Au-pair
Eine Familie auf Zeit
Pamela Lautenschlager ist selbstständige Kommunikationsbeauftragte im 50-Prozent-Pensum, Roman Lautenschlager ist eben- falls selbstständig und Vollzeit als Finanzberater und -dienstleister tätig.
Heimweh
Mary Rose: Ich fühle mich hier wie ein Mitglied der Familie, wie die ältere Schwester der kleinen Cosma.
Pamela Lautenschlager: Das war am Anfang gar nicht so. Cosma brauchte etwa drei Monate, bis sie Mary Rose akzeptierte. Mary Rose ist unser erstes Au-pair. Aber jetzt sind die zwei unzertrennlich. Wir haben ein Au-pair engagiert, weil das Betreuungsangebot in der Gemeinde sehr spärlich ist.
Roman Lautenschlager: Am Anfang hatte ich zwar Bedenken: Ein zusätzliches Mitglied in der Familie? Ich machte mir Sorgen, ob wir uns nicht gestört fühlen könnten. Aber die Sorge war unbegründet. Wir sitzen regelmässig zusammen wie eine grosse Familie, geniessen es aber auch, wenn sich Mary Rose zurückzieht. Etwas Rückzug braucht auch sie. Die Raumaufteilung unserer Wohnung ist ausserdem gut, sodass wir Eltern im oberen Stock unseren eigenen Bereich haben. Wir haben uns bestens an Mary Rose gewöhnt.
Cosma: Einmal in der Woche darf ich bei ihr im Zimmer schlafen. Heute haben wir zusammen Mangokuchen gemacht, ein Rezept aus ihrer Heimat.
Mary Rose: Am Anfang war es hart für mich als Philippinin in Europa. Wir Asiaten sind eher zurückhaltende Menschen,werden nie laut. Die Europäer hingegen treten viel selbstbewusster und stärker auf. Überall auf der Strasse werde ich mit «Grüezi» angesprochen. Auch die Kinder sind sehr selbstbewusst. Es war für mich schwierig, den Draht zu Cosma zu finden. Aber sie war gleichzeitig auch meine Inspiration, für meine eigenen Bedürfnisse einzustehen. Ich habe gelernt, mich durchzusetzen.
Pamela Lautenschlager: Wir mussten ihr am Anfang viel Support geben und ihr sagen, dass sie gegenüber Cosma autoritärer auftreten müsse, damit sie ihr nicht auf der Nase herumtanzt. Sie hat das inzwischen sehr gut gelernt. Eine Philippinin zu beschäftigen ist nicht immer einfach. Menschen aus Asien haben eine ganz andere Mentalität. Sie fühlen sich schnell brüskiert, wenn man ihre Arbeit kritisiert. Da ich nicht kleinlich bin, gibt es selten Kritik. Und sie ist so hilfsbereit und liebevoll, dass ich auch kaum Grund habe, sie zurechtzuweisen. Wir lassen sie nicht gerne gehen, ich habe beinahe Muttergefühle für sie entwickelt. Aber leider dürfen Personen aus Drittstaaten nicht länger als 12 Monate in der Schweiz arbeiten. Nichtsdestotrotz werden wir auch im nächsten Jahr wieder eine Philippinin engagieren.
Mary Rose: Ich habe viele Freundschaften geschlossen hier. Als Katholikin gehe ich regelmässig zur Kirche; dort treffe ich Gleichgesinnte, auch Leute aus den Philippinen. Ich werde den Ort hier in sehr guter Erinnerung behalten und den Kontakt zu meiner Gastfamilie auf jeden Fall aufrechterhalten.
