Berufswahl in der 2. OS - Eure Erfahrungen?

GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
In unserer und Nachbarsgemeindeund findet glaub jährlich so eine Art Infoverantstaltung während mehren Tagen durch, wo die SuS die Möglichkeit haben, während dem Unterricht in verschiedene Betriebe "schnuppern" zu gehen. Das heisst, die Betriebe haben quasi wie Tag der offenen Türe für Schüler, glaub der 7.Klasse. Dabei wird der oder die Berufe, wo sie ausbilden vorgestellt, die SuS haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen, usw.
Weiss jetzt gar nicht mehr, ob sie sich dafür erst einschreiben mussten.

Unser Sohn hat in dieser Zeit sehr viele Berufe angeschaut: Dachdecker, Elektriker, Sanitär Installateur und und und. In der 1.OS, 6.Klasse durfte er einen Tag bzw. Nacht lang bei einem Bäcker schnuppern gehen, am Nationalen Zukunftstag.

Letztes Jahr waren wir bei unserem Patenkind zum Essen eingeladen, als noch ein Jugendlicher (16) dort war. Er besuchte eine Sonderschule und war im letzten Lehrjahr. Der Vater unseres Patenkindes half ihm, die Bewerbung zusammenzustellen und zu schreiben. Er wollte dies auf einem schmutzigen Fresszettel abgeben icon_evil.gif. Ich war total erschüttert und erzählte, dass unser Sohn das im Deutsch gelernt hat. Er hat sogar die Bewerbung, welche er für seine Lehrstelle schrieb, als Muster schon in der Schule geschrieben und auf einen Stick gespeichtert. Ich finde schon, dass es auch die Aufgabe der Schule ist, den SuS zu helfen. Die Verantwortung schlussendlich liegt beim Kind bzw. Elternhaus
linlar*
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.11.2007
Beiträge: 982
@fraulein
Das hab ich eben hier auch gehört, dass es stark von der Lehrperson abhängig ist, wie die Qualität der Unterstützung ist... Wir werden es sicher noch genauer anschauen, wie das mit der Ausbildung zur Physiotherapeutin läuft.

@gardi1
Der Infoabend vom BIZ ist bei uns bald. Die Berufswahlwoche wie sie bei euch gemacht wird, tönt wirklich ganz toll. Werde mich noch erkundigen ob sie bei uns auch was Ähnliches bieten.

@GabrielaA
Der Tag der offenen Türe in verschiedenen Betrieben ist auch eine gute Möglichkeit. An die Berufsmesse werden wir wahrscheinlich dann auch noch gehen - falls sie nicht schon mit der Klasse gehen.
Das mit dem Jugendlichen und dem "Fresszettel" ist ja echt krass. Wahrscheinlich das schlechteste Beispiel, wie es auch laufen kann.

Leben und leben lassen
carola
Dabei seit: 07.01.2002
Beiträge: 643
"linlar*" schrieb:

Wie sieht oder sah das bei euch aus? Wie war die Unterstützung von der Schule her?
...
Was sind eure Erfahrungen?


unsere tochter hat die letzten beiden jahre der obligatorischen schulzeit das gymi besucht. wir waren damals nicht sicher, ob das eine gute idee ist, von den lehrern hörten wir während der ganzen schulzeit immer das selbe: intelligentes, selbständiges kind, weiss viel, potenzial vorhanden - aaaaaber... am anfang hiess es noch : sie steht sich irgendwie auf dem schlauch?! später hiess es dann, sie ist zu faul. die ganze schulzeit war irgendwie ein geknorze und gekrampfe und trotzdem, sie wollte es unbedingt versuchen mit dem gymi. dann merkte sie, dass das definitiv nicht ihr weg ist. sie hatte endgültig genug von der schule. im letzten jahr nach den herbstferien verkündete sie, dass sie eine lehre machen will - auf dem bau. unterstützung von der schule gab's natürlich NULL, denn im gymi lernt man nicht, wie man bewerbungen schreibt und lehrstellen sucht. und zeit für schnupperwochen ist auch nicht eingeplant. wir besuchten mit ihr dann die berufsmesse und den berufsberater, der sie sehr ermutigt hat (wir übrigens auch!), diesen weg zu gehen und ihr adressen gegeben hat mit betrieben mit freien lehrstellen. sie hat sich dann aber für eine firma entschieden, die ganz in unserer nähe ist, für dieses jahr eigentlich keinen lehrling suchte und deshalb gar nicht auf der liste stand. ein mail, ein telefon, einen lebenslauf schreiben, einmal drei tage schnuppern und nach notenabschluss ende mai dann nochmal zwei wochen schnuppern am stück in der selben firma - und sie hat dort tatsächlich ihre wunsch-lehrstelle bekommen.
ich habe eigentlich mit deutlich mehr aufwand gerechnet! icon_cool.gif
seit 6 wochen arbeitet sie nun, geht morgens motiviert aus dem haus, und kommt abends zufrieden heim. es gefällt ihr extrem gut, versteht sich gut mit den kollegen, freut sich aufs arbeiten. sie ist richtig happy, stolz und total aufgeblüht. endlich.
einen plan b hatten wir auch. für den fall, dass es nicht geklappt hätte, hätte sie die schule gewechselt, 10. schuljahr. da hätte sie dann zeit gehabt, um sich neu zu orientieren.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@Carola: So toll. Das freut einem doch, wenn es so gut läuft.
Das wegen der Unterstützung am Gymi habe ich von hier auch schon gehört. Bei uns gibt es ja das höchste OS-Niveau, Bez. Unser Sohn besuchte das mittlere, die Sek, und hatte, eben viel Unterstützung.

