Blog
Sieben Erziehungsvorsätze im Praxistest

iStockphoto
Ein ganz lustiger Punkt beim Kinderkriegen ist ja der Vorher-Nachher-Vergleich: vor der Geburt glaubten wir zu wissen, wie der Hase zu laufen (krabbeln) hat, nach der Geburt lachen wir uns ob unserer Naivität tot. Erinnert ihr euch noch? Im selig-schwebenden Zustand der ersten Schwangerschaft, strotzend vor Selbstvertrauen und Energie, das Abenteuer «Baby» mit perfekter Vorbereitung besser als alle anderen zuvor zu meistern? Man kommt dann ja ziemlich rasch auf dem Boden der Realität an, nicht. Gute Vorsätze sind schliesslich zum Brechen da, siehe Neujahr. Ziehen wir mal Bilanz.
1. Das Kind schläft so rasch wie möglich im eigenen Zimmer im eigenen Bett.
Die angebotene BabyBay haben wir nur «für den Notfall» ausgeliehen, weil es uns ein befreundetes Paar wirklich (wirklich, also wirklich!) ans Herz gelegt hat. Aktueller Stand? Das Kinderbett haben wir umgebaut und an unser Elternbett montiert.
2. Stillen? Maximum sechs Monate, dann gehört mein Körper wieder mir.
Haha. Ich bin stillend wieder schwanger geworden. So viel zu dem Thema. Geht aber natürlich auch andersrum, wenns mit dem Stillen halt einfach nicht klappen will.
3. Wir kochen immer frisch.
Tun wir tatsächlich meistens. Aber so zwischendurch mal Fischstäbli, Tortellini oder Gnocchi aus dem Pack sind halt einfach saupraktisch mit Kleinkind am Hosenbein.
4. Wir werden vor dem Kind nicht am Smartphone sein. Nicht zu Hause, nicht auf dem Spielplatz.
Nur kurz diese SMS schreiben. Und kurz Twitter checken. Und schnell die Zeitung... Ganz ehrlich: Dauer-Handy-Konsum vor dem Kind geht gar nicht, wir sind Vorbilder. Aber pädagogisch wertvoll komplett handyfrei? Leider nein.
5. Fernsehen vor dem Schulalter? Bestimmt nicht!
Jaaaaaa! Aber da spielen grad Stan und Roger gegeneinander... nach «Papa» und «Mama» hat die Kleine ziemlich bald «Roger, Tennis!» gesagt. Dauerfernsehen gibt’s aber nicht.
6. Vor dem Kind wird auf die Sprache geachtet. Möglichst keine Schimpfwörter!
Unsere Tochter sagt mit 18 Monaten äusserst verständlich «S(ch)eisse», wenn ihr etwas runterfällt. Ob sies nun von uns oder den Grosseltern hat (ja, imfall!), weiss ich nicht so genau. Aber sind wir ehrlich: soll sie nur «Scheisse» fluchen. Wir lernen ihr halt jetzt einen angemessenen, nicht inflationären Umgang mit Schimpfworten.
7. Wir bleiben bei der Wahrheit und vermeiden gängige «Eltern-Notlügen».
Mama, ziemlich schwanger, mag nicht rumtragen und hat keine Lust auf ein müdes und deshalb tobendes Kleinkind, weil sie Nein sagt zur Rutschbahn: «Süsse, die Rutschbahn wurde grad geputzt und ist nass, darum rutscht es grad gar nicht. So doof.»
Genau, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Welche Erziehungsvorsätze habt ihr ziemlich schnell über Bord geworfen?
Das könnte Sie auch noch interessieren:
Samichlaus geht ja noch durch, als Teil unserer Rituale und Kultur. Eltern flunkern ihre Kinder aber auch in anderen Lebensbereichen an. Tun Sie es auch? Klicken Sie sich durch die Galerie der 10 Elternlügen, die jeder kennt.










Claudia Joller ist 1984 im Fricktal geboren und hat sich ins Luzerner Exil abgesetzt. Sie unterrichtet Wirtschaft und Gesellschaft an einer Berufsschule und ist seit Februar 2016 Mutter einer kleinen Tochter. Seit der Geburt ist eigentlich so gut wie gar nichts mehr, wie es vorher war und sie ist staunend freudig gespannt, was die Reise mit dem kleinen Leben an der Hand noch für Abenteuer für sie bereit hält. Alle Blog-Beiträge von Claudia Joller finden Sie hier.