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Internetforen: Mütter, entspannt euch mal

Private Screeenshots von Veronica Bonilla Gurzeler
Vor Kurzem bin ich auf Twitter über folgenden Tweet gestolpert: Wer glaubt, dass mit Frauen an der Macht weniger Kriege herrschten, sollte in einem Mütterforum mal Beiträge zum Thema «Abstillen» lesen. Der Tweet wurde fleissig favorisiert und geteilt.
Das Thema ist bekannt. In Mütterforen herrscht ein erbitterter Krieg der Ideologien. Da gibt es definitiv ein Richtig und ein Falsch und ganz bestimmt keinen Mittelweg. Und weil jede Mutter nur das Beste für ihr Kind will, wird jede Form der Kritik als höchstpersönlicher Angriff angesehen, der mit schärfstem Geschütz vergolten werden muss. Stillen, impfen, tragen, Zucker, Geburt und (externe) Kinderbetreuung sind einige Minenfelder der Mütterkommunikation. Und die Tretminen sind zahlreich verteilt. Egal was man schreibt, eine geht sicher hoch.
Machen wir ein fiktives Beispiel:
Anna: «Hallo Mädels, ich muss bald wieder arbeiten und wir geben unsere Maus (6M) für zwei Tage in die Kita. Abpumpen ist nicht so meins, deshalb werden wir abstillen. Wie gehe ich am besten vor?»
Pusteblume: «Warum willst du nicht abpumpen? Manche Mütter enthalten ihren Babys das Beste vor, weil ihnen der Aufwand zu gross ist :’(((»
Wölkchen82: «So klein in die Kita? Das arme Kind. Ich bin Vollzeitmama, ich geniesse gaaaaanz meine Kinder.»
Edelkirsche: «Was meinst du denn damit?! Ich bin auch Vollzeitmama, auch wenn ich 60% arbeite! Gebe ja das Mama-Sein nicht an der Bürotüre ab!! Und geniessen tu ich meine Kinder trotzdem!! Und meine sind dann wenigstens sozial, im Gegensatz zu den zu Hause eingesperrten Wattehaus-Kindern!!»
Glühwürmchen31: «Ich würde nie mein Baby bereits mit sechs Monaten abstillen. Das gehört halt dazu, dass man für die Würmchen Dinge auf sich nimmt, die man selbst nicht toll findet. Meine Meinung.»
Anzahl Kommentare nach zwei Stunden: 76. Davon Ratschläge zum Abstillen: 2. Es sind fast ausschliesslich Mütter, die sich in dieser Intensität austauschen. Jetzt stellen wir uns einfach mal zum Spass vor, die Väter würden sich in diesen Foren tummeln. So in etwa:
Martin: «Hey Leute, meine Frau arbeitet bald wieder und will die Kleine langsam abstillen. Wie gehen wir vor?»
Leo: «Versucht mal, zwischendurch anstatt zu stillen einen Schoppen zu geben, könnt ja auch mit Essen beginnen, Brei oder Fingerfood, was euch besser passt. Wird schon gehen – viel Spass!»
Thread geschlossen.
Manchmal geht vergessen, dass dieses ganze Elternding nicht schwarz oder weiss ist sondern ein grosses, quietschbuntes Farbspektrum dazwischen hat. Drum liebe Mamas, entspannt euch. Wir sitzen alle im selben Boot auf demselben stürmischen Fluss und versuchen uns möglichst elegant auf diesem wilden Ritt durch die Baby- und Kinderjahre zu behaupten. Und solange die Kinder von ihren Eltern das Wichtigste überhaupt erhalten – Liebe, Liebe und nochmals Liebe –, ist ja (meist) alles im grünen Bereich.
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Claudia Joller ist 1984 im Fricktal geboren und hat sich ins Luzerner Exil abgesetzt. Sie unterrichtet Wirtschaft und Gesellschaft an einer Berufsschule und ist seit Februar 2016 Mutter einer kleinen Tochter. Seit der Geburt ist eigentlich so gut wie gar nichts mehr, wie es vorher war und sie ist staunend freudig gespannt, was die Reise mit dem kleinen Leben an der Hand noch für Abenteuer für sie bereit hält. Alle Blog-Beiträge von Claudia Joller finden Sie hier.