Manche Eltern erzählen, die Kinder am Gymi werden vorallem auf Matura und weiterführende Schule vorbereitet, nicht aber auf Berufswahl. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen. All jene, wo ich näher kenne und in die Bez gingen, gehen nun an die Kanti. Ein Jugendlicher, der nach der Bez eine Lehre macht, ging nicht hier zur Schule.
carola
Dabei seit: 07.01.2002
Beiträge: 643
@GabrielaA: das ist hier wirklich so, vorallem in dem gymi, das meine tochter besuchte. die gehen halt einfach davon aus, dass wer dort ist, die matura macht und fertig. für selbstfindung via schnupperlehre und dergleichen, ist keine zeit einberechnet.
unserer tochter fehlte schlussendlich die motivation, weil sie ihrer ansicht nach, zuviel stoff büffeln zu musste, den sie danach nie mehr im leben brauchen wird. die schwierigkeit ist, solange man nicht weiss, welchen beruflichen weg man mal einschlagen will, kann man gar nicht so genau wissen, was man später nicht vielleicht doch mal brauchen wird. und wenn das potenzial für s' gym vorhanden ist, wäre es doch blöd, wenn man die chance nicht nutzen würde, weil einem mit der matura alle wege offen stehen.
wir haben oft über die berufswahl diskutiert, unserer tochter gangbare wege aufgezeigt, über ihre stärken, vorlieben und neigungen gesprochen und ihre berufsvorstellungen wechselten immer wieder. als sie mit ihrem jetzigen berufswunsch kam, hatte ich dann das erste mal den eindruck, das ist jetzt wirklich IHRE idee und nicht irgendwas nachgeschwafeltes. dass es ihr wirklich ernst war, bewies sie auch damit, dass sie sich praktisch ohne unsere hilfe um die lehrstelle bemühte. ich habe lediglich alles, was sie in diesem zusammenhang geschrieben hat, korrekturgelesen, bevor es abgeschickt oder abgegeben wurde.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Kenen auch eine Familie, wo die Tochter unbedingt ins Gymi wollte. Zuvor war sie eine sehr gute Schülerin, aber im Gymi musste sie büffeln und war trotzdem immer so knapp.

Fast von einem Tag zum andern entschied sie sich für eine Lehre. Nur ist der Lehrbetrieb recht weit vom Elternhaus entfernt, sodass sie sogar dort ein Zimmer hat. Wie es ihr zwischenzeitlich geht, weiss ich nicht, da ich die Eltern nicht so oft sehe.

Ich finde es ist eine Chance, es auch im Gymi zu veruschen. Klappt es nicht, wie in diesen Beispielen, so steht der Weg ja immer noch offen für eine Lehre. So kann niemand später das Gefühl haben, einen Versuch ausgeschlagen zu haben.
dido
Dabei seit: 08.03.2002
Beiträge: 462
Ich bin positiv überrascht, dass die Berufswahl jetzt in der Schule unseres Sohnes (8. Klasse, Bez) auf einmal ein Riesenthema ist. Sie haben tolle Unterlagen, die sie durcharbeiten, um ihren Interessen, Vorlieben, Schwächen auf die Spur zu kommen. Das betrifft die Klassenlehrerstunde, aber sie werden auch Bewerbungen schreiben und einen Vortrag über einen Beruf halten im Deutschunterricht und jeder muss eine Schnupperlehre machen. Das ist aber im ganzen Schulhaus dasselbe, hängt also nicht vom Lehrer ab. Zu den weiterführenden Schulen gibt es noch separate Info-Abende. Und im nächsten Frühling gibt es noch 1:1-Bewerbungsgespräche zum üben. Keine Rede von Zwang oder Druck hin zur Matura, fast im Gegenteil. Letztes Jahr gingen hier übrigens 52 % der Bez-Abgänger an weiterführende Schulen, der Rest begann eine Lehre oder ein Praktikum.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Im Kanton ZH ist das glasklar: In der Sek (egal ob A, B oder C) ist die Berufswahl Bestandteil des Unterrichts (2. und 3. Sek), und zwar mit einem hohen Stellenwert. Im Gymi gehört das schlicht nicht dazu, weil das Gymi nicht Zubringer ist für Lehren oder andere weiterführende Schulen, sondern einzig und allein die Matura zum Ziel hat. Es gibt dafür im 2. Gymi Informationen zur Profilwahl.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 22.09.2014 um 14:58.]