"Erziehungsmethoden" bei Teenagern

dido
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 08.03.2002
Beiträge: 462
Wir haben 2 Söhne, 14 1/2 und 12 Jahre alt. Mein Mann ist hauptsächlich zuhause und erlebt den Alltag mit. Ich bin eher in der Rolle des Familienvaters, der abends heimkommt und dann eher der "Liebe" ist.

Wir stellen nun fest, dass wir zunehmend Schwierigkeiten haben, wie wir mit unseren Söhnen umgehen. Offenbar ticken wir hier einfach ganz unterschiedlich. Mein Mann versucht, mit Druck und Schreien und Drohungen und harten Strafen, den Teenie zu gewissen Dingen zu bewegen (ich sehe schon FJN am tippen...). Es geht um alltägliche Dinge wie Aufräumen, rapportieren über Schule/Aufgaben/Prüfungen, Schnupperlehrstelle suchen, aber auch Zähne putzen und Nachtspange benützen und natürlich Game-Zeiten und Youtube-Filmchen gucken. Grundsätzlich muss ich eben sagen, dass unsere Kinder eigentlich noch gut "funktionieren", wir können uns nicht beklagen. Aber mein Mann empfindet den Alltag nun als sehr aufreibend und wenig erfolgbringend. Ich selber gebe mir sehr Mühe, den Älteren nicht wie ein Baby zu behandeln, sondern eher erwachsen nach seinem Tag zu fragen oder zu sonst einem Thema. Ich mag mich noch so gut an meine eigenen Teenagerzeiten erinnern! So fühlen aber wir Eltern uns nun gegenseitig unverstanden und vom anderen mit echten oder eingebildeten Vorwürfen konfrontiert. Aber mein Mann kommt mir genau vor wie der Chinese, der am Grashalm ziehen will, damit er schneller wächst. Ich muss dazu vielleicht noch sagen, dass er sowieso psychisch etwas angeschlagen ist, er hatte vor ein paar Jahren ein Burnout, arbeitet jetzt aber morgens 50 % und das funktioniert soweit gut. Trotzdem ist er dünnhäutig, aber mit hohen Ansprüchen an sich und andere. Von daher kann ich ihm jetzt nicht allzu massiv in den Rücken fallen oder ihn ändern wollen oder so. Es ist noch schwierig zu erklären.

Wie läuft das bei Euch? Zu Kleinkinderzeiten war das irgendwie viel einfacher und klarer, eine gemeinsame Linie zu haben! Ich will auch nicht sagen, dass mein Laissez-faire DIE Lösung ist, vielleicht stürzt mein Sohn irgendwann ganz ab und ich werde dann die einzig Schuldige sein *ironieoff*. Aber ich möchte, dass er selber verantwortlich ist für seine Sachen, wann sonst soll er das denn lernen? Vielleicht läuft er einmal irgendwo rein. Vielleicht schafft er die Bez nicht mit einem 5,0 Abschluss. Vielleicht macht er sogar ein Zwischenjahr. Vielleicht ist er einfach nicht reif genug und macht irgendwann später einen Entwicklungssprung. Ich bin doch auch nicht Hellseher. Bin ich zu naiv? Zu wenig streng? Ich find's grad so schwierig, immer das richtige zu machen und zu sagen... aber ich habe ein positives Gefühl, dass es etwas "gibt" aus dem Kerl und er seinen Weg macht.
yucca
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
Ich kann deine bedenken so gut verstehen. ich finde dass man jugendlichen viel zu wenig zutraut und als eltern das gefühl hat, alles zu kontrollieren und in erfahrung bringen zu müssen. wir haben regeln und abmachungen, die eingehalten werden müssen, ansonsten zieht es konsequenzen mit sich. mit schreien und drohen erreicht man nichts, ok ich wurde bei meiner tochter erst letzhin auch laut, weil sie klar überbordet hat. wenn ich aber wirklich laut werde, wissen sie das nicht mehr gut kirschenessen ist und dann maulen sie auch nicht mehr retour. von zeit zu zeit machen wir einen runden tisch und da werden abmachungen und konsequenzen besprochen. kinder/jugendliche die viel angeschrien oder bedroht werden, stumpfen ab. die gefahr besteht dass dein mann irgendwann keinen zugang mehr findet zu euren jungs. notiert doch mal alle, das positive und negative eures zusammenleben, setzt euch an einen tisch um zu besprechen was jedes beitragen kann zum besseren zusammenleben. dein mann muss sein handeln und die erwartungen dringend ändern. kinder sind keine roboter die auf knopfdruck leistung bringen. pubertierende teenies haben eine grosse baustelle im kopf und fühlen sich ja manchmal selber nicht wohl in ihrer haut. es liegt aber auch an uns eltern, für sie dazusein und zu helfen wenn sie im stau stecken.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 24.10.2014 um 11:30.]

