Gymi-Prüfung abschaffen im Kanton Zürich!

Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
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"dude" schrieb:




In der Schweiz hat JEDER die Möglichkeit die Aufnahmeprüfung ans Gymi zu machen, wenn das nicht gerecht sein soll.


Nicht wirklich - also ich hab's so erlebt, dass sie die Noten und vor allem die Empfehlung der Primarschullehrerin brauchten! Aber auf jeden Fall bestimmte Vornoten!!! Und somit ist es schon mal nicht für jeden ..

Und ich finde nicht, dass einer, der die Primar in Deutsch und Mathe mit 4.5 abschliesst weniger für ein Gymnasium geeignet sein soll als einer mit 5 ..



Ich denke, also bin ich hier falsch !
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
... und eventuell mal über den Tellerrand schauen - Europa besteht nicht nur aus Deutschland und Österreich - in diesen anderen Ländern gibt es auch Maturanten, die studieren oder eine Fachausbildung machen, die auch intelligent sind, die ans Gymi konnten ohne Vorselektion ...

Es geht wirklich nur darum, dass es genauso eine negative Vorselektion ist von vielen Schülern zu verlangen, mit 13/14 bereits zu wissen, welchen Beruf sie wählen sollen, bloss weil in 3 Fächern der Notendurchschnitt fürs Gymi nicht reichen soll.
Das ist arrogant und wird der persönlichen Entwicklung jeden einzelnen Schülers nicht gerecht!
Denn einer, der mit 14 es wegen 0.1 Punkt nicht durch die Gymiprüfung schafft, würde unter Umständen dennoch locker das Gymi schaffen.

Und nein, es braucht nicht nur Studierte, aber jeder Schüler sollte die Möglichkeit haben, das Gymi zu probieren. Jeder Schüler sollte alle Wege uneingeschränkt offen haben - die, die bereits mit 10 wissen, was sie werden wollen genauso wie die, die es auch mit 16 noch nicht genau wissen.

Und nach einem halben oder einem Jahr Gymi erkennen die Schüler eventuell selbst, was sie können und was nicht, wo ihre Stärken und Schwächen liegen - aber nach einem Tag oder zwei Tagen Prüfungen sicher nicht !

Ich denke, also bin ich hier falsch !
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
... wer das Potenzial hat, schafft es im zweiten oder dritten Anlauf oder über andere Bildungswege.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
dude
Dabei seit: 20.05.2003
Beiträge: 1275
@blue64
jemand der "nur" auf Grund der Vornoten ins Gymi gekommen ist, der wird definitv nach der Probezeit raus sein.

Und sorry, auch wenn jemand knapp die Vornoten nicht hat, kann er trotzdem an die Gymiprüfung, hat jemand klar unter einer 5 dann ist er nun mal kein Gymikanditat. Na und, und das ist es was mich so nervt, nicht jeder ist fürs Gymnasium und das ist auch richtig und gut so.

Bezüglich Tellerrand...da musste ich laut lachen. ich habe 2 Jahre in den USA gelebt und glaub mir, dieses Land ist DAS Problemland in Bezug auf Chancengl,eichheit aber sicher nicht die Schweiz. Die Schweiz artet zum obersozialistischsten Land aus, dass es unerträglich wird.

You can judge the character of a person by the way they treat those who can do nothing for them
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"Blue64" schrieb:


Und ich finde nicht, dass einer, der die Primar in Deutsch und Mathe mit 4.5 abschliesst weniger für ein Gymnasium geeignet sein soll als einer mit 5 ..



4.5 in D und Mathe in der Primar REICHT NIE fürs Gymi, so einfach ist das. Vielleicht klappt's später, aber im Moment ist die Leistung nicht das, was sie sein sollte. Das Gymi - ganz besonders das Langzeitgymi - ist für Ärmelschüttler.
Ein Gymi-Platz ist teurer als ein Sek-Platz. Was sollen doppelt so viele Erstklässler aufgenommen werden, die dann eh wieder rausfliegen, nur um ihnen eine Chance zu geben? Sie haben ja eine Chance: die Prüfung und zwar dreimal. Wie soll das auch organisatorisch gehen? Mit 50er-Klassen starten? Oder die Hälfte der Klassen nach 6 Monaten wieder schliessen und die restlichen Schülerinnen und Schüler umverteilen? Wie soll das organisatorisch gehen?
Oder stellst du dir vor, dass einfach mehr Kinder ins Gymi gehen? Nun, dann gibt es immer noch die, die das ungerecht finden. Ausserdem - wenn wir ganz ehrlich sind - mit der Herabsetzung der Anforderungen an die Jugendlichen wird es ja kaum an Qualität gewinnen.
In der Sek zeigt sich übrigens auch, wer Gymi-Potenzial hat. Ich bin sicher, das ist in der 6. Klasse nicht anders.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
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Tja, ich war so eine Schülerin - ich war von der 1.-3. Klasse Gym eine 5.5 Schülern, bis zur 7. Klasse Gymnasium (wir beginnen mit 10 Jahren nach 4 Jahren Primar mit der 1.Klasse Gym) eine 4.0-4.5 Schülerin und absolvierte meine Matura dann mit einem Schnitt von umgerechnet 5.2!

Ich wusste mit 14 absolut nicht, wohin ich beruflich wollte - ich war froh, bekam ich eine verdammt gute Allgemeinbildung mit viel Zusatzwissen durch Freigegenstände und bekam so die Möglichkeit, eine Universität auch von innen zu sehen.