Allerlei Fragen beschäftigen Väter und Mütter, wenn sie über eine Au-pair-Lösung nachdenken. «Gehörst du jetzt zu den Wohlhabenden?», fragen Freunde. «Hast du nicht das Gefühl, gestört zu werden mit einem Teenager im Haus?» Oder: «Kann denn eine 16-Jährige, eine Wildfremde, die nicht mal eure Sprache spricht, wirklich auf eure Kinder aufpassen?» Und was, wenn das jeune fille nach einem Jahr, nachdem es die Kinder in ihr Herz geschlossen hat, wieder geht? Muss das nicht schmerzhaft für sie sein? «Einige Vorurteile gegenüber der Aupair- Lösung sind durchaus berechtigt», sagt Yolanda Gasser von der schweizweit grössten Aupair-Vermittlung «Pro Filia». Sie will nichts beschönigen. «Dennoch lassen sie sich nicht grundsätzlich bestätigen, und man vergisst oft die bereichernde Seite.» Gasser leitet die Filiale im zweisprachigen Kanton Fribourg, wo der Wegzug in die Fremde als Au-pair bei den jungen Mädchen derzeit voll im Trend ist. Es sind also nicht in erster Linie jene Mädchen auf der Suche nach einer Gastfamilie, die keine andere Ausbildungslösung gefunden haben. «Die Arbeitgeber in unserem Kanton haben entdeckt, dass die jungen Frauen sprachlich gut gerüstet sind, wenn sie ein Jahr in der Deutschschweiz verbracht haben. Oft machen sie ein Deutschschweiz-Jahr sogar zur Bedingung für einen Lehrvertrag.» Gasser begleitet und vermittelt die jungen Schulabgängerinnen und mittlerweile auch einige Schulabgänger seit bald sieben Jahren.
Wichtig für angehende Gastfamilien sei, «dass sie bereit sind, eine junge, kinderliebende Person als weiteres Familienmitglied bei sich aufzunehmen». Dieses fühle sich wohl, wenn es in der Familie voll integriert sei. Immerhin habe man einen Teenager im Haus, der auf ein offenes Ohr der Familie angewiesen sei. «Es gibt aber auch Mädchen, welche die Freiheit und die Distanz zum eigenen Elternhaus geniessen und sehr selbstständig ihr Leben in der Fremde in Angriff nehmen.»
Jeune-homme Leo
Ein Au-pair muss geführt werden, braucht aber auch Raum, um sein neues Leben zu gestalten. Gasser empfiehlt, einen Arbeitsplan aufzustellen; je nach Bedarf kann dieser eine 30- bis 40-Stunden-Woche umfassen. Das Au-pair bringt sich beim Kinderbetreuen, Haushalten, Einkaufen oder bei der Gartenarbeit ein und begleitet die Familie, wo es gebraucht wird oder wo es gerne dabei ist. Es brauche am Anfang etwas Zeit und Geduld, um das Mädchen oder den Jungen einzuarbeiten, sagt Gasser. Die Familie muss ihm den Wohnort, den Schulweg oder den Weg zum Schwimmbad zeigen. Das neue Mitglied der Familie muss Einkaufsmöglichkeiten, die Bibliothek und den Bahnhof finden können; ebenso Orte, die es für die Freizeitgestaltung aufsuchen kann. «Wenn sich ein Jeune-fille aber einmal wohlfühlt und sich auskennt, wird es rasch zu einer unentbehrlichen Hilfe.» Für beide Seiten sei die Integration eine kulturelle Bereicherung. «Au-pairs bringen sich mit Kochrezepten aus der Heimat ein, kennen andere Lieder oder Einschlafrituale, welche die Kinder lieben lernen», so Gasser. Umgekehrt stellen sie fest, dass nicht alles stimmt, was den Deutschschweizern nachgesagt wird. So essen nicht alle abends kalt und trinken nur Wasser, wie die Romands glauben. Auch sind viele nicht so engstirnig, wie in der Westschweiz stets behauptet wird. Diese Erkenntnis haben viele Au-pairs, nach einem längeren Aufenthalt müssen sie es ja wissen.
