. Das hat er so nicht gewollt.
Deshalb doppelte er dieses Wochenende nach: «Wenn sich Ihre Frau wie Ihre Mutter fühlt und Sie deshalb nicht bumsen will». Er erklärt den Lesern noch mal, was er mit seinem ersten Artikel meinte: «Sie wollte nicht meine Mutter sein. Sie wollte meine Partnerin sein. Und sie wollte, dass ich meine Intelligenz und Lernfähigkeiten für die Logistik unseres Lebens und Haushaltes einsetze... Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, was mir daran so unvernünftig erschien.» Kurz: Sie wollte ihn nicht dauernd bitten müssen, Dinge zu tun, an die er selber hätte denken müssen.
Darauf läuft es doch hinaus: Wir sind Mütter. Wir haben schon Kinder. Wir brauchen kein weiteres. Schon gar keines, dass uns sexuell attraktiv erscheinen soll, es aber nicht einmal schafft, den Staubsauger richtig zu bedienen. Glauben Sie mir, ein Mann, der sich zu doof anstellt, den Haushalt zu machen, ist UNSEXY!
Aber bevor Sie jetzt sagen «Aber die Frauen lassen ihre Männer ja nicht so haushalten, wie sie es wollen. Jeder macht es halt anders», muss ich Ihnen widersprechen. Es gibt nicht 36 verschiedene Arten, die Wäsche zu wäschen, sie zu falten, die Kinder zum Arzt zu fahren, zum Besuchstag zu erscheinen oder das Geschenk für den Kindergeburtstag zu besorgen. Man kann sich sehr wohl darauf einigen, wie das gemacht werden soll (meist kann der oder die Erfahrene eine Anleitung geben) und somit Konflikte vermeiden. Keine Ausreden mehr!
Heute ist internationaler Frauentag. Deshalb: Seien Sie ein Mann! Für Ihre Frau. Oder warten Sie im Job auch jeden Moment darauf, dass ihr Chef Ihnen sagt, was Sie als nächstes tun sollen? Eben.
Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.