Oh nein, all das Gerede von Exklusivität, von "reicht nie und nimmer", von "die Besten müssen vorselektioniert werden" überzeugt mich nicht und ich halte es nach wie vor für engstirnig, möchtegern-exklusiv und beschränkt!



Ich denke, also bin ich hier falsch !
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Als vor 4.5 Jahren in der Klasse unseres Sohnes (und alle andern im selben Schuljahr) die Selektonierung für die Oberstufe getroffen wurde, gab es auch Eltern, die überzeugt waren, dass ihr Kind die Sek (mittlere Stufe) schaffen würden und nur wegen Antipathie des Lehrers nicht den Vorschlag erhielten. Bei der Aufnahmeprüfung hochaus durchgesaust. Nach 4 Jahren Oberstufe in der Real immer noch keinen Übertritt in die Sek. Wie gesagt, wer in der Real bereits im 1.Jahr gute Noten (5 und besser) hat, erhält den Sek-Vorschlag.

Mit meinem Sohn ging ein Junge, mit Migrationshintergrund, in die Sek. Er besuchte erst 1 Jahr Realschule, konnte danach prüfungsfrei in die Sek, nach 3 Jahren Sek konnte er prüfungsfrei in die Bez (=Gymnasium). Sein Berufsziel: Chirurg. Das zeigt mir, dass jedenfalls hier bei uns im AG das Schulsystem mehr als gerecht ist.

Tja, und was ist schon Gerechtigkeit? Derjenige, der wohlhabende Eltern hat, die ihm teure Nachhilfestunden ermöglichen, damit er die Gymi-Prüfung besteht? Oder derjenige, dessen Eltern mit ihm hinsitzen und lernen? Oder das Kind, welches genauso intelligent ist wie die andern, die Möglichkeit der Unterstützung nicht hat, weil die Eltern z.B. Migrationshintergrund haben und unsere Sprache zuwenig beherrschen und das Geld für Nachhilfestunden nicht haben?

KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
@Blue

Du gingst nicht hier zur Schule, also kannst du den Vergleich vergessen. In der Schweiz reicht eine 4.5 in der Primar niemals zum Übertritt ans Gymi. Das heisst nicht, dass mittelmässigen Schülerinnen und Schülern eine allgemeinbildende schulische Anschlusslösung an die Sekundarschule verwehrt wird. Es gibt da diverse Möglichkeiten wie FMS, WMS, IMS oder eine Lehre mit BMS. Das Gymi ist ein Angebot für die guten bis sehr guten Schülerinnen und Schüler.
Länder ohne Selektion gibt es, stimmt, z. Bsp. Frankreich. Aber ob das ein gutes Beispiel ist? Schon mal darüber nachgedacht, wie das für schwache Schülerinnen und Schüler ist? Ausserdem verlagert sich die Selektion dort auf die Schulwahl. Die guten Schulen erhöhen die Chance, nachher an der Uni aufgenommen zu werden (Prüfung oder Punkte beim Bacc). Die Selektion ist also weiterhin da, einfach alles unter dem Decknamen "Lycée" oder "Baccalauréat", und nicht selten eine Frage des Geldes.

Es ist wie beim Leistungssport: Die Leistung allein entscheidet darüber, ob man ins Kader kommt oder nicht. Und wenn die Leistung ausbleibt, fliegt man wieder. Aber es gibt auch noch B-Kader, Regional-Kader und Breitensport. Jeder wird so gefördert, wie es ihm entspricht. Schau dir die Unterschiede in Sprachen oder Mathematik mal an zwischen einem B/C-Schüler und einem Gymi-Schüler. Wem genau wäre gedient, wenn sie gemeinsam gefördert würden? Nicht selten gibt es Schülerinnen und Schüler in der Sek B, die endlich gern zur Schule gehen und gute Noten schreiben. Zum ersten Mal in ihrem Leben. Sie wissen die Antworten und verbinden mit Lernen positive Erlebnisse anstatt immer das Gefühl, weniger als andere zu können. Das ist so wichtig für ihren weiteren Weg, denn auch in der Berufswelt werden sie sich weiterbilden müssen und wer in der Schule immer nur Frust erfahren hat, dem fällt das viel schwerer. Ich bin der Meinung, insgesamt bringt die Selektion allen etwas.

Der TE hinterfragt aber gar nicht die Selektion, sondern das Selektionsverfahren.



[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 27.04.2014 um 09:34.]
dude
Dabei seit: 20.05.2003
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@blue64
Ich verstehen dein Problem nicht. Eben weil es in der Schweiz möglich ist, die Reife zu berücksichtigen in dem man z.B. zuerst eine Lehre macht und dann eine Fachhochschule und sogar mit der Passarelle an die Uni gehen kann. Wenn das keine Chancengleichheit ist, dann weiss ich auch nicht mehr welche Argumente man noch bringen soll.

Es ist doch völlig okay, wenn, und das ist es ja hier, das Langzeitgymi nicht für jedermann ist. Man nimmt aber niemandem etwas weg, wenn er nicht besteht, weil eben z.B die Reife fehlt, die Leistung unter Umständen zu diesem Zeitpunkt auch. Aber wenn die Intelligenz da ist, dann kann man ja später nachholen was man verpasst hat. Ich finde eher euer System in Österreich bedenklich. Zug mal abgefahren = nichts von wegen Chancengleichheit

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dude
Dabei seit: 20.05.2003
Beiträge: 1275
Und irgendwie widersprichst du dir sowieso. Auch in Österreich braucht man mind. ein "gut" um aufgenommen zu werden. Auch da wird selektiert. Wo bitte ist nun der Unterschied?

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 27.04.2014 um 13:15.]

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