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
dido, eben weil ich so eine rebellische Pubertierende war, selbst meine Mutter an den Rand des Aushaltbaren brachte, weiss, wie man "Machtausüben seitens der Eltern" ad absurdum führen kann als Jugendlicher, habe ich mich, als mein Jüngerer in der Trotzphase war, umgesehen, welche "Erziehungsmethoden" in Frage kommen.

Heute, meine Jungs sind 14 1/2 und 13, bin ich froh, hab ich damals Zeit und Energie investiert, habe mit meinem Mann Gespräch um Gespräch geführt.
Gut, wir waren uns immer einig, wir wollen unsere Kinder nicht mit Gewalt und Druck erziehen.
Aber wir wussten nicht, welche "Werkzeuge" wir sonst zur Verfügung hätten.

Heute sind wir froh, habe ich damals 2 Gordon-Kurse besucht, mit meinem Mann zusammen auch noch einen, sind in einigen Workshops gegangen, die sich mit Trotzphase, mit Vorschulalter, mit Pubertät beschäftigten.

Was ich damit sagen will: nichts geschieht von heute auf morgen - auch Erziehung nicht.

Und nein, bei uns herrscht garantiert nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen, aber unsere Differenzen können wir mit diskutieren, verhandeln, ausprobieren, wieder verhandeln, elendslangen Bettgesprächen immer bereinigen. Und vor allem freut mich eines: meine Jungs übernehmen Verantwortung für ihr Leben, mit jedem Jahr ein bisschen mehr - der eine schneller, der andere langsamer, der andere dafür konsequenter, der eine eher intervallsmässig, aber sie tun es.

Und von einem bin ich überzeugt: in der Pubertät beginnt aus Erziehung Beziehung!! Wenn du einem 14 1/2 jährigen noch immer sagen musst, er soll sich die Zähne putzen gehen, dann wäre das für mich ein Grund, hinter MEINE Bücher zu gehen und mich selbst zu hinterfragen!

Mein Rat an euch: besucht ZUSAMMEN Seminare, Workshops, etc., die sich mit Pubertät auseinander setzen - denn allein zu hören, dass es anderen auch so geht, zu hören, dass Druck in dem Alter gar nichts bereinigt, hilft deinem Mann, sein Verhalten leicht zu ändern.
Und er selbst sollte mit Hilfe von aussen sich selbst hinterfragen, ob er sich selbst nicht etwas Gutes tut, wenn er seine Ansprüche an sich selbst herunterschraubt!



[Dieser Beitrag wurde 2mal bearbeitet, zuletzt am 24.10.2014 um 11:51.]

Ich denke, also bin ich hier falsch !
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Das wichtigste ist meiner Meinung nach, dass Du mit Deinem Mann zuerst das Gespräch suchst in aller Ruhe und ihr beide eure Erziehungsvorstellungen diskutiert und gemeinsam festlegt, wie ihr dies in Zukunft regeln wollt. Ob ihr dann Kurse besuchen wollt oder ihr euch so einig werdet, müsst ihr selber herausfinden und festlegen.