Wer sich für eine Au-pair-Lösung entschieden hat, erweitert die eigene Familie um ein Mitglied. Folgendes ist bei der Anstellung zu beachten:
Es gibt Standard-Arbeitsverträge des Verbandes der Schweizer Au-pair-Organisationen (www.au-pair-suisse.ch). Der Nettolohn für ein Jeune-fille oder einen Jeune-homme beträgt je nach Arbeitszeit zwischen 490 und 600 Franken, dazu kommen Kost und Logis. Eine Gratifikation oder ein 13. Monatslohn kann auf freiwilliger Basis entrichtet werden. Bei Au-pairs, die älter als 18 Jahre alt sind, fallen zusätzlich AHV-Beiträge an. Die Vermittlungen verlangen für ihre Dienstleistung eine einmalige Einschreibgebühr sowie eine Vermittlungsgebühr für jede erfolgte Platzierung. Im Gegenzug stehen sie gerade für eine seriöse Abklärung der angehenden Au-pairs und die Suche nach der passenden Familie. Die Gastfamilie muss eine Unfallversicherung für die Dauer des Arbeitsvertrages abschliessen. Für die Kosten der Schule sowie des öffentlichen Verkehrs kommt das Au-pair selber auf; falls es im Auftrag der Gasteltern oft mit den Kindern unterwegs ist, darf es einen angemessenen Beitrag an das Bus- oder Bahnabonnement erwarten. Eine Deutschschweizer Familie ist aufgefordert, in Anwesenheit des Au-pairs hochdeutsch zu sprechen. Sie ist verpflichtet, ihr ein abschliessbares Zimmer zur alleinigen Verfügung bereitzustellen. Das Au-pair braucht einen gut strukturierten Wochenarbeitsplan. Für die Freizeitgestaltung ist es selber zuständig, sollte sich aber auf die Unterstützung der Gastfamilie bei der Suche verlassen dürfen sowie ein offenes Ohr in allen Lebenslagen erwarten. Und nicht vergessen: Auch ein Jeune-fille oder ein Jeune-homme hat Geburtstag und freut sich an Weihnachten über eine kleine Aufmerksamkeit.
Hin und wieder kommt es zu Umplatzierungen, weil die Zusammensetzung nicht stimmt oder die Erwartungen zu sehr auseinanderklaffen. Gasser erzählt von Gastfamilien, die ihr Au-pair nicht gut integrieren und es als reine Putzhilfe ausnützen oder sich kaum an die Arbeitszeitregelung halten. «Ein Au-pair lässt sich nicht wie ein Besen im Schrank versorgen.» Diesen Satz müssen sich solche Familien dann von ihr anhören. Umgekehrt gebe es auch Mädchen, die sich nicht engagierten, ihren Job nicht zuverlässig erledigten oder kein Interesse an den Kindern zeigten. Meist aber spüren erfahrene Vermittlerinnen wie Yolanda Gasser solche Tendenzen, bevor es zu einer Fehlplatzierung kommt. Von den rund 120 jährlich platzierten Aupairs muss sie im Schnitt für 15 bis 20 eine neue Lösung suchen.
Der Anfang eines Sprachjahres ist oft von Heimweh geprägt, die erste Zeit für die Mädchen ist oft hart, nicht selten wollen sie das Vorhaben abbrechen. Doch sind die ersten drei Monate überstanden, die erste Sprachbarriere überwunden, lebt sich eine junge Person meist gut ein. Oft hört Gasser um die Weihnachtszeit von Gasteltern den Satz: «Sie ist jetzt angekommen.» Und ist das Jahr in der Fremde einmal um, verlässt eine gereifte junge Person oft mit Tränen «ihre» Familie und ihre zweite Heimat. Und ja, auch für die Kinder ist das oft ein schmerzhafter Abschied. «Dies lässt sich nicht vermeiden, aber den Arbeitsvertrag zu verlängern, ist auch keine gute Idee», sagt Gasser. Denn die Mädchen sind nach einem Jahr definitiv reif für etwas Neues. Man kann es aber auch positiv formulieren, wie es eine Mutter tat, die seit acht Jahren auf die Vermittlung von Au-pairs durch Pro Filia zählt: «Die Kinder dürfen sich jedes Jahr auf ein weiteres Familienmitglied freuen.»
Immer häufiger vermittelt Pro Filia auch junge Männer. Sie machen zehn Prozent aller Au-pairs bei Pro Filia Fribourg aus. Männliche Au-pairs müssen oft gegen Vorurteile ankämpfen. Da ist einerseits die Angst vor der fehlenden Reinlichkeit, den man den Mädchen automatisch, «aber nicht immer zu Recht» zutraut, wie Gasser bemerkt. Andererseits fürchten sich Eltern auch vor sexuellen Übergriffen. Offenbar bleibt den jungen Männern nichts übrig, als mit dem Pädophilie-Verdacht zu leben, sobald sie mit Kindern arbeiten wollen. «Dabei sind sie in Familien, wo der Vater oft abwesend ist, willkommene Spielkameraden », betont Yolanda Gasser. «Ich begleite mehrere Familien, die zunächst skeptisch waren und sich dennoch auf einen jungen Mann einliessen. Nach ein paar Wochen kam praktisch ausnahmslos die Rückmeldung, dass sie ‹ihren› Mann im Haus nicht mehr hergeben. » Ja, es stimme: Jungs seien meist weniger anspruchsvoll, wenn es um Sauberkeit gehe. «Doch das kann man ihnen beibringen.» Umgekehrt seien sie aber auch nicht so anspruchsvoll in anderen Dingen und nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt wie viele pubertierende Mädchen, so Gassers Erfahrung.
Ist die Kinderbetreuung mit einem Au-pair nun eine Lösung nur für Wohlhabende oder nicht? «Nicht unbedingt», sagen fast alle Aupair- Familien. «Eigentlich ist es eine günstige Alternative zu Krippen, Horten und Nannys, sofern man ein Zimmer zur Verfügung stellen kann.» So lohne sich ein Au-pair finanziell, je höher die Anzahl der Kinder sei. Denn auch eine Tagesstätte ist nicht gratis. Rechne man noch die Haushalthilfe und das Babysitting an einzelnen Abenden dazu, bekomme man viel flexible und tatkräftige Hilfe für verhältnismässig wenig Geld. «Der Preis ist selbstverständlich nicht nur der Lohn, sondern auch die Bereitschaft, eine junge Person aufzunehmen, die nicht immer perfekte Arbeit leistet, und ihr die Möglichkeit zu bieten, eine Sprache zu lernen», fasst Yolanda Gasser zusammen. Man trage eine gewisse Verantwortung. «Doch was zurückkommt an Unterstützung und Abwechslung im Alltag, ist für viele – und für immer mehr Deutschschweizer Familien – die Mühe wert.» Ein Au-pair zu haben, ist ein Geben und ein Nehmen.
Männersache
Sibylle Wettstein ist Heilpädagogin mit einem 70-Prozent-Pensum und alleinerziehende Mutter.
Sibylle Wettstein: Bei mir musste es schnell gehen. Ich brauchte eine neue Lösung für die Betreuung meines Sohnes. Eine Bekannte von mir brachte mich auf die Idee mit der Au-pair-Variante. Doch mit meiner Dreizimmerwohnung würde das sicher sehr schwierig, dachte ich.
Leo: Ich hatte eine Automechaniker-Lehre angefangen, musste aber aufgeben wegen einer Hautallergie. Mein Wunsch, eine Ausbildung im Büro zu machen, brachte mich rasch zur Frage, wie ich mein Deutsch verbessern kann. Und so suchte ich eine Möglichkeit für einen Sprachaufenthalt. Ich wollte auch in eine grosse Stadt – raus aus dem kleinen Nest, in dem ich aufgewachsen bin. Weil das aber sehr teuer ist, habe ich mich als Jeune-homme beworben. Denn so kann ich lernen, wie man mit Kindern umgeht, und wie man einen Haushalt führt.
Sibylle Wettstein: Ich überlegte mir, dass sich Karim über einen Mann im Haus sicher freuen würde, also liess ich mich auf die Lösung mit einem Jeune-homme ein. Und ich bin begeistert. Er ist eine tolle Ergänzung, eine ruhige Natur, die unseren temperamentvollen Haushalt ins Gleichgewicht bringt. Am Anfang habe ich ihm gezeigt, wie ich mir das mit dem Putzen vorstelle, und wir machten einen Plan. Es klappt prima, ich kann mich auf ihn verlassen und er ist stets bemüht, sein Bestes zu geben. Karim hat sehr viel Energie und ist eine starke Persönlichkeit. Leo meistert diese Herausforderung zu meiner vollen Zufriedenheit. Kaum war er hier, hat er angepackt und sich rasch zurechtgefunden.
Leo: Manchmal bin ich froh, wenn ich endlich Wochenende habe; Karim kann tatsächlich anstrengend sein. Aber wir verstehen uns gut und er hört auf mich, wenn ich ihm Grenzen setze. Wir gehen oft zusammen Fussball spielen. Das mag er und ich natürlich auch (lacht).
Karim: Ich bin froh, konnte er schon gut deutsch sprechen, als er ankam. Manchmal necke ich ihn und sage ihm, dass ich froh bin, wenn er am Wochenende nach Hause geht. Aber dann vermisse ich ihn schon bald wieder und freue mich auf seine Rückkehr.
Sibylle Wettstein: Die beiden machen oft Witze miteinander. Manchmal überlege ich mir, ob sich Leo in meiner Wohnung nicht eingeengt fühlt, es hat nicht gerade viel Platz.
Leo: Mich stört das nicht, ich bin sehr zufrieden. Ich geniesse es, finde es cool, in Luzern leben zu können; die Stadt gefällt mir sehr. Und meine Eltern hatten nie ein Fragezeichen. Sie finden es super, dass ich meinen Sprachaufenthalt selbst finanziere.
Sibylle Wettstein: Ich werde nächstes Jahr wieder ein Au-pair engagieren. Mir ist es wichtig, dass Karim gut betreut ist. Ich bin offen für die Person, die kommt. Von mir aus kann auch eine junge Frau bei uns wohnen. Sie muss einfach zu uns passen.
Frühaufsteherin
Andy Hochstrasser (34) ist Radiojournalistin mit einem 40-Prozent-Pensum, Roman Eisserle (35) arbeitet als Schulleiter 100 Prozent.
Andy Hochstrasser: Ich war selber Au-pair in England, das war eine wunderbare Erfahrung. Als Journalistin beim Radio habe ich Arbeitszeiten, die weder mit einer Kindertagesstätte noch mit einer Tagesmutter- Lösung vereinbar sind. Ich muss regelmässig um halb drei in der Frühe aufstehen, um in der Redaktion die Morgen-Nachrichten vorzubereiten. Auch Roman geht meist vor sieben Uhr aus dem Haus. Dann muss jemand zu Hause sein. Ausserdem wird in unserer Gemeinde erst demnächst eine erste Krippe eröffnet.
Roman Eisserle: Mir ist es wichtig, dass meine Frau die nötige Unterstützung erhält, und mit Elise klappt das hervorragend. Elise ist eine bodenständige Person, unterstützt Andy gut und konnte sich prächtig in die Familie integrieren.
Andy Hochstrasser: Dies hat aber erst mit dem dritten Au-pair geklappt. Die ersten beiden haben uns nicht überzeugt. Die Hausarbeit machten sie zwar gut. Aber die eine hat gegenüber den Kindern kaum Emotionen gezeigt, die zweite hat sich kurz nach Stellenantritt verliebt und danach nur noch Augen für ihren Freund gehabt; sie meldete sich immer öfter krank. Das Wichtigste für mich ist, dass unser Jeune-fille einen guten Draht zu den Kindern hat. Hausarbeit kann man lernen, die Chemie zwischen Au-pair und Kindern aber muss von Anfang an stimmen. Das Vertrauen spielt eine grosse Rolle. Das Au-pair darf die kleinen Kinder nicht aus den Augen lassen. Elise war erst 15 Jahre alt, als ich ihr letzten Sommer die Kinder anvertraute. Aber ich sah rasch, dass sie sehr verantwortungsbewusst mit ihnen umging. Die Kinder mögen sie sehr und werden sie vermissen, wenn das Jahr vorüber ist.
Lia: Ich habe es gern, dass sie mit uns spielt und «gigelet».
Elise: Mit den Kindern spielen, gefällt mir mehr als die Hausarbeit (lacht). Die Arbeit mit drei Kindern ist manchmal anstrengend, dennoch liebe ich das Zusammensein mit ihnen. Das Deutschschweiz-Jahr wird mir auf der Suche nach einer Lehrstelle helfen. Ich werde ab August in einer zweisprachigen Kinderkrippe arbeiten. Dass ich nun Deutsch gelernt habe, ist ein grosser Vorteil. Die Zeit bei meiner Gastfamilie ist eine tolle Erfahrung. Die Familie hat mich integriert, ich fühle mich als Teil von ihr.
Andy Hochstrasser: Viele Leute haben das Gefühl, ein Au-pair zu haben sei enorm aufwendig oder teuer. Klar, man muss dem Mädchen ein Zimmer zur Verfügung stellen und ihm Familienanschluss gewähren. Auch ist die Einarbeitungszeit intensiv. Aber Elise ist sehr gut vorbereitet bei uns angekommen. Sie hat sich selbstständig im Deutschkurs angemeldet und sich einen Volleyballclub gesucht. Auch hat sie vor Stellenantritt die Reise zwischen Fribourg und Wolhusen geübt.
Roman Eisserle: Wir werden wieder ein Au-pair haben. Die Kosten waren nicht ausschlaggebend für unsere Betreuungslösung. Aber unter dem Strich ist sie wohl am günstigsten.