Ob die Kinder "abstürzen" oder nicht, wissen wir alle zum Glück nicht zum voraus. Ich würd jetzt mal behaupten, dass meine 15 jährige Tochter ein relativ gut "lenkbarer" Teenie ist. Und bei der 9jährigen Tochter bin ich gespannt, wie es dann wird bis dahin, sie hat seit jeher eine Dickschädel. Momentan würde ich mal behaupten, ich mach mir um die Kleine mehr Gedanken was aus ihr wird, als bei der Grossen. Nur muss ich auch versuchen, bei beiden nicht zu schwarz zu sehen. Ich kann einfach darauf hoffen, dass alles gut wird und falls doch was ist, nach Lösungen suchen (und die hoffentlich beste Lösung auch finden).
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1023
ErZIEHung gehört zur Wortfamilie "ziehen".
Das heißt praktisch: du musst dir etwas auf-/einfallen lassen, was ZIEHT und logischerweise Druck vermeiden (damit würde es ja ErDRÜCKung).
Wenn wir erkannt haben, dass nicht nu der Körper sondern auch GEIST & SEELE HUNGER haben, sollten doch die entscheidenden Kräfte in anderen gut lenkbar sein, einfach durch EIN GUTES ANGEBOT, DAS ZIEHT.
Der Ich-kann-Schule-Satz 2008 sagt es so: "Wenn ich mit deinen Kräften BESSER umgehe als du, mögen sie mich und folgen m ir lieber als dir."
Es versteht sich wohl, dass man mit dem originalen Leben besser Erfolg hat, wenn man original damit umgeht als wenn man versucht, es in vorbereitete Schablonen zu zwängen.
Wir sind sind ja alle extra mit WAHRnehmung begabt, damit wir es nicht ständig weiter falsch machen. Guten Erfolg also!
Franz Josef Neffe


"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
MelK80
Dabei seit: 10.02.2015
Beiträge: 55
Puh, also meine erste Meinung: Mit schreien erreicht und ändert man nix. Zweite Meinung: Kinder werden halt groß, bekommen ihren eigenen Kopf. Dumme Frage: Warum sollte dein Sohn „abstürzen“? Hab ich da was überlesen?

Junge Eltern aus dem schönen Harz in Mitteldeutschland!
*Fanta*
Dabei seit: 22.01.2006
Beiträge: 981
"MelK80" schrieb:

Puh, also meine erste Meinung: Mit schreien erreicht und ändert man nix. Zweite Meinung: Kinder werden halt groß, bekommen ihren eigenen Kopf. Dumme Frage: Warum sollte dein Sohn „abstürzen“? Hab ich da was überlesen?


gräbst du eigentlich nur noch alte Themen aus?! icon_rolleyes.gif banghead.gifbanghead.gif
Spargel_2
Dabei seit: 26.10.2007
Beiträge: 1388
@Fanta: Habe ich mir auch gedacht...

Aber es läuft halt seit Monaten nicht mehr sehr viel in diesem Forum.

Nehme jeden Tag wie er kommt!
MelK80
Dabei seit: 10.02.2015
Beiträge: 55
Ich verstehe nicht, was diese Angriffe sollen? Franzo Josefs Beitrag zu diesem Thema ist dochnur vier Tage älter?! Warum werde da angemacht?


Junge Eltern aus dem schönen Harz in Mitteldeutschland!
second2
Dabei seit: 01.06.2012
Beiträge: 815
Das Thema ruhte nun doch schon seit Oktober 2014 ...

FJN ist nicht immer im Forum, doch plötzlich hinterlässt er dann wieder mal seine Theorien in ein paar Themen, doch da reagiert meistens niemand drauf ...

Grundsätzlich hast Du schon viele alte Themen ausgegraben, wo eigentlich schon alles durchdiskutiert ist. Von grossem Interesse ist das leider nicht mehr icon_rolleyes.